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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Engelhardt, Walter von: Der Sennefriedhof in Bielefeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0023
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Verstorbenen in allen Friedhofsangelegenheiten zu
beraten verpflichtet ist, im anderen Hause hat der
Friedhofverwalter oben seine Wohnung, unten seine
Geschäftsräume. Hier findet sich zur Einsichtnahme
für jedermann eine Mappe, in welcher Zeichnungen
aller bisher vom Friedhofsausschuß genehmigten
Grabsteine gesammelt werden und zwar mit An-
gabe der Bezugsquelle, so daß danach ohne Ein-
holung besonderer Erlaubnis die Bestellung erfolgen
kann. Nebenbei steht es jedem frei, einen neuen
Entwurf auszuführen, wenn der Ausschuß ihn für
zulässig erklärt hat. Diese Zensur wird ohne Zweifel
für das künftige Friedhofbild sehr nutzbringend sein
und sollte in allen Städten — unter der Voraus-
setzung, daß verständige
Kritiker dieses Amt aus¬
üben — eingeführt werden.
Von der Führung und
Ausgestaltung des Haupt¬
weges, der in fast südlicher
Richtung den Eingang mit
der Kapelle verbindet, ge¬
winnt man aus dem Lage¬
plan (Seite io) und aus den
Ansichten (Taf. 26) eine
nur unvollkommene Vor¬
stellung, so daß das, was
ich hier als fehlerhaft emp-
finde, im Bilde nicht in Er¬
scheinung tritt. Eine gerad¬
linige Wegeführung vom
Haupteingang auf einen
Rundplatz und von da in
stumpfem Winkel wieder
geradlinig zur Kapelle, das
wäre meines Erachtens die
einzige Wegeform gewesen,
zu der eine Allee als aus¬
gesprochen architektoni¬
sches Gartengebilde gepaßt
hätte. War man hier aber,
wie es scheint, aus irgend¬
welchen Gründen genötigt,
mit geschwungenem Wege¬
zuge die Kapelle zu er¬
reichen, d.h. auf eine straffe
architektonische Beherrsch¬
ung des Geländes zu ver¬
zichten, so hätte auch die
Allee fehlen müssen, und
der Weg hätte sich zwischen
natürlichem Kiefernwald
durchwinden sollen. Die
gegenwärtige Ausgestaltung
dieses Weges und der ähn¬
lich behandelten Hauptver¬
kehrswege scheint mir daher
— ganz abgesehen von den

störenden, freilich nur vorübergehend hingepflanzten
Weingirlanden, Fichten und Staudenrabatten —nicht
so glücklich geraten, wie man es im Interesse der
schönen Bauten wohl gewünscht hätte. Insbesondere
berührt dieser Haupteingangsweg da unsympathisch,
wo er den Platz vor der Kapelle erreicht und un-
vermittelt abbricht, scheinbar erschreckt durch das
überraschende Bauwerk, das er unerwartet im Walde
angetroffen hat. Vielleicht ließe sich noch für die
Zukunft durch dichte Waldpflanzung an Stelle
der Allee die wünschenswerte Massenwirkung er-
reichen, die für eine einwandfreie Raumschließung
des vortrefflichen Kapellenplatzes eine unerläßliche
Bedingung ist.


Friedrich Schultz, Stadt-
baurat in Bielefeld

Gräber unter Kiefern auf dem
Sennefriedhof in Bielefeld

Architektonische Rundschau 1914
Seite 11
 
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