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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Ausbildung und Prüfungen des Architekten, [1]: Eine Umfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0044
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Michael Kurz, Augs- Katholische Kirche in Pfersee-
burg-Göggingen Augsburg. (Vergl. Tafel 62—66)


Geh. Baurat Ludwig Hoffmann, Berlin:
„Die in Ihrer Abhandlung entwickelten An-
sichten stimmen fast durchweg mit den Erfahrungen
überein, welche ich in vieljährigem Zusammen-
arbeiten mit zahlreichen jüngeren Kollegen gemacht
habe. Es wird auf den Technischen Hochschulen
zu wenig Zeit auf das Entwerfen einfacher
Bauwerke, auf das Studium architektonischer Wir-
kungen an guten ausgeführten Bauten und ganz
besonders auf das Detaillieren mit Rücksicht
auf die verschiedenen Materialien verwandt. Hier-
für könnte durch eine Beschränkung der Be-
schäftigung mit manchen Hilfswissenschaften mehr
Zeit gewonnen werden. Sie haben ganz recht,
eine engere Verbindung der Baukunst mit den
anderen Künsten und eine nähere persönliche
Verbindung von Lehrer und Schüler, wie dies in
früheren Jahrhunderten der Fall war, wäre von
großem Vorteil.“

Professor Eugen Honig
(B.D.A.), München:
„Ihr Aufsatz war mir
aus der Seele gesprochen.
Wenn ich auch gestehen
muß, daß in dem Vorschlag,
Technische Mittelschulen und
Technische Hochschulen ge-
wissermaßen miteinander zu
verbinden, wohl etwas schwer
Durchführbares liegt. Die
Aufgaben einer Technischen
Mittelschule sind eben doch
wesentlich anderer Natur,
nur werden dieselben viel-
fach nicht erkannt. Die tech-
nische Mittelschule, die Bau-
gewerkschule oder Bau-
schule, sollte in erster Linie
gute Bauführer, bessere Po-
liere, Distriktsbaumeister,
Landbaumeister und das in
den Bureaus notwendige
Technikermaterial heran-
züchten; in Wirklichkeit
bringt die Bauschule fast aus-
schließlich Techniker hervor,
so daß das Handwerk so gut
wie keinen Nutzen von diesem
Institut hat. Ich glaube auch,
daß Ihr sehr wohlgemeinter
Vorschlag, dem werdenden
Architekten einen Besuch
der Bauschule freizustellen,
dem jungen Studenten nicht
zusagen dürfte. Dies würde
eigentlich eine viel reifere
Auffassung voraussetzen, wie
sie allenfalls mit Zwang sei-
tensder Väter betätigt werden könnte. Ich halte auch
dies nicht für unbedingt notwendig, denn wenn die
Hochschule vonder Bauschule etwas lernen
will, so läßt sich meiner Meinung nach sehr wohl
eine ähnliche Grundlage von gediegenen praktischen
Kenntnissen an der Hochschule übermitteln, wie in der
Bauschule. Letzten Endes ist natürlich die Persönlich-
keit des Lehrers maßgebend. Ein tüchtiger Lehrer ist
in dem Falle alles, und der ist, wie mir scheint, ge-
rade bei der Baukonstruktion nicht immer vorhanden.
Die berufliche Ausbildung des Architekten auf
der Technischen Hochschule entspricht ja längst
nicht mehr den Anforderungen unserer Zeit. Seinen
sichtbaren Ausdruck findet dies in der großen Zu-
rückhaltung, welche alle Praktiker gegenüber stel-
lungsuchenden Hochschulabsolventen beobachten.
Diese Haltung ist bedingt durch den auffälligen
Mangel an Kenntnissen der Konstruktions- und
Baupraxis, durch das keineswegs als Kompensation

Architektonische Rundschau 1914
Seite 32
 
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