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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Ausbildung und Prüfungen des Architekten, [1]: Eine Umfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0046
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Willy P. Fuchs,
Stuttgart

Studie zu einem
Vestibül

schulen tun, die zurzeit fast alle hochwertige
Anstalten sind.
Hinsichtlich der zu bearbeitenden Bauaufgaben
würde es sich empfehlen, mehr als bisher kleinere
und bescheidenere Beispiele aus der bürgerlichen
Bauweise herauszugreifen und diese dafür um so
gründlicher zu behandeln. Auch sollte diese ganze
Entwurfsarbeit insofern einen praktischen Charakter
an sich tragen, als alle die in der Praxis üblichen
Einschränkungen und besonderen Bestimmungen,
wie Lage des Bauplatzes, Einwirkungen der Um-
gebung, Bauvorschriften, Kostenpunkt usw. gleich-
falls als mitbestimmende Programm punkte festgelegt
sein müßten. Die Bearbeitung von monumentalen
Entwürfen wäre tunlichst einzuschränken, weil den
Studierenden bei aller Veranlagung das nötige Maß
von Einsicht in technischer, künstlerischer und wirt-
schaftlicher Hinsicht abgeht. Auch tragen die monu-
mentalen Bauprogramme mit Schuld an der künst-
lerischen Überspannung in der Auffassung des
Architektenberufes. In unserer Zeit sichert vielfach
die technische Überlegenheit dem Baukünstler den
Vorrang. Wir brauchen mit wenig Kunst errichtete
Einfamilienhäuser, die aber dafür mit dem ganzen Raf-
finement moderner Tech¬
nik ausgestattet sind, wir
brauchen Kleinwohnungen.
bei welchen jeder halbe
Geviertmeter mehr oder
weniger überbaute Fläche
eine Rolle spielt, Klein-
wohnungen und Arbeiter¬
häuser mit restlos rationell
gelösten Grundrißformen.
Sehr zu wünschen wäre
eine innigere Fühlung des
Hochschulbetriebes mit der
Praxis, was sich bei Aus-

wahl geeigneter Lehrkräfte wohl von selbst ergeben
würde. Regelmäßige Besuche von Neubauten
in allen Stadien ihrer Entwicklung, von Fabriken und
Werkstätten zum Kennenlernen gewerblicher Prak-
tiken, gemeinsam mit Dozenten und Professoren,
wären gleichfalls zu veranstalten. Wenn seinerseits
der Studierende noch eine rationelle Verwendung
der übermäßig langen Ferien betreibt durch Auf-
enthalt in einem Baugeschäft oder Architekturbureau,
so dürfte er hoffen, bei dem Verlassen der Hochschule
der Praxis weniger unbehilflich gegenüberzustehen
wie jetzt.“
Professor Dr.-Ing. Klopfer, Weimar:
„Ich stelle zunächst mit Genugtuung fest, daß
Herr Voepel von einer „unbestrittenen Ebenbürtig-
keit oder gar Überlegenheit der Baugewerkschule in
bezug auf praktisch-technische Vorbildung“ über
die Hochschule spricht. Jeder Akademiker, der als
Lehrer oder Leiter an einer deutschen Baugewerk-
schule arbeitet, die den in Preußen im Jahre 1909
eingeführten Lehrplan befolgt und ausbaut, wird ihm
recht geben — die zwölf Sommermonate Baupraxis,
nebenher zumeist eine fachliche Vorbildung auf der
Gewerbeschule — sind tatsächlich eine recht vorteil-
hafte und dankbare Einfüh-
rung in die Theorien der
Bautechnik — es kommt
aber doch gerade beim
Mittelschulbautechniker ein
Etwas hinzu, was diesem
das Sicheinfühlen in den
Geist des Unterrichtsstoffes
recht erleichtert. Ich will
das negativ ausdrücken:
nämlich das Fehlen der
höheren Schulbildung. Un-
sere technischen Mittel-
schüler, zumeist der Volks-


Willy P. Fuchs, Stuttgart

Massenstudie

: ’! Hl IlH

Architektonische Rundschau 1914
Seite 34
 
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