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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Rasch, Edgar: Naturtheater
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0054
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Tiefe nochmals ein erhöhtes Podium, zu
dem Stufen hinaufführen.
Unserer Zeit war es vorbehalten, noch
eine dritte Art ,,Naturtheater“, besser
,,Freilichtbühne“, zu schaffen, wie sie
auf dem Bopserwald bei Stuttgart, im
,,Harzer Bergtheater“, auf der Rudels-
burg bei Kosen an der Saale und an-
derswo an historischen und romantischen
Orten bestehen, wo unter Verkennung
des Wesens der Sache mit waschechten
Haustheaterkulissen, -Requisiten, Puder
und Schminke Ritter- und Räuber-
geschichten aufgeführt werden.
Ich erwähne diese Geschmacksent-
gleisung absichtlich, da sie ein drasti-
sches Beispiel gibt, wie man es nicht
machen soll.
Ansätze, dem guten Naturtheater
wieder zu seinem Recht zu verhelfen,
zeigen sich. So hatte Wilhelm Kreis
vor dem sächsischen Haus auf der Dres-
dener Kunstgewerbeausstellung 1906 ein
solches in der durchaus richtigen Er-
kenntnis, daß für uns nur das Amphi-
theater in Frage kommt, angelegt. Auf
anderen Ausstellungen sah man später
ähnliche.
Wie ich oben erwähnte, haben wir in
der Hauptsache zwei Typen. Das barocke
Kulissentheater (Abb. 2» und Abb. 5 a—d)

Abb. 1. Ende eines Wandelganges.
Der Zuschauerraum, welcher nur Bühnenbreite
hat, steigt nach hinten in sieben durch breite Frei-
treppen verbundenen Terrassen an. Ein alter Plan
des Schlosses Schönborn an der Enns in Nieder-
österreich zeigt ein Naturtheater, bei dem der Zu-
schauerraum durch den davorliegenden Platz ersetzt
wird. Die sehr große Kulissenbühne zeigt in ihrer

übernimmt das Haustheatersystem. Im
Hause wird das Kulissensystem durch die
perspektivische Darstellung und Wandel-
barkeit der Örtlichkeit und die Beweglichkeit der
Satzstücke bedingt, die Kombinationsmöglich-
keiten verlangt. Die Wandelbarkeit der Dekoration
fällt naturgemäß bei festgewachsenen Heckenkulissen
fort. Das Ganze hat keinen Sinn mehr und ist allen-
falls eine perspektivische Spielerei, welche bei den
meisten Aufführungen sogar stört. Um die Perspek-

(Vergl. den Plan auf Tafel 81)

Abb. 2 Abb. 3


Architektonische Rundschau 1914
Seite 42
 
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