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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Rasch, Edgar: Naturtheater
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0056
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Theodor Richter (B.D.A.) &
Fritz Heß, Loschwitz b. Dresden

Wohnstube
mit Kochraum

Ob marfden Hintergrund aus Hecken oder vollem
Gehölz bildet, mit oder ohne plastischen Schmuck
versieht, die Zugänge zur Bühne portalartig durch
die Hecke schneidet oder oben freiläßt und anderes
möge von Fall zu Fall entschieden werden.
Bedenken wir, daß das Naturtheater eine sehr
vielseitige Verwendbarkeit hat und der Behörde, der
es gehört, in Form von Mieten die Kosten auf-
bringen kann, so ist es unverständlich, warum nicht
jedem Stadtpark in irgendeiner Form ein Natur-
theater eingefügt wird.
Berufsschauspieler und Theatervereine können
hier spielen, für Schul- und Vereinsfeste findet sich
hier ein Ort zu Aufführungen mancher Art. Für
Tänze und mancherlei sportliche Aufführungen ist
diese Bühne besser geeignet als das Haus, Versamm-
lungen können abgehalten werden, und für den
Redner bildet die Bühne eine Stellung, von der aus
sich besser zum Publikum sprechen läßt als auf
freier Wiese.
Die Wünsche vieler Theaterbesucher nach ab-
geschlossenen Logen und Rängen lassen sich, wie
der beigefügte Schnitt und Lage plan des Natur-
theaters für H. zeigen, leicht durch Heckenlogen und
Terrassierung erfüllen (Tafel 81).
Zu dem Plan des Naturtheaters für H. sei noch
bemerkt, daß dem Theater eine Wirtschaft vorgelagert
ist, von deren Veranden (Terrassen) man die sich

davor ausdehnenden Spiel-
und Sportwiesen gut über-
sehen kann (Abb. 4). Die
Aborte können sowohl vom
Theater aus als von der
Wirtschaft benutzt werden.
In der Achse kommt man
von den Kassenschaltern
zu den Garderoben, welche
durch Arkaden geschützt
und zu einem Säulenhof
mit Brunnen ausgebildet
sind. Durch zwei breite
Eingänge betritt man den
,,Wandelgang“, von dem
durch Heckenpforten der
innere Bogengang und der
Zuschauerraum erreicht
werden.
Der Wandelgang ist
mit Bänken und reichem
Hermen- und Figuren-
schmuck versehen (Abb. 1).
Eine imposante Pyramiden-
pappelallee schließt das
Ganze räumlich zusammen
(Tafel 81).
Tafel 82 zeigt eine
Ansicht der Heckenlogen
und die Bühne in der
Richtung der Pfeile im Plan. Hinter der Bühne,
durch Hecken und Mauern abgeschlossen, befin-
den sich für die Schauspieler Garderoben, Bäder,
Aborte, Requisitenhaus und ein kleines Geschäfts-
zimmer. Vor den Garderoben dienen Arkaden als
Wetterschutz. Zwei Säulen seitlich der Bühne
tragen die Stange zu einem abnehmbaren Vorhang
aus schlichtem einfarbigem dunklen Stoff. Das
Gestühl des Theaters ist leicht und zusammen-
legbar und wird in Räumen, welche den Wirtschafts-
gebäuden angegliedert sind, aufbewahrt.
Der Entwurf zeigt eine größere Anlage, an welche
ziemliche Ansprüchegestelltwerden. Ein Zusammen-
arbeiten des Architekten mit einem sehr tüchtigen
Gartenarchitekten, von den ersten Anfängen der
Planbearbeitung derartiger Entwürfe an, kann dem
schönen Gelingen solcher Arbeiten nur nützlich sein
und wird sich aus technischen Gründen unerläßlich
zeigen, besonders wo es gilt, mit geringen Mitteln die
bestmögliche Lösung zu finden, denn es wird durch
richtige, wohlerwogene Verteilung der Bauten und
gartenkünstlerischen Mittel eine bedeutende Er-
sparnis erzielt. Dies besonders dort, wo mit be-
scheidenen Mitteln gearbeitet werden muß. Leider
gestattet mir der verfügbare Raum nicht, auf die
technische Durchführung des Planes näher einzu-
gehen, doch dürften die Abbildungen das weitere er-
läutern.

Architektonische Rundschau 1914
Seite 44
 
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