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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Goettel, Jakobus: Die Planung gemeinnütziger genossenschaftlicher Siedlungen, sogenannter Gartenvorstädte, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0061
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Jakob
Goettel,
Stuttgart

Vierhausgruppe Gemeinnützige Baugenossenschaft für
Einfamilienhäuser in Obereßlingen bei
Eßlingen a. N. (Vergl. Tafel 99—100)

Die Planung gemeinnütziger genossenschaftlicher
Siedelungen, sogenannter Gartenvorstädte
Von Jakob Goettel, Stuttgart

Meinen Ausführungen möchte ich die sozialen
Grundsätze der Deutschen Gartenstadtgesell-
schaft vorausschicken:
„Eine Gartenstadt oder Gartenvorstadt ist eine
planmäßig gestaltete Siedelung auf wohlfeilem Ge-
lände, das dauernd im Obereigentum der Gemein-
schaft (Staat, Gemeinde, Genossenschaft u. dgl.)
erhalten wird, derart, daß jede Spekulation mit
dem Grund und Boden für immer ausgeschlossen
und der Wertzuwachs der Gemeinschaft gesichert
bleibt.
Diese soziale und wirtschaftliche Grundlage
bringt und erhält der neu entstehenden Stadt oder
Gartenvorstadt auch den Garten — selbst für den
Minder- und Unbemittelten —, macht sie zur ,Gar-
tenstadt'.“
Diese ,Gartenstadt' hat also mit einer beliebigen
Stadt oder Vorstadt, welche hier und da Gärten auf-
weist, nichts zu tun, auch nicht mit Villenkolonien
für die Wohlhabenden, die neuerdings mit dem
Namen ,Gartenstädte' geschmückt werden, um die

öffentliche Meinung für ihre nichts weniger als ge-
meinnützigen Gründungen zu gewinnen.
Beweise für die Verwirklichung obiger Gedanken
haben wir in England und seit einigen Jahren auch
in Deutschland genug, so daß ich sie als bekannt
voraussetzen kann. Ich möchte mich in diesen Blät-
tern auch nicht über die damit zusammenhängen-
den rein finanzwirtschaftlichen, bodenpolitischen und
-reformerischen Fragen auslassen, sondern die
Planarbeiten zu einer Siedelung von künstle-
rischen, wirtschaftlichen und technischen Gesichts-
punkten aus betrachten.
Die hohe deutsche ,Kultur', die ,Sachlichen'
und technischen' bitte ich um Verzeihung, daß
ich die Kunst dem Wirtschaftlichen und Technischen
voranstelle; ich will’s aber und werde das immer
wieder tun! Denn — gerade bei so großen ver-
antwortungsvollen Aufgaben für der Menschen
innerstes Wohlleben, wie die zu besprechenden,
muß es hier gesagt werden — Wirtschaftlichkeit und
Technik sind auch mir, von höherer Warte aus

Architektonische Rundschau 1914
Seite 49
 
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