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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Goettel, Jakobus: Die Planung gemeinnütziger genossenschaftlicher Siedlungen, sogenannter Gartenvorstädte, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0067
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vor Zugempfindungen

Gebrüder Rank,
München

seinsleben führen, gesprochen und meine Empfin-
dungen bestätigt gefunden, daß nur Helligkeit dem
Auge schädlich ist und zu innerer Sammlung und
Muße halbdunkle Raumteile und weniger helle Farb-
gebung ebenso notwendig sind wie Weiß in der
Küche usw.
Die Fensterbrüstungen, besonders in Küchen,
Schlafräumen und hinter der behaglichen Eckbank im
Wohnzimmer mache man nicht unter 1,20 m. Man
kann mehr stellen und ist
sicherer; die Behaglichkeit
wird gehoben. So sind in den
Obereßlinger Häusern (Ta¬
fel 98—-100) die Fenster zum
Garten hochbrüstig, die zur
Straße dagegen gehen bis auf
75 cm hinab und ziemlich
bis zur Decke hinauf.
Um auch einiges über
diese Typen zu sagen, so ist
hier die Küche nur als Koch-
und Spülraum vom Wohn¬
raum getrennt, wie bei der
Vierhausgruppe in Gronauer
Wald (Tafel 106). Nur wollten
die Eßlinger Leute die Ver¬
bindungstür zur Küche nicht,
weil sie der guten Wirkung
dreifacher Lüftung (Fenster,
Gartentür und Dunstfang mit
Schoferschornsteinröhre!)
nicht trauten. Ich halte es
für kinderreiche Familien
für bedenklich, mindestens
für umständlich. Mehrere
kleine Kinder in der natür¬
lich kleinen Küche (so traf
ich’s einmal an); zwei davon
wußten nicht, wo sie bleiben
sollten; mit dem dritten auf
dem Arme kochte die Mutter!
Zum Mittagessen geht’s dann
im Gänsemarsch über den
Flur in den großen Wohn¬
raum. Sie fühlten sich aber
glücklich, was ja schließlich
die Hauptsache ist. Ich
glaube aber, daß es manch¬
mal Ärgernisse, Reibereien
und Zank um Platz in der
engeren Küche gibt. Die
Frauen in Gronauer Wald
setzen ihre Kinder in die
Wohnecke und beaufsichti¬
gen sie durch die Verbin¬
dungstüre. Dort haben sie
Platz zum Spielen und Toben,
durchs Gartenfenster und

durchs Straßenfenster Sonne und Ausblicke. Ein guter
Platz an tiefbrüstigem Fenster mit Licht von links
ist auch in den kleinsten Typen für Nähmaschine
und Nähtisch neben dem für die übrigen typischen
Möbel nötig.
Wohnräume sollte man möglichst schon in der
Form behaglich anordnen, und eine sog. Wohnecke
-— aber in haushälterischer Weise — bilden. Das
spricht nach meiner Erfahrung immer sehr an, und
die Bewohner ,,fühlen“ sich darin.

Brauerei Humbser,
Fürth i. B.

Architektonische Rundschau 1914
Seite 55
 
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