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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Goettel, Jakobus: Die Planung gemeinnütziger genossenschaftlicher Siedlungen, sogenannter Gartenvorstädte, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0068
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Richard Schmidt,
Nürnberg

Turnhalle in Uffenheim bei
Nürnberg. (Vergl.Tafel 112)

Ist kein zweites kleineres
Wohnzimmer da, so hat
diese Raumgliederung den
Vorzug, daß die besseren
Möbel in dem Teil zur Straße
hin Platz finden können,
den ja auch der Besuch zu-
erst betritt. Bei dem 5,40 m
tiefen Raum der Obereßlinger
Häuser muß der Kachelofen
ziemlich in der Mitte, tun-
lichst aber näher der Wohn¬
ecke, stehen. Diesen lieben
die Leute sehr; denn erheizt
ihnen durch Blechkanäle
oder die Röhren der Schofer-
kamine ihre Schlafzimmer
und, wenn gewünscht, auch
das 14 qm große Dachzimmer
noch mit, und zwar gut
und ohne großen Aufwand
an Brennmaterial. Das
System ist daher sehr zu
empfehlen. Die geräumige
Veranda ist von der Küche
aus zugängig und bietet so
viel Platz, daß die ganze
Familie auch draußen essen
kann. In diesem Punkte
muß man die Leute noch
erziehen, weil sie in der Miet-
kaserne nicht daran denken
konnten. Im Sommer können
sie auf einer solchen Veranda auch waschen, vor
allem aber können die Kinder dort spielen, auch
nach einem Regenguß, wenn ein dichtes Laubdach
oder ein Balkon schützt. Diese Hauslaube, wie
ich sie lieber nenne, halte ich als Überleitung des
Hauses zum Garten für sehr wichtig. Man läßt
den Garten auf dieser Seite an sie herankommen,
setzt bei Reihenhäusern die Trennwand (Abb. auf
Seite 50) als 1,80 m hohe Hecke von schottischen
Zaunrosen bis auf einige Meter fort und ist auf
6—7 m vor den Blicken des Nachbars sicher; auf
der anderen Grenze macht man natürlich dasselbe.
Diese Rosen liefern gute Hagebutten. Schling-
pflanzen können an Hauslaube und am Haus selbst
emporranken. Die Gärten sollten nur von be-
währten Fachleuten, welche auch künstlerisch das
Zeug dazu haben, wenigstens entworfen werden.
Was die Schlafräume anlangt, so ist neben ge-
nügender Besonnung Querlüftung zu ermöglichen.
Neben den zwei bis drei Betten, Waschtisch, Schrank
und Stühlen ist je ein Tisch unterzubringen. Ein
Lüftbalkon ist sehr zweckmäßig, besonders, wo viele
Krankheiten vorkommen, für Genesende. Bei den
kleinsten Typen jedoch sieht man das aus wirtschaft-
lichen Gründen wenig ein und zieht ein Laubdach

oder, bis es da ist, ein Pfannendach vor. Im Flur
des Obergeschosses ist zweckmäßig ein Ausguß mit
Zapfstelle vorzusehen. Der Zugang zum Dachzimmer
kann durch ein Schlafzimmer gehen, wenn der ge-
wonnene Raum unbedingt nötig ist und es die Schlaf-
verhältnisse gestatten.
Das Dachzimmer selbst sollte genügend groß, gut
besonnt und belichtet sein. Dadurch steigt der WTert
der Wohnung sehr. Daneben bleibt immer noch
genügend Speicherraum und über dem Kehlgebälk
wieder Ablegeplatz.
Es hängt von der Vorliebe der Bewohner ab, ob
die Räume tapeziert oder schabloniert werden. Bei
weniger starken Wänden —- d. h. wenn gut geputzt
und isoliert ist — ziehe ich Tapeten der weiteren
Isolierung wegen vor. Sie wirken auch besonders
für Wohnräume wärmer als schablonierte Wände.
Ich rate aber dem Entwerfer, einen guten, farblich
und in der Form sehr erwogenen Fries zu schaffen,
die Tapeten mit einem schmalen Streifen oder einer
Leiste abzuschließen und daran oder etwas darunter
den Fries aufzuschablonieren. Dieser hebt auch eine
billigere Tapete. Das Gestotter der Fabrikfriese ist
eben schlecht, und gute sind zu teuer.
0 Fortsetzung und Schluß iolgt in dem nächsten Heft. 0

Architektonische Rundschau 1914
Seite 56
 
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