Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

DOI Artikel:
Voepel, Otto: Baukunst und handwerkliche Schulung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0086
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Handwerker- und Kunstgewerbeschule, Essen (Ruhr). Entwurf zu einem Vorgarten.
Lehrer: Alfred Fischer (B.D.A.) Schüler: Magdalinski


wenige Architekten an die selbständige Bearbeitung
von Monumentalaufgaben, und auch diese erst in
späteren Jahren; die Idealentwürfe ihrer Studien-
zeit nützen ihnen dann sehr wenig, wenn sie nicht
gelernt haben, ein Objekt kleineren Umfanges bis in
seine letzten Feinheiten durchzuschleifen. Das be-
weisen zahllose umfangreiche, künstlerisch wertlose
Staatsbauten zur Genüge.
Das Tätigkeitsgebiet des durchschnittlichen Privat-
architekten unterscheidet sich also hinsichtlich des
Umfanges seiner Bauten nur sehr wenig von dem des
mittleren Bauunternehmers. Die weit überwiegende
Mehrzahl unserer Arbeiterhäuser, Villen, Miet- und
Geschäftshäuser, ja selbst Schulen, Amtshäuser in
kleineren Orten u. dgl. wird von Bauunternehmern
und Bauwerkmeistern entworfen und ausgeführt; die
Inhaber der meisten größeren Baufirmen sind keine
Akademiker.
Diese Masse der baulichen Produktion auf ein
gleichmäßig tüchtiges Niveau zu heben, muß die
Hauptaufgabe der Bauschulen jeder Art bilden. Und
sowenig musikalisches Genie dazu gehört, um die
Gesetze der Harmonielehre zu begreifen, so gut kann
der durchschnittlich begabte Jünger der Baukunst
die Grundsätze einer ästhetisch befriedigenden Form-
gestaltung erfassen, zur Vermeidung von Fehlern
und Geschmacklosigkeiten erzogen werden. Auf
diesen Durchschnitt hin muß der ganze Anfangs-
unterricht eingestellt sein. Der besonders Begabte
wird sich dann allmählich aus der Masse heraus-
lösen und ihm, und nur ihm sind dann die Möglich-
keiten zu höherer künstlerischer Ausbildung zu bieten.

Dasselbe gilt von den einzelnen Zweigen des Bau-
handwerkes; hier hat sich im Schulbetrieb — der
durch keine Tradition belastet war — jene Gruppie-


Handwerker- und
Kunstgewerbeschule,
Essen (Ruhr)

Metall-
treib¬
arbeiten

Architektonische Rundschau 1914
Seite 74
 
Annotationen