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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Klopfer, Paul: Darstellungsmethoden im gewerblichen Zeichenunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0094
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Räumlich kann das Dargestellte
sofort wirken, wenn durch Schraf-
furen (einfache, weite und enge
oder sich kreuzende) oder durch
Flächentönungen Vorder-, Mittel-
und Hintergrund unterschieden wer-
den (Abb. S. 84, unten). Ich be-
haupte, daß bei einigem
Fleiße des Lehrers, bei eini-
gem Interesse des Schülers
jeder das Freihandzeichnen
in einer auch ästhetischen An-
sprüchen genügenden Weise
erlernen kann. Dem zeichnerisch
begabten Schüler wird in der Be-
handlung von Baum und Strauch,
in der Berücksichtigung von Einzel-
heiten noch genug Gelegenheit ge-
geben werden können, Schwieriges
zu überwinden.
Das perspektivisch konstruierte
Raumgebilde soll nicht anders behan-




Gewerbeschule, Stuttgart.
Lehrer: Götz

Aus der
Schlosserklasse






delt werden als das nach der Natur gezeichnete.
Es wird damit das erreicht, was das Ziel alles ge-
werblichen Zeichenunterrichtes sein und bleiben
wird: das Zusammenführen der zwei Wege: vom
Naturbilde zur Zeichnung einerseits und von der
mit geometrisch fachlichen Anschauungsmitteln er-
worbenen Zeichnung zum Naturbilde andererseits.
Die Verwendung des Schlag- und Eigen-
schattens wird bei raumtiefen Objekten ange-
bracht sein, freilich soll dann der Schatten sauber
konstruiert werden und klar und deutlich in gleich-
mäßiger Strichlage sich über die Körperwände
decken, doch so, daß deren Modellierung noch
durchscheint. Ähnlich soll auch die farbige Be-
handlung immer ins große Ganze gehen, bei kräf-
tigen Konturen werden auch Töne, die sonst nicht
gern unmittelbar nebeneinander stehen, sich ver-
tragen; da und dort wird auch die Spritzmanier,
die in der Wirkung körniger ist als der reine Farb-
ton, gute Dienste leisten.
Es ist bei klarer und richtig erfaßter Zeichnung
ohne Mühe möglich, den Schüler in die Behandlung
farbiger Flächen einzuführen; besonders der bau-
beflissene, dem der Sinn für das raumbildende
Moment der Architektur, also auch für den Innen-
raum, geweckt wurde, wird der farbigen Behand-
lung der Wände nähertreten müssen. Aber schon
im Interesse des Übergewichts seiner technischen
Ausbildung soll wenigstens dem Bauschüler inner-
halb des ihm vorgeschriebenen fünfsemestrigen
Pensums nicht allzuviel ,,Künstlerisches“ nahege-
bracht werden, und immer wieder mag vielmehr
vom Lehrer darauf geachtet werden, daß auch bei
den konstruktiv entwickelten Zeichnungen der Wert
des Dargestellten schon im einfachen Strich, in der

Architektonische Rundschau 1914

Seite 82
 
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