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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Klopfer, Paul: Darstellungsmethoden im gewerblichen Zeichenunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0096
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Großherzogi. Baugewerkenschule, Weimar Aus dem Unterricht im Entwerfen (Klasse i)


sehen Gebiete sind viel mehr als die Bauzeichnungen
rein fachwissenschaftlich, ich habe hier wiederholt
die Pflege der Rundschrift befürwortet, die aller-
dings bedeutend mehr Übung zu ihrer Beherrschung
erfordert als die Antiqua. Das ästhetische Moment
kann dabei aber doch wiederum nicht sowohl in
der Schriftart als vielmehr in der Verteilung der
Schrift auf die Zeichnung berücksichtigt werden.
Die ästhetische Beeinflussung unserer Maschi-
nentechniker erscheint mir nicht minder nötig
als die der Bautechniker. Peter Behrens hat
gezeigt, wie eng sich Kunst und Technik ver-
wandt sind. Es war nicht nur einer der modern-
sten, sondern auch der industriell spekulativsten
Schritte, daß die A. E. G. den exakten Raum-
künstler in ihre Dienste rief. Unsere Turbinen,
Dynamos, Elektromotoren, unsere Licht- und Kraft-
strommasten zeigen nun fast die völlige Kongruenz
der s parsam - technisch¬
errechneten mit der
künstlerisch empfunde¬
nen Form.
Im Maschinentechni¬
ker soll der Sinn für
diese Kongruenz aber
von früh an geweckt
und wachgehalten wer¬
den. Deshalb mag das
Freihandzeichnen auf
dem Gebiete der Ma¬
schinentechnik versu¬
chen, der schwerfälligen
Hand die Schönheit ein¬
facher Werkzeug- und

Maschinenteile verständlich zu machen (Abb. auf S.83
oben). Etwas Eigenschaften an den Gegenständen wird
die Wirkung des Körperlichen steigern. Im Fache
des Freihandzeichnens für Lehrlinge des Ma-
schinenfaches hat natürlich der Lehrer zunächst
die schwerste, scheinbar auch schlechtest lohnende
Arbeit zu leisten. Er muß sich die größte Mühe
geben, um im Schüler das Verständnis dafür zu
wecken, daß der und der Maschinenteil nicht bloß
technische, sondern auch schönheitliche Bedeutung
hat. Aber er wird bald seine Bemühungen mit Er-
folg gekrönt sehen: der Lehrling, dem der Begriff
für einen sauberen Feilenstrich, für Propertät der
Arbeit innewohnt, wird bald seine Freude auch an
diesem Freihandzeichnen haben — nur der Schmutz-
fink, der auch am Schraubstock nichts taugt, wird
nichts leisten.
Ich habe in meinen Ausführungen nur bau- und
maschinentechnische Be-
rufe ins Auge gefaßt.
Die Berufe, die sich mit
Flächenschmuck abzu-
finden haben, wie Maler,
Schriftsetzer, Lithogra-
phen usw. (auch die
Konditorengehörenhier-
zu), die Bildhauer, end-
lich aber die Bekleidungs-
gewerbe, bedürfen des
F reihandzeichenunter-
richts in anderer Weise
und sind nicht im
Rahmen dieser Abhand-
lung mit inbegriffen.


Architektonische Rundschau 1914
Seite 84
 
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