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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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Langen, Gustav: Gemeinsame Arbeit der einzelnen Architekten im Städtebau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0110
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Über dieses Entweder und Oder hinaus differen-
zieren sich nun aber die Beziehungen zwischen Grund-
riß und Aufriß bis in die feinsten Wirkungen hinein,
und auch hier bieten die Lösungen alter Stadtbau-
kunst eine Fundgrube für den beobachtenden Archi-
tekten. Welche Gesichtspunkte hier zu berück-
sichtigen sind, darüber geben nun die weiteren
Darstellungen des Wandermuseums genaueren
Aufschluß. Sie sind in folgenden Kapiteln be-
handelt:
1. Türme im Stadtbild und andere städtebau-
künstlerische Fragen (Stadtbauinspektor Hans
Strobel, Leipzig).
2. Der Maßstab im Stadtbild (Architekt Gustav
Wolf, Breslau-Carlowitz).
3. Die Schönheit der Bergstädte (Stadtbaurat
Schönfelder, Düsseldorf).
4. Umgestaltung alter Friedhöfe im Stadtinnern
(Städtebaumeister Muesmann, Bremen).
5. Kunst der Straße (Städtebaumeister Muesmann,
Bremen).
6. Alte Stadtbilder, Pläne und Ansichten zur
Denkmalpflege (Regierungsrat Blunck, Berlin).
7. Das Wasser im Stadtbild (Regierungsbaumeister
Deneke, Düsseldorf).
8. Historische Stadtbaukunst mit besonderer Be-

Abb. 4.
Alte Häuser in der Bierstraße zu Osnabrück


rücksichtigung der Baublockbildung und Denk-
malsaufstellung (Professor Dr. A. E. Brinck-
mann, Karlsruhe i. B.).
9. Der Raum im Stadtkörper (Seminar für Städte¬
bau, Berlin).
Diesen Darstellungen schließen sich an ein ört-
lich begrenztes Thema: „Der Städtebau im Weichsel-
lande“ von Architekt Wagner-Poltrock, eine Samm-
lung über künstlerische Bauberatung aus ver-
schiedenen Städten und eine Sammlung alter Stadt-
pläne und Stiche.
Eng an die Pläne der Altstädte (Abb. 1) schließt
sich die Zusammenstellung Nr. 6 (Abb. 2) an, welche
die Veränderungen an den alten Gebäuden der Städte
und die neuesten Grundsätze der Denkmalpflege in
gut ausgewählten Beispielen bringt. Besonders her-
vorgehoben ist hier der Grundsatz, daß auch alte
Städte kein totes Gerümpel in sich dulden sollen,
sondern den alten Gebäuden, die zu erhalten sind,
neue Zwecke zu geben haben, um sie dadurch lebens-
fähig und daseinsberechtigt zu erhalten, ein Grund-
satz, den wohl jeder Architekt, der irgendwelche
alte Stücke vor dem Untergang bewahren möchte,
in seiner Praxis mit Erfolg wird anwenden können,
da er hier neben den ästhetischen auch wirtschaft-
liche Gründe in die Wagschale zu werfen hat. Hierzu
gehört auch die im Thema Nr. 4 behandelte Er-
haltung alter Friedhöfe, denen unter Beibehaltung
der schönsten alten Grabmonumente der neue Zweck
der Erholungs- und Freiflächen gegeben werden
kann.
Es werden dann im Thema Nr. 3 die Bezieh-
ungen des hügeligen Geländes zu den auf ihnen
zu errichtenden Gebäuden an ausgesuchten Bei-
spielen behandelt. Hier ist, entsprechend den großen
Formen des Geländes selbst, eine großzügige Haltung
der Gesamtlinien der Architektur oder die Betonung
einzelner Blickpunkte in den Vordergrund gerückt,
und hier zeigt sich am deutlichsten, daß große Wir-
kungen nur durch ein Zusammenarbeiten und groß-
zügiges Einverständnis der Architekten unterein-
ander möglich sind (Abb. 3). Entscheidungen über
die Bebauung der Höhen in den Städten sind um so
wichtiger, als sich hier eine Möglichkeit bietet, ein
bisher ungünstiges Stadtbild durch die weithin sicht-
baren Bauten noch einigermaßen wieder zu korri-
gieren.
Das Thema Nr. 8 geht dann in seiner Unter-
abteilung der einheitlichen Gestaltung der Baublöcke
schon mehr auf die dem Einzelarchitekten zugäng-
liche Art des Arbeitsgebietes ein und zeigt, wie in
früherer Zeit auch bei verschiedenen Bauzeiten und
Bauherren das teils bewußte, teils unbewußte Ge-
fühl der Architekten und der natürliche Takt der
Baugesinnung einheitliche Wirkungen geschaffen hat
(Abb. 4). Dies ist einer der von unserer heutigen
Architektenschaft wohl am meisten zu beherzigenden
Punkte, da wir es immer noch nicht verlernt haben,

Architektonische Rundschau 1914

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