1914,4
Architektonische Rundschau
Seite V
Willy P. Fuchs, Stuttgart
Skizze zu einem Kurhaus
Beziehung zu einer anerkennenswerten Höhe ent-
wickelt worden ist. Dieser Maßstab versagt nun völlig
bei der Anlage des neuen Osthafens, dessen Ver-
waltungsgebäude, Speicher, Schuppen und Lager-
bauten leider einen unverzeihlichen Mangel an künst-
lerischer Qualität aufweisen. Es ist sehr zu bedauern,
daß die architektonische Gestaltung der neuen Hafen-
bauten von dem Dezernenten des Tiefbauwesens sozu-
sagen im Nebenamt miterledigt worden ist und daß
die glänzende Gelegenheit, an einem landschaftlich
bedeutenden Punkt der Obers pree eine baukünstlerisch
bedeutende und vorbildlich wirkende Speicheranlage
zu schaffen, ungenutzt vorübergelassen wurde.
Fast gleichzeitig mit der Einweihung des neuen,
kurz vor Treptow gelegenen Osthafens, ist auch das
seit Jahren schon schwebende Projekt des Westhafens
spruchreif geworden. Durch den Bau des Groß-
schiffahrtsweges Berlin—Stettin, der jetzt seiner Vol-
lendung entgegengeht, war das Bedürfnis nach einer
neuen Hafenanlage an dieser Wasserstraße dringlich
geworden, und die Stadtverordnetenversammlung hatte
auch bereits im Jahre 1905 den Bau eines Westhafens
beschlossen. Die Verhandlungen zogen sich indessen
in die Länge, weil es an einem geeigneten Gelände
fehlte. Für die Anlage ist jetzt ein an der See- und
Beusselstraße gelegener Platz in Aussicht genommen,
der bereits früher teilweise erworben wurde (ehemaliges
Johannisstift). Das Gelände liegt günstig an der Stelle,
wo der neue Großschiffahrtsweg Berlin—Stettin endet
und seine Fortsetzung in dem Spandauer Schiff-
fahrtskanal findet und wo der Verbindungskanal nach
Charlottenburg abzweigt; es umfaßt rund 38 Hektar.
In seiner nächsten Nachbarschaft liegt der Bahnhof
Beusselstraße und der alte Moabiter Güterbahnhof.
Ein Gleisanschluß zur Bedienung des Hafenplatzes
vom Lehrter Bahnhof aus ist gesichert. Vorgesehen
sind in dem Projekt des Stadtbaurats Krause zwei
Hafenbecken von 640, bzw. 430 m Länge und 55 m
Breite, die zusammen etwa 68 Kanalschiffen von
600 Tonnen Platz zum Löschen und Laden bieten
können. Auf der von den beiden Becken ein-
geschlossenen Halbinsel ist die Errichtung von
Speicher- und Lagergebäuden geplant, zu deren archi-
tektonischer Durchbildung diesmal hoffentlich eine
geeignete künstlerische Persönlichkeit herangezogen
werden wird. Wenn der Dezernent des Städtischen
Hochbauamts der Bearbeitung dieser Aufgaben aus
irgendwelchen Gründen seine persönliche Teilnahme
nicht entgegenbringen will, so erinnere man sich
daran, daß es in Deutschland eine kleine Anzahl von
Architekten gibt, die sich der baukünstlerischen Ge-
staltung des Industriebaues mit besonderem Eifer
angenommen haben und daß, um Namen zu nennen,
Männer wie Behrens und Poelzig mit vielem Erfolg
an der Entwicklung einer architektonisch wirksamen
und charakteristischen Ausdrucksform für diese Bau-
typen gearbeitet haben. Hier wird sich also bald eine
Gelegenheit bieten, das, was beim Osthafen gefehlt
wurde, wenigstens durch die Bekundung einer besseren
Einsicht wieder gutzumachen, und auf solche Weise
den peinlichen Eindruck zu verwischen, als ließe man
sich bei der Entscheidung über so bedeutende Auf-
gaben der modernen Baukunst von kleinlichen per-
sönlichen oder lokalpatriotischen Interessen leiten.
Ähnliche Wünsche stellen sich dem andern großen
Projekt gegenüber ein, mit dem die Stadt Berlin jetzt
hervorgetreten ist und das die Errichtung einer neuen
Großmarkthalle für Obst und Gemüse betrifft. Das
für die geplante Anlage in Aussicht genommene Ge-
lände liegt in nächster Nähe des Westhafengeländes
völlig abgeschlossen für sich und folgt in einer Aus-
dehnung von 1200 m unmittelbar den Ufern des
Großschiffahrtsweges; es wird im Westen und Norden
von Wasser, im Osten von der Beusselstraße und im
Süden von den Bahnhöfen der Ringbahn und der
f * 1 liefern rafch in gediegener Ausführung
Illarmoptirbeiren Bavern*e^
Sirma G. SGHWGIIK in Uklll CI. D.
Architektonische Rundschau
Seite V
Willy P. Fuchs, Stuttgart
Skizze zu einem Kurhaus
Beziehung zu einer anerkennenswerten Höhe ent-
wickelt worden ist. Dieser Maßstab versagt nun völlig
bei der Anlage des neuen Osthafens, dessen Ver-
waltungsgebäude, Speicher, Schuppen und Lager-
bauten leider einen unverzeihlichen Mangel an künst-
lerischer Qualität aufweisen. Es ist sehr zu bedauern,
daß die architektonische Gestaltung der neuen Hafen-
bauten von dem Dezernenten des Tiefbauwesens sozu-
sagen im Nebenamt miterledigt worden ist und daß
die glänzende Gelegenheit, an einem landschaftlich
bedeutenden Punkt der Obers pree eine baukünstlerisch
bedeutende und vorbildlich wirkende Speicheranlage
zu schaffen, ungenutzt vorübergelassen wurde.
Fast gleichzeitig mit der Einweihung des neuen,
kurz vor Treptow gelegenen Osthafens, ist auch das
seit Jahren schon schwebende Projekt des Westhafens
spruchreif geworden. Durch den Bau des Groß-
schiffahrtsweges Berlin—Stettin, der jetzt seiner Vol-
lendung entgegengeht, war das Bedürfnis nach einer
neuen Hafenanlage an dieser Wasserstraße dringlich
geworden, und die Stadtverordnetenversammlung hatte
auch bereits im Jahre 1905 den Bau eines Westhafens
beschlossen. Die Verhandlungen zogen sich indessen
in die Länge, weil es an einem geeigneten Gelände
fehlte. Für die Anlage ist jetzt ein an der See- und
Beusselstraße gelegener Platz in Aussicht genommen,
der bereits früher teilweise erworben wurde (ehemaliges
Johannisstift). Das Gelände liegt günstig an der Stelle,
wo der neue Großschiffahrtsweg Berlin—Stettin endet
und seine Fortsetzung in dem Spandauer Schiff-
fahrtskanal findet und wo der Verbindungskanal nach
Charlottenburg abzweigt; es umfaßt rund 38 Hektar.
In seiner nächsten Nachbarschaft liegt der Bahnhof
Beusselstraße und der alte Moabiter Güterbahnhof.
Ein Gleisanschluß zur Bedienung des Hafenplatzes
vom Lehrter Bahnhof aus ist gesichert. Vorgesehen
sind in dem Projekt des Stadtbaurats Krause zwei
Hafenbecken von 640, bzw. 430 m Länge und 55 m
Breite, die zusammen etwa 68 Kanalschiffen von
600 Tonnen Platz zum Löschen und Laden bieten
können. Auf der von den beiden Becken ein-
geschlossenen Halbinsel ist die Errichtung von
Speicher- und Lagergebäuden geplant, zu deren archi-
tektonischer Durchbildung diesmal hoffentlich eine
geeignete künstlerische Persönlichkeit herangezogen
werden wird. Wenn der Dezernent des Städtischen
Hochbauamts der Bearbeitung dieser Aufgaben aus
irgendwelchen Gründen seine persönliche Teilnahme
nicht entgegenbringen will, so erinnere man sich
daran, daß es in Deutschland eine kleine Anzahl von
Architekten gibt, die sich der baukünstlerischen Ge-
staltung des Industriebaues mit besonderem Eifer
angenommen haben und daß, um Namen zu nennen,
Männer wie Behrens und Poelzig mit vielem Erfolg
an der Entwicklung einer architektonisch wirksamen
und charakteristischen Ausdrucksform für diese Bau-
typen gearbeitet haben. Hier wird sich also bald eine
Gelegenheit bieten, das, was beim Osthafen gefehlt
wurde, wenigstens durch die Bekundung einer besseren
Einsicht wieder gutzumachen, und auf solche Weise
den peinlichen Eindruck zu verwischen, als ließe man
sich bei der Entscheidung über so bedeutende Auf-
gaben der modernen Baukunst von kleinlichen per-
sönlichen oder lokalpatriotischen Interessen leiten.
Ähnliche Wünsche stellen sich dem andern großen
Projekt gegenüber ein, mit dem die Stadt Berlin jetzt
hervorgetreten ist und das die Errichtung einer neuen
Großmarkthalle für Obst und Gemüse betrifft. Das
für die geplante Anlage in Aussicht genommene Ge-
lände liegt in nächster Nähe des Westhafengeländes
völlig abgeschlossen für sich und folgt in einer Aus-
dehnung von 1200 m unmittelbar den Ufern des
Großschiffahrtsweges; es wird im Westen und Norden
von Wasser, im Osten von der Beusselstraße und im
Süden von den Bahnhöfen der Ringbahn und der
f * 1 liefern rafch in gediegener Ausführung
Illarmoptirbeiren Bavern*e^
Sirma G. SGHWGIIK in Uklll CI. D.