1914,4
Architektonische Rundschau
Seite VII
A. Stürzenacker, Karlsruhe
in Baden. Planfertiger
Bahnhof Karlsruhe in
Baden. Schalterhalle
Berlin—Lehrter Eisenbahn begrenzt. Das Gelände
befindet sich zurzeit in den Händen von vier ver-
schiedenen Besitzern; in einem Falle konnte wegen
des Kaufpreises eine Einigung nicht erzielt werden,
so daß sich die Stadtverwaltung gezwungen sah, das
Enteignungsverfahren in die Wege zu leiten. Mit
dem Bau der Großmarkthalle wird die Lösung eines
eng verknoteten Verkehrsproblems angestrebt, wie
es durch die ständig wachsende Überlastung der
Zentralmarkthalle am Bahnhof Alexanderplatz ge-
schaffen worden ist. Sie hat seit ihrer Eröffnung im
Jahre 1886 eine ungeahnte Entwicklung genommen,
und die sich unablässig steigernden Ansprüche, die
an diese Handelszentrale gestellt werden, haben
wiederholt schon zu der Befürchtung Anlaß gegeben,
daß eine regelrechte Abwicklung der Zu- und Abfuhr
sowie des Verkehrs im Innern der Halle auf die Dauer
nicht mehr aufrecht zu halten wäre. Eine augen-
blickliche und provisorische Entlastung der Halle, die
aus Verkehrs- und sicherheitspolizeilichen Gründen
gefordert wurde, suchte man zunächst durch die Ver-
legung des Fleischgroßmarktes an die Landsberger
Allee, in die Nähe des Städtischen Schlacht- und Vieh-
hofes, zu erreichen. Eine dauernde und gründliche
Abhilfe wird aber nur durch einen Neubau geschaffen
werden können, und auch darin bekundet sich wieder
das beschleunigte Tempo, in dem der städtische Ver-
waltungsapparat jetzt arbeitet, daß der Anerkennung
dieses Bedürfnisses auch ein schneller Entschluß und
eine praktische Tat auf dem Fuße gefolgt sind.
Mit günstigen Zufahrtsstraßen versehen und un-
mittelbar am Wasser gelegen, so daß eine direkte
Entladung vom Schiff aus erfolgen kann, verspricht
die neue Markthalle eine einheitliche Lebensmittel-
zentrale für Berlin und die ganze Mark zu werden.
Durch den Wasseranschluß wird die Halle in un-
mittelbare Verbindung mit den großen deutschen
Binnenschiffahrtsstraßen gesetzt, so daß die Nahrungs-
mittelversorgung Berlins auf ein geographisch sehr
umfangreiches Gebiet ausgedehnt wird. Neben dem
Obst-, Gemüse- und Räucherwarenhandel wird daher
auch mit der Konzentration des Eiermarktes und des
Fischhandels an dieser Stelle gerechnet. Und es er-
scheint durchaus berechtigt, wenn die Magistrats-
vorlage bei dieser Gelegenheit der Hoffnung Ausdruck
gegeben hat, daß mit solcher großzügigen Betriebs-
zentralisation eine Herabminderung der Beförderungs-
kosten und damit weiter auch eine Verbilligung der
Lebensmittel verbunden sein müsse.
Eine architektonisch wie stadtbaukünstlerisch
gleichbedeutende Aufgabe wird mit der geplanten
Bebauung des früher vom Inselspeicher besetzten Ge-
ländes in Angriff genommen werden. Hier soll nach
Plänen des Stadtbaurats Hoffmann ein größerer Ge-
bäudekomplex erstehen, in dem die Stadtbibliothek, die
neue Städtische Kunstgalerie, deren Gründung vor
kurzem beschlossen wurde, und eine Dienstwohnung
für den Oberbürgermeister untergebracht werden sollen.
Dieser Gebäudekomplex liegt in jenem Teil von Alt-
Fortsetzung auf Seite VIII
Architektonische Rundschau
Seite VII
A. Stürzenacker, Karlsruhe
in Baden. Planfertiger
Bahnhof Karlsruhe in
Baden. Schalterhalle
Berlin—Lehrter Eisenbahn begrenzt. Das Gelände
befindet sich zurzeit in den Händen von vier ver-
schiedenen Besitzern; in einem Falle konnte wegen
des Kaufpreises eine Einigung nicht erzielt werden,
so daß sich die Stadtverwaltung gezwungen sah, das
Enteignungsverfahren in die Wege zu leiten. Mit
dem Bau der Großmarkthalle wird die Lösung eines
eng verknoteten Verkehrsproblems angestrebt, wie
es durch die ständig wachsende Überlastung der
Zentralmarkthalle am Bahnhof Alexanderplatz ge-
schaffen worden ist. Sie hat seit ihrer Eröffnung im
Jahre 1886 eine ungeahnte Entwicklung genommen,
und die sich unablässig steigernden Ansprüche, die
an diese Handelszentrale gestellt werden, haben
wiederholt schon zu der Befürchtung Anlaß gegeben,
daß eine regelrechte Abwicklung der Zu- und Abfuhr
sowie des Verkehrs im Innern der Halle auf die Dauer
nicht mehr aufrecht zu halten wäre. Eine augen-
blickliche und provisorische Entlastung der Halle, die
aus Verkehrs- und sicherheitspolizeilichen Gründen
gefordert wurde, suchte man zunächst durch die Ver-
legung des Fleischgroßmarktes an die Landsberger
Allee, in die Nähe des Städtischen Schlacht- und Vieh-
hofes, zu erreichen. Eine dauernde und gründliche
Abhilfe wird aber nur durch einen Neubau geschaffen
werden können, und auch darin bekundet sich wieder
das beschleunigte Tempo, in dem der städtische Ver-
waltungsapparat jetzt arbeitet, daß der Anerkennung
dieses Bedürfnisses auch ein schneller Entschluß und
eine praktische Tat auf dem Fuße gefolgt sind.
Mit günstigen Zufahrtsstraßen versehen und un-
mittelbar am Wasser gelegen, so daß eine direkte
Entladung vom Schiff aus erfolgen kann, verspricht
die neue Markthalle eine einheitliche Lebensmittel-
zentrale für Berlin und die ganze Mark zu werden.
Durch den Wasseranschluß wird die Halle in un-
mittelbare Verbindung mit den großen deutschen
Binnenschiffahrtsstraßen gesetzt, so daß die Nahrungs-
mittelversorgung Berlins auf ein geographisch sehr
umfangreiches Gebiet ausgedehnt wird. Neben dem
Obst-, Gemüse- und Räucherwarenhandel wird daher
auch mit der Konzentration des Eiermarktes und des
Fischhandels an dieser Stelle gerechnet. Und es er-
scheint durchaus berechtigt, wenn die Magistrats-
vorlage bei dieser Gelegenheit der Hoffnung Ausdruck
gegeben hat, daß mit solcher großzügigen Betriebs-
zentralisation eine Herabminderung der Beförderungs-
kosten und damit weiter auch eine Verbilligung der
Lebensmittel verbunden sein müsse.
Eine architektonisch wie stadtbaukünstlerisch
gleichbedeutende Aufgabe wird mit der geplanten
Bebauung des früher vom Inselspeicher besetzten Ge-
ländes in Angriff genommen werden. Hier soll nach
Plänen des Stadtbaurats Hoffmann ein größerer Ge-
bäudekomplex erstehen, in dem die Stadtbibliothek, die
neue Städtische Kunstgalerie, deren Gründung vor
kurzem beschlossen wurde, und eine Dienstwohnung
für den Oberbürgermeister untergebracht werden sollen.
Dieser Gebäudekomplex liegt in jenem Teil von Alt-
Fortsetzung auf Seite VIII