Seite VI
Architektonische Rundschau
1914,9
Bücherbesprechungen (Fortsetzung)
Pfalz mit ummauertem Hof, also im Cortetypus angelegt war,
umschließt der 1298 von Arnolfo di Cambio erbaute Palazzo
Vecchio bereits einen Arkadenhof. Dem Villen- und Gartenbau
aber führten die von dem heiteren Natursinn der Troubadours
und Minnesänger beseelte Persönlichkeit Friedrichs II. und die
Prunkliebe Karls von Anjou neue Anregungen zu, die dann im
14. Jahrhundert jene reiche Blüte des Villenbaus und Villenlebens
entstehen ließen, wie sie uns aus den Dichtungen Petrarcas und
Boccaccios, aber auch trotz aller Veränderungen und Zerstö-
rungen noch in manchem erhaltenen Denkmal entgegentritt.
Unverkennbar in dem Wechsel der nun schon recht zahlreichen
Typen aber bleibt zumeist die Gesamtanlage als Corte mit dem
pfalzenartig gebauten Herrenhause. Als Gegenstück zu dem städti-
schen Cortilepalast (erster ausgebildeter Säulenhof in Florenz
im Palazzo Capponi-Bardi) tritt auch schon die Cortilevilla auf,
unter Beeinflussung durch gewisse Typen des ländlichen Kloster-
hofs, während andererseits die kriegerischen Zeitläufte die trutzige
Form der befestigten Villa zu charakteristischer Ausbildung ge-
langen lassen, zum Teil selbst unter Annäherung an ein burgähn-
liches Aussehen.
Wenn die weitausgreifenden Untersuchungen von Patzaks
erstem Bande uns Palast und Villa in steter Wechselbeziehung
erkennen lassen, so treten sie im 15. Jahrhundert als fertig aus-
gebildete Bautypen mit größerer Selbständigkeit nebeneinander
auf, so daß ihre Betrachtung auch in die beiden Hauptkapitel des
2. Bandes zerlegt werden konnte. Der Verfasser behandelt den
toskanischen Palastbau dieser Epoche im Sinne einer „Pseudo-
renaissance“ und betont stark die erst durch Luciano da Laurana
und die urbinatische Bauschule gebrachte Wendung zu einer
„wahrhaft klassischen Renaissance“. Das entspricht im ganzen
völlig den auch sonst in der neueren Forschung geltenden An-
schauungen, so daß die polemische Haltung dieses Kapitels etwas
deplaziert wirkt; es fehlt ihm im einzelnen auch nicht an
Schiefheiten und inneren Widersprüchen. Mit völlig uneinge-
schränktem Vergnügen wird man dagegen das zweite, dem tos-
kanischen Villenbau des Quattrocento gewidmete Kapitel lesen,
das uns diese bisher nur sporadisch behandelte Gattung anmutigster
Kunstschöpfungen zum erstenmal gründlich kennen lehrt. Es
ist sehr reizvoll zu sehen, wie Michelezzo und andere Architekten
der Frührenaissance sich mit dem altüberlieferten Bautypus der
Corte abzufinden und namentlich durch Entwicklung des Lauben-
motivs daraus allmählich etwas Neues, ganz Eigenartiges zu
schaffen wissen, wie es, vielleicht unter venezianischen An-
regungen, zuerst in dem Fiesolaner Landsitz des Cosimo Medici her-
vortritt. Ganz andere, von der bisher üblichen Bauweise abweichende
Bahnen schlug dann Giuliano da Sangallo in seiner für Lorenzo
Medici erbauten Prachtvilla Poggio a Cajano ein; sie bereitet die
Entwicklung des 16. Jahrhunderts vor, die den Villenbau von seinen
altüberlieferten rustikalen Grundlagen zu einer seinem Wesen
eigentlich fremden Nachahmung der städtischen Palastarchitektur
führt. Diese Entwicklung darzustellen wird die Aufgabe des
4. Bandes von Patzaks Werk sein, dem wir mit Spannung ent-
gegensehen. Wenn wir für die Fortsetzung des Werkes einen
Wunsch aussprechen dürfen, so wäre es der nach einem Sach-
register, das den reichen, in Text und Anmerkungen ausgebreiteten
Stoff auch für gelegentliche Benutzung besser zugänglich macht,
wogegen die Zahl der Abbildungen, unter denen sich auch ganz
bekannte und leicht erreichbare befinden, wohl etwas eingeschränkt
werden könnte, denn sie machen das lesenswerte Werk, dessen
bisherige drei Bände schon 112 Mark kosten, unnötig teuer!
Professor Dr. Max Semrau, Greifswald.
Neue Bücher
Die Schriftleitung behält sich eingehende Besprechungen dieser Werke
vor. Eine Verpflichtung zur Besprechung und Rücksendung unauf-
gefordert eingesandter Bücher besteht nicht.
Guttmann, Dr. Alfred, Die Wirklichkeit und ihr
künstlerisches Abbild. (147 S. mit Abb.) 40. Berlin,
Verlag von Paul Cassirer. Preis geh. M. 5. —, geb. M. 6.—.
Hamann, Professor Dr. R., Die deutsche Malerei
im 19. Jahrhundert. (VI und 358 S. mit 257 Abb.)
8°. Leipzig 1914, Verlag von B. G. Teubner. Preis
geb. M. 6.—.
Haenel, Erich, und Heinrich Tscharmann, Das Klein-
wohnhaus der Neuzeit. (287 S. mit 308 Abb. und
16 farbigen Tafeln). 40. Leipzig 1913, Verlag von
J. J. Weber. Preis geb. M. 7.50.
Hausenstein, Dr. Wilhelm, Der nackte Mensch in
der Kunst aller Zeiten und Völker. (VI und 675 S.
Fortsetzung auf Seite VII
Robert Detzer
Stuttgart
111111111111111111111111111111111111111111111111
metallarbeiten
jeder Hrt
für Hussen- und
7nnen-Hrcbitektur.
ßeubeit: Zusammenscbieb-
bare Heizkörper-Gehänge.
hhi mil
AKTIEnGESELLSCH.
Ahgepasste Tournmj TeppichE
Ab gepasste BouuIe Teppiche
UIARKE KATEKA
Touniai] und BoucIe
Läufer u.RuUeiuu ar e
Auszeichnungen- KünigLpreuss-StaatsmedaillE 1902, Paris i'goo
DüsseldorfigpgDresdemgob, Brüssel 191 [^Leipzig 1913
Enten- Heinz D-d lOay,CrEfeld
♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦
bei Bestellungen sich stets auf die
Dlllv „Architekt. Rundschau“ zu beziehen.
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Architektonische Rundschau
1914,9
Bücherbesprechungen (Fortsetzung)
Pfalz mit ummauertem Hof, also im Cortetypus angelegt war,
umschließt der 1298 von Arnolfo di Cambio erbaute Palazzo
Vecchio bereits einen Arkadenhof. Dem Villen- und Gartenbau
aber führten die von dem heiteren Natursinn der Troubadours
und Minnesänger beseelte Persönlichkeit Friedrichs II. und die
Prunkliebe Karls von Anjou neue Anregungen zu, die dann im
14. Jahrhundert jene reiche Blüte des Villenbaus und Villenlebens
entstehen ließen, wie sie uns aus den Dichtungen Petrarcas und
Boccaccios, aber auch trotz aller Veränderungen und Zerstö-
rungen noch in manchem erhaltenen Denkmal entgegentritt.
Unverkennbar in dem Wechsel der nun schon recht zahlreichen
Typen aber bleibt zumeist die Gesamtanlage als Corte mit dem
pfalzenartig gebauten Herrenhause. Als Gegenstück zu dem städti-
schen Cortilepalast (erster ausgebildeter Säulenhof in Florenz
im Palazzo Capponi-Bardi) tritt auch schon die Cortilevilla auf,
unter Beeinflussung durch gewisse Typen des ländlichen Kloster-
hofs, während andererseits die kriegerischen Zeitläufte die trutzige
Form der befestigten Villa zu charakteristischer Ausbildung ge-
langen lassen, zum Teil selbst unter Annäherung an ein burgähn-
liches Aussehen.
Wenn die weitausgreifenden Untersuchungen von Patzaks
erstem Bande uns Palast und Villa in steter Wechselbeziehung
erkennen lassen, so treten sie im 15. Jahrhundert als fertig aus-
gebildete Bautypen mit größerer Selbständigkeit nebeneinander
auf, so daß ihre Betrachtung auch in die beiden Hauptkapitel des
2. Bandes zerlegt werden konnte. Der Verfasser behandelt den
toskanischen Palastbau dieser Epoche im Sinne einer „Pseudo-
renaissance“ und betont stark die erst durch Luciano da Laurana
und die urbinatische Bauschule gebrachte Wendung zu einer
„wahrhaft klassischen Renaissance“. Das entspricht im ganzen
völlig den auch sonst in der neueren Forschung geltenden An-
schauungen, so daß die polemische Haltung dieses Kapitels etwas
deplaziert wirkt; es fehlt ihm im einzelnen auch nicht an
Schiefheiten und inneren Widersprüchen. Mit völlig uneinge-
schränktem Vergnügen wird man dagegen das zweite, dem tos-
kanischen Villenbau des Quattrocento gewidmete Kapitel lesen,
das uns diese bisher nur sporadisch behandelte Gattung anmutigster
Kunstschöpfungen zum erstenmal gründlich kennen lehrt. Es
ist sehr reizvoll zu sehen, wie Michelezzo und andere Architekten
der Frührenaissance sich mit dem altüberlieferten Bautypus der
Corte abzufinden und namentlich durch Entwicklung des Lauben-
motivs daraus allmählich etwas Neues, ganz Eigenartiges zu
schaffen wissen, wie es, vielleicht unter venezianischen An-
regungen, zuerst in dem Fiesolaner Landsitz des Cosimo Medici her-
vortritt. Ganz andere, von der bisher üblichen Bauweise abweichende
Bahnen schlug dann Giuliano da Sangallo in seiner für Lorenzo
Medici erbauten Prachtvilla Poggio a Cajano ein; sie bereitet die
Entwicklung des 16. Jahrhunderts vor, die den Villenbau von seinen
altüberlieferten rustikalen Grundlagen zu einer seinem Wesen
eigentlich fremden Nachahmung der städtischen Palastarchitektur
führt. Diese Entwicklung darzustellen wird die Aufgabe des
4. Bandes von Patzaks Werk sein, dem wir mit Spannung ent-
gegensehen. Wenn wir für die Fortsetzung des Werkes einen
Wunsch aussprechen dürfen, so wäre es der nach einem Sach-
register, das den reichen, in Text und Anmerkungen ausgebreiteten
Stoff auch für gelegentliche Benutzung besser zugänglich macht,
wogegen die Zahl der Abbildungen, unter denen sich auch ganz
bekannte und leicht erreichbare befinden, wohl etwas eingeschränkt
werden könnte, denn sie machen das lesenswerte Werk, dessen
bisherige drei Bände schon 112 Mark kosten, unnötig teuer!
Professor Dr. Max Semrau, Greifswald.
Neue Bücher
Die Schriftleitung behält sich eingehende Besprechungen dieser Werke
vor. Eine Verpflichtung zur Besprechung und Rücksendung unauf-
gefordert eingesandter Bücher besteht nicht.
Guttmann, Dr. Alfred, Die Wirklichkeit und ihr
künstlerisches Abbild. (147 S. mit Abb.) 40. Berlin,
Verlag von Paul Cassirer. Preis geh. M. 5. —, geb. M. 6.—.
Hamann, Professor Dr. R., Die deutsche Malerei
im 19. Jahrhundert. (VI und 358 S. mit 257 Abb.)
8°. Leipzig 1914, Verlag von B. G. Teubner. Preis
geb. M. 6.—.
Haenel, Erich, und Heinrich Tscharmann, Das Klein-
wohnhaus der Neuzeit. (287 S. mit 308 Abb. und
16 farbigen Tafeln). 40. Leipzig 1913, Verlag von
J. J. Weber. Preis geb. M. 7.50.
Hausenstein, Dr. Wilhelm, Der nackte Mensch in
der Kunst aller Zeiten und Völker. (VI und 675 S.
Fortsetzung auf Seite VII
Robert Detzer
Stuttgart
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Ahgepasste Tournmj TeppichE
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Läufer u.RuUeiuu ar e
Auszeichnungen- KünigLpreuss-StaatsmedaillE 1902, Paris i'goo
DüsseldorfigpgDresdemgob, Brüssel 191 [^Leipzig 1913
Enten- Heinz D-d lOay,CrEfeld
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bei Bestellungen sich stets auf die
Dlllv „Architekt. Rundschau“ zu beziehen.
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