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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 30.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.42063#0677
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Seite IV

Architektonische Rundschau

1914,11


Fritz Freise
Hamburg

gegenwärtig überhaupt nicht. Leider ist die Gelegen-
heit, dieselben zu einer städtebaulichen Anlage zu-
sammenzufassen, wieder einmal verpaßt worden.
Man hätte das Hygiene-Museum, das nun über kurz
oder lang gebaut werden muß, die Sammlungen des
zoologischen und mineralogischen Instituts und den
Neubau der Gemäldegalerie zu einer monumentalen
Anlage zusammenfassen sollen. Statt dessen werden
die Bauten über die Stadt verzettelt. Es läßt sich
leider nichts mehr daran ändern. Auch die Stellung
der neuen Gemäldegalerie in den alten Zwinger-
anlagen ist unwiderruflich Tatsache geworden. Hier
wird der preisgekrönte Entwurf von Baurat Kramer
und Bauamtmann Pusch (vergl. Heft 3, Seite VIII) aus-
geführt. Einige Änderungen, die an demselben vorge-
nommen worden sind, lassen erhoffen, daß das Übel,
denn ein solches bleibt das Bauen in den Zwingeranlagen
auf jeden Fall, so gering wie möglich wird. Leider
hat man hier wieder aus Sparsamkeit die Künstler,
die den ersten Preis in dem Wettbewerb davontrugen,
nämlich Kramer und Pusch, um den vollen Lohn

Tennishaus im Bürger park zu Hamburg. Treppen-
aufgang im ersten Stock. (Vergl. Tafel 185—187)

ihrer Arbeit gebracht, indem das
Finanzministerium den Baurat
Kramer nicht beurlaubte und ihm
sodann als Privatarchitekten den
Auftrag zur Anfertigung der Pläne
übergab, sondern indem es ihn in
seiner Stellung als Beamter die
Ausführung überwachen läßt. Es
ist dies um so bedauerlicher, als
es sich hier doch um ein Werk
handelt, welches die ganze Kraft
eines Künstlers erfordert. Die Privat-
architekten, die hierzu aus sach-
lichen Gründen hätten Stellung
nehmen sollen, haben dies bisher
nicht getan, und es ist leider auch
nicht zu erwarten, daß sie es tun
werden. In solchen Fällen sollten
doch die Privatarchitekten ihre
sonst so starken Abneigungen gegen
die Aufträge der Staatsbeamten
etwas zurückstellen und im Inter-
esse der Sache als die berufenen
Fachleute dem offenbar schlecht
beratenen Ministerium den richtigen
Weg zeigen.
Leider ist es in Sachsen üblich,
daß die größeren Staatsaufträge,
ohne daß man viel davon hört,
stillschweigend im Finanzministe-
rium bearbeitet werden. Es trifft
sich sehr merkwürdig, daß dieselbe
Stelle, die die Gemäldegalerie be-
arbeitet, auch mit dem weiteren
nächstgrößten Bau in Sachsen, der
neuen Tierärztlichen Hochschule,
beschäftigt ist. Auch der sehr um-
fangreiche Um- und Erweiterungs-
bau des alten Ständehauses wird
von hier aus in Szene gesetzt. Das
neue Landesarchiv, welches durch
den Staat in Dresden gebaut wor-
den ist, ist leider in seinen Formen
sehr unglücklich geraten. Der Landesverein „Heimat-
schutz“ hat sich nachgerade zu einer inoffiziellen
Behörde ausgewachsen, die auf baulichem Gebiete
einen derartigen Einfluß besitzt, daß in der dies-
jährigen Landtagssitzung sehr lebhafte Bedenken
gegen dieselbe geäußert werden mußten, die nicht
ganz zerstreut werden konnten. Natürlich wird
dieser Verein gegen behördliche Bauten immer still-
schweigen; das hat er mit viel Geschick bei der
neuen Gemäldegalerie getan und wird es auch wohl
weiterhin mit demselben Geschick tun.
Weit erfreulicher ist das Bild, welches die Bau-
tätigkeit der Stadt Dresden selber zeigt. Hier be-
müht sich Erlwein, der in den zehn Jahren, in denen
er jetzt hier ist, der Stadt den Stempel seiner künst-
lerischen Persönlichkeit in glücklichster Weise auf-
gedrückt hat, künstlerisch als tüchtig bekannte Privat-
architekten an Privatbauten heranzubringen, die bis-
her meist von Bauunternehmern ausgeführt worden
sind. Hier geben vor allem Erlweins Bauten selber
 
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