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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Die deutsche Reichsgränzfestung Philippsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0259
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Generals Gallas, den kühnen Entschluß, die Festung durch List
und Gewalt wieder in seine Hände zu bringen.
Zu diesem Ende schickte er eine Anzahl als Bauern verklei-
dete Soldaten mit Aexten in die Stadt, rückte am 14ten Jänner,
Morgens in aller Frühe, mit starker Mannschaft selbst
davor, ließ die schlecht bewachten Wälle ersteigen, während jene
Verkleideten die bezeichneten Thore öffneten, gelangte glücklich
hinein und nöthigte die Besatzung, nach einem kurzen Gefechte,
sich ihm zu ergeben.
Der Gouverneur Arnauld mit etlichen andermhohen Offi-
zieren wurde gefänglich nach Heilbronn abgeführt, die iu's Schloß
geflüchtete Besatzung aber schonungslos nicdergemacht. Die Beute
aber, welche man machte, bestand in 428 Stücken Geschützes und
4000 Tonnen Pulvers, sodanu in 400,000 Säcken Gctraides,
40,000 Säcken Mehles, 42,000 Tonnen Salzes, 46 Tonnen
Goldes, und in einer Menge geflüchteten Hausrathes.
Philippsburg verblieb nun in den Händen der Kaiser-
lichen, welche bald hierauf auch die Stadt Trier einnahmen,
wobei der Kurfürst das Unglück hatte, gefänglich abgcführt zu
werden. Während dieser Zeit schaltete und waltete der Oberst
Bamberger nach Gefallen, und das Domcapitel zu Speier
hatte bei den rheinischen Kreisständen und am Wiener Hofe alles
aufzubieten, um die „landesverderblichen Exccsse und Exactionen
des Philippsburger Commandanten und seiner Soldatesca" in
etwas zu beschränken.
Dessen ungeachtet erpreßte Bamberger von dem Hoch-
stifte 30,000 Gulden über dessen Schuldigkeit und brachte es
überhaupt in einen Verlust von beinahe einer halben Million.
Der Zustand der Stadt und des Amtes Philippsburg war
erbärmlich. Von den ehemals 726 Eingesessenen zählte man kaum
noch 450, und der Schaden, welchen die Amtsunterthanen an
Vieh und Getraide erlitten, belief sich auf den Werth von
nahe an 300,000 Gulden. „Welches in der That für ein so
geringes, nur in etlichen Dorfschaften bestehendes Gebiet erstaun-
lich ist, und keinen Glauben finden würde, wenn die vorhandenen
Specisicationen es nicht auf's Genaueste nachweiseten."
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