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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 14.1938

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Stemmermann, P. H.: Ein Alamannenfriedhof von der Reichsautobahn bei Heidelberg-Kirchheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.42535#0084
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P. Stemmermann

sehr verschieden. Die Form des Tierkopfes und der quergeriefte Fuß stellen unser
Kirchheimer Stück zu der von Aberg herausgearbeiteten Gruppe der „Fibeln mit
schmalem Tierkopf". Recht nahe steht unser Stück einer bei Aberg abgebildeten
Fibel von Vinaric/Böhmen, das außer ähnlicher Fußgestaltung ein vergleichbares
Rankenornament aufweist. Ein ähnliches Exemplar aus Italien zeigt schon etwas
spätere Merkmales Beide Fibeln gehören nach Aberg in die Mitte oder 2.Hälfte
des 5. Iahrhunderts.
Die andere Dreiknopsfibel von Kirchheim (Grab 7) macht, verglichen mit der
aus Grab 3, einen späteren Eindruck. Der Kerbschnitt ist unsauber und flau, die
Knöpfe sind schlecht profiliert. Im ganzen ist das verwendete Metall außerordent-
lich dünn und macht gegenüber dem schönen massiven Stück 3 einen „blechernen"
Eindruck. Der Rand der Kopsplatte ist nach unten hin verstärkt, so daß das Stück
von der Seite gesehen wesentlich massiver wirkt, als es wirklich ist. Auch der Bügel
ist von unten her leicht hohl. Merkwürdig ist die Fußgestaltung. Sie geht Wohl auf
frühe Typen mit schwalbenschwanzförmig eingezogenem Fuß zurück, den beispiels-
weise eine Fibel aus Wiesloch zeigtAberg beschreibt Fibeln mit diesem Fuhthpus
unter seiner Gruppe der „Fibeln mit ovalem Fuß" und bildet mehrere Vergleichs-
stücke abDie merkwürdigen Halbbögen, die den Rand von Kopsplatte und Fuß
begleiten, dürsten auf ein Rankenornament zurückzuführen sein. Wir finden das-
selbe Motiv aus einer bei Aberg abgebildeten Fibel mit rechteckiger Kopfplatte^.
Sie gehört nach Aberg vor die Mitte des 6. Iahrhunderts. Auch die Vergleichsstücke
zu dem schwalbenschwanzsörmigen Fuß gehören der ersten Hälfte des 6. Iahrhun-
derts an. Anmittelbar neben diese aber dürfen wir das Kirchheimer Stück Wohl
doch nicht stellen. Es verkörpert mit seinen drei Knöpfen und mit seiner gesamten
Formgebung offenbar einen früheren Typus und stellt so in typologischer Hinsicht
die Verbindung zwischen den ganz frühen Stücken von Wiesloch und den bei Aberg
abgebildeten späteren Exemplaren dar. Ansere Fibel dürste damit in die Zeit bald
nach 500, das Ende von Werners Gruppe I, zu rücken sein.
Sehr saubere Arbeit stellen die beiden vollkommen gleichen Fibeln aus Grab 4
dar. Das dem Halbrund der Kopfplatte folgende Zickzackornament kommt auf Fi-
beln von Alm dreimal vor. Die Feldereinteilung aus beiden Seiten des Fußes
wiederholt sich auf einer Fibel von Heilbronn, Brauerei Cluh und eine zum ganzen
Typus unserer Fibel gut passende Entsprechung zeigen zwei Fibeln von Entringen,
die wie unsere Stücke in zwei ganz gleichen Exemplaren im selben Grab gefunden
wurden
Alle diese vergleichbaren Stücke datiert Veeck in die Mitte und den Anfang
der 2. Hälfte des 5. Iahrhunderts. Ziehen wir Werners münzdatierte Funde zu
Rate, so zeigt sich, daß ähnliche Fibeln in Werners Gruppe II (520—550) Vor-
kommen. Doch zeigen diese durchweg einen typologisch etwas späteren Charakter
als die Kirchheimer Stücke und deren Württembergische Parallelen. Dem trägt
auch Werner Rechnung und wir gehen Wohl nicht fehl, wenn wir Werner folgend
auf Grund der Fibeltypologie unsere Kirchheimer Gräber als gleichzeitig mit dem
Ende von Werners Gruppe I (450-520) annehmen, d.h. in die Zeit zwischen etwa
480 und 520 setzen.
b R. Aberg, Die Franken und Westgoten in der Dölkerwanöerungszeit, Appsala
1922, 102 ff. mit Abb. 144 u. 146.
s N. Aberg, a. O. Abb. 44.
' Aberg, a. O. 121 ff., Abb. 183-185.
s Aberg, a. O. Monceaux Dep. Oise, Abb. 193.
» Aberg, a. O. Taf. 21 6 4, 5, 8, Tas. 23 1, Taf. S. I 3 3 u. b.
io Werner, a. O. S. 37 Anm. 2.
 
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