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P. H. Stemmermann
Die Ergebnisse der Arbeit waren in kurzen Worten: Einer vorgermanischen
Ackerbaubevölkerung, die durch Funde der jüngeren Steinzeit und der Hallstattzeit
belegt ist, folgt nach Vertreibung der Römer, die eine Straße unweit des heutigen
Ortes vorbeigesührt hatten, die Dorfgründung durch die Alamannen. Funde dieser
Zeit sind zwar bis heute nicht bekannt, auch ist Winterweiler kein -ingen oder
--Heim-Ort. Die erste urkundliche Erwähnung kennen wir aus dem Iahre 9O9 als
„Witares-Vilare". Trotzdem konnte von feiten der geographischen Arbeitsgruppe
auf Grund der Flureinteilung und der Besitzverteilung aus der Flur (deutliche Reste
einer ehemaligen Dreifelderwirtschaft) sowie eines Vergleichs der Lage unserer Ge-
markungsgrenze zu derjenigen der benachbarten -ingenorte Welmlingen, Huttingen
und Blansingen der Beweis erbracht werden, daß Wintersweiler auf der Stelle
eines früh abgegangenen älteren Ortes steht. Wie Flurnamen vermuten lassen,
hieß dieser ältere landnahmezeitliche Ort „Bübingen" oder ähnlich.
Der notwendige Beweis für das Vorhandensein einer germanischen Äber-
lieferungsgrundlage im Ort war somit erbracht. Die Betrachtung der Dorfgeschichte
bis in die neueste Zeit stand unter der Fragestellung, ob und in wieweit die Ge-
schehnisse, die den Ort berührten, geeignet waren, die germanische Grundlage zu
verändern oder die Äberlieferung zu stören. Mit Hilfe von Kirchenbüchern und
sonstigen Urkunden wurden die ältest-eingesessenen Familien des Ortes zurückver-
folgt und es war möglich, eine alle störenden Einflüsse überdauernde ununter-
brochene Anwesenheit von 3 Familien nachzuweisen. Die zur Verfügung stehende
Zeit reichte nicht dazu aus, den gleichen Nachweis für weitere ansässige Familien
zu erbringen, was sicher möglich gewesen wäre, doch genügte unser Ergebnis als
Beleg für das tatsächliche Vorhandensein einer in den Familien fortgeerbten, un-
unterbrochenen Äberlieferung, die selbst während des Dreißigjährigen Krieges auf-
tretende, bedeutende Zu- und Abwanderungen nicht zu stören vermochten. Selbst
wenn aber der obige Beweis nicht möglich gewesen wäre, so hätte doch die Fort-
dauer der alamannischen Äberlieferung wahrscheinlich gemacht werden können, da
die im Ort feststellbaren Einströmungen von neuem Blut - etwa nach den Ver-
wüstungen des Dreißigjährigen Krieges, — stets aus anderen alamannischen Ge-
bieten, vorzüglich der Schweiz erfolgen.
Schließlich galt es, festzustellen und zu bearbeiten, wie sich diese Äberlieferung
aus germanischer Frühzeit noch heute im Leben des Dorfes und des Einzelnen be-
merkbar macht. Eine vorwiegend volkskundlich ausgerichtete Schlußuntersuchung,
welche die Fülle der im Ort gesammelten Sitten und Bräuche, Sagen und Lieder
als Änterlage benützte, schloß mit dem Ergebnis eines überaus starken und leben-
digen Fortlebens des frühgermanischen, speziell alamannischen Erbgutes in dem
noch heute etwas abseits der großen Verkehrsstraßen gelegene Wintersweiler.
Möge die Entscheidung im Reichsberufswettkampf fallen wie sie wollet auf
jeden Fall war es der Arbeitsgemeinschaft möglich, eine Dorfchronik zu schreiben,
die nicht mehr, wie ältere entsprechende Arbeiten eine rein chronologische An-
einnanderreihung historischer Tatsachen bringt, sondern alle den Ort berührenden
Geschehnisse nach einem einheitlichen Gesichtspunkt ausrichtet. Ich glaube, daß es
hierdurch möglich war, einen nicht unwesentlichen Beitrag zu der gerade im Fluß
befindlichen Frage der Dorfbücher geliefert zu haben. Es ist zu hoffen, daß die
Drucklegung der Arbeit in absehbarer Zeit erfolgen kann.
Während der Drucklegung wurde bekannt, daß die Arbeit Badischer Gausiegcr
wurde und in die Liste der „Reichsbesten Arbeiten" ausgenommen worden ist. Die Druck-
legung steht bevor.
P. H. Stemmermann
Die Ergebnisse der Arbeit waren in kurzen Worten: Einer vorgermanischen
Ackerbaubevölkerung, die durch Funde der jüngeren Steinzeit und der Hallstattzeit
belegt ist, folgt nach Vertreibung der Römer, die eine Straße unweit des heutigen
Ortes vorbeigesührt hatten, die Dorfgründung durch die Alamannen. Funde dieser
Zeit sind zwar bis heute nicht bekannt, auch ist Winterweiler kein -ingen oder
--Heim-Ort. Die erste urkundliche Erwähnung kennen wir aus dem Iahre 9O9 als
„Witares-Vilare". Trotzdem konnte von feiten der geographischen Arbeitsgruppe
auf Grund der Flureinteilung und der Besitzverteilung aus der Flur (deutliche Reste
einer ehemaligen Dreifelderwirtschaft) sowie eines Vergleichs der Lage unserer Ge-
markungsgrenze zu derjenigen der benachbarten -ingenorte Welmlingen, Huttingen
und Blansingen der Beweis erbracht werden, daß Wintersweiler auf der Stelle
eines früh abgegangenen älteren Ortes steht. Wie Flurnamen vermuten lassen,
hieß dieser ältere landnahmezeitliche Ort „Bübingen" oder ähnlich.
Der notwendige Beweis für das Vorhandensein einer germanischen Äber-
lieferungsgrundlage im Ort war somit erbracht. Die Betrachtung der Dorfgeschichte
bis in die neueste Zeit stand unter der Fragestellung, ob und in wieweit die Ge-
schehnisse, die den Ort berührten, geeignet waren, die germanische Grundlage zu
verändern oder die Äberlieferung zu stören. Mit Hilfe von Kirchenbüchern und
sonstigen Urkunden wurden die ältest-eingesessenen Familien des Ortes zurückver-
folgt und es war möglich, eine alle störenden Einflüsse überdauernde ununter-
brochene Anwesenheit von 3 Familien nachzuweisen. Die zur Verfügung stehende
Zeit reichte nicht dazu aus, den gleichen Nachweis für weitere ansässige Familien
zu erbringen, was sicher möglich gewesen wäre, doch genügte unser Ergebnis als
Beleg für das tatsächliche Vorhandensein einer in den Familien fortgeerbten, un-
unterbrochenen Äberlieferung, die selbst während des Dreißigjährigen Krieges auf-
tretende, bedeutende Zu- und Abwanderungen nicht zu stören vermochten. Selbst
wenn aber der obige Beweis nicht möglich gewesen wäre, so hätte doch die Fort-
dauer der alamannischen Äberlieferung wahrscheinlich gemacht werden können, da
die im Ort feststellbaren Einströmungen von neuem Blut - etwa nach den Ver-
wüstungen des Dreißigjährigen Krieges, — stets aus anderen alamannischen Ge-
bieten, vorzüglich der Schweiz erfolgen.
Schließlich galt es, festzustellen und zu bearbeiten, wie sich diese Äberlieferung
aus germanischer Frühzeit noch heute im Leben des Dorfes und des Einzelnen be-
merkbar macht. Eine vorwiegend volkskundlich ausgerichtete Schlußuntersuchung,
welche die Fülle der im Ort gesammelten Sitten und Bräuche, Sagen und Lieder
als Änterlage benützte, schloß mit dem Ergebnis eines überaus starken und leben-
digen Fortlebens des frühgermanischen, speziell alamannischen Erbgutes in dem
noch heute etwas abseits der großen Verkehrsstraßen gelegene Wintersweiler.
Möge die Entscheidung im Reichsberufswettkampf fallen wie sie wollet auf
jeden Fall war es der Arbeitsgemeinschaft möglich, eine Dorfchronik zu schreiben,
die nicht mehr, wie ältere entsprechende Arbeiten eine rein chronologische An-
einnanderreihung historischer Tatsachen bringt, sondern alle den Ort berührenden
Geschehnisse nach einem einheitlichen Gesichtspunkt ausrichtet. Ich glaube, daß es
hierdurch möglich war, einen nicht unwesentlichen Beitrag zu der gerade im Fluß
befindlichen Frage der Dorfbücher geliefert zu haben. Es ist zu hoffen, daß die
Drucklegung der Arbeit in absehbarer Zeit erfolgen kann.
Während der Drucklegung wurde bekannt, daß die Arbeit Badischer Gausiegcr
wurde und in die Liste der „Reichsbesten Arbeiten" ausgenommen worden ist. Die Druck-
legung steht bevor.