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10.43 Wilhelms Aufstieg zum General in der Ära Napoleons
Das Leben Wilhelms (* 1763), des jüngsten der Brüder, wurde weitgehend bestimmt
durch die Kriege Napoleons. Doch zunächst nahm er als junger Fähnrich in einem
K.K. Infanterie-Regiment am Bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 teil. (Mit Kur-
fürst Maximilian III. 1745 - 77 waren die bayerischen Wittelsbacher ausgestorben,
der rechtmäßige Erbe war Karl Theodor von der Pfalz 1777 - 99, doch Österreich
mischte sich ein und erwarb schließlich immerhin das Innviertel.33) Im Jahr 1783
war Wilhelm als Leutnant bei den Ansbach-Kürassieren, 1789 als Rittmeister bei
den Württemberg-Dragonern. Nach einem einjährigen Noviziat im Deutschorden
beim Hochmeister Kurfürst Maximilian von Köln (1792) nahm er als Adjutant des
Reichsfeldmarschalls Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen, auch der öster-
reichischen Feldmarschälle Graf von Clerfayt und Graf von Wurmser 1794/96 an
Feldzügen gegen Frankreich teil. Die Entscheidung im ersten Koalitionskrieg im
Kampf um Süddeutschland und Italien fiel 1797 in der Poebene, wo Napoleon die
Österreicher zurückdrängte, die Addabrücke bei Lodi stürmte, General Wurmser in
Mantua einschloss, wo dieser kapitulierte, aber freien Abzug erhielt. Der Friede zu
Campo Formio brachte Österreich und dem Reich Gebietsverluste.
Wilhelm von Woellwarth war seit 1795 Major und 1800 Kommandeur der Mack-
Kürassiere geworden. Nach Einsätzen 1797 folgten Kämpfe mit Frankreich 1799
- 1800 und 1805 im zweiten und dritten Koalitionskrieg, die jeweils für Napoleon
siegreich ausgingen. Als Generalfeldwachtmeister und Brigadekommandeur verließ
Woellwarth 1807 den kaiserlichen Dienst auf Befehl König Friedrichs I. von Würt-
temberg. Nach der Einverleibung der reichsritterschaftlichen Gebiete in das König-
reich Württemberg verlangte Friedrich I. von seinen Vasallen, aus fremdem Dienst
auszuscheiden, zumal Kaiser Franz I. von Österreich seine Verpflichtungen als deut-
scher Kaiser auf Druck Napoleons für erloschen erklärte (6.8.1806). Dies war das
offizielle Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation.33 Es bildete sich
der Rheinbund unter dem Protektorat Napoleons. Die Rheinbundstaaten waren zur
Heeresfolge verpflichtet.
Seit 11.1.1808 war Wilhelm württembergischer Generalmajor und wurde 1809
zum Generalleutnant befördert. Er kommandierte im Krieg Napoleons gegen Ös-
terreich erst die Kavalleriedivision, dann das württembergische Korps. Im Frieden
zu Schönbrunn (14.10.1809) verlor Österreich fürs Erste seine Großmachtstellung,
Napoleon stand im Zenit seiner Macht. Und nun begann er, sich auf den Krieg ge-
gen Russland vorzubereiten mit der Aufstellung der Großen Armee. Wilhelm wurde
1812 Kommandant der württembergischen Kavalleriedivision. Schon in Polen gab
es Misshelligkeiten mit den Franzosen. Napoleon verlangte folglich brieflich bei
König Friedrich die Abberufung des Generals Wilhelm von Woellwarth. Er wur-
de nach seiner Rückkehr in Ellwangen arretiert. Nach der Niederlage Napoleons
in Russland und der völligen Auflösung seiner Armee wurde Wilhelm rehabilitiert
und zum Stadtkommandanten von Stuttgart ernannt. Außerdem wurde er als Kom-

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Das Adelsgeschlecht der Woellwarth
 
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