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Vorwort

Mit der Herausgabe der Polemik zwischen Bastiat und Proudhon
über „Kapital und Zins" verbinde ich einen doppelten Zweck.
Einmal schien es mir an der Zeit, die Aufmerksamkeit der sozial-
politischen Forschung auf die französische Februarrevolution hinzu-
lenken, die noch heute eine unendliche Menge unbehobenen wissen-
schaftlichen Materiales in sich birgt; zum anderen hielt ich es für
geraten, die Frage vom Kapitalzins auf die Tagesordnung der
Sozialpolitik zu stellen, von der sie durch eine seltsame Verkettung
der Umstände so gut wie verschwunden ist. Ein halbes Jahrhundert
ist seit jener denkwürdigen Polemik dahingegangen. Trotzdem ist
sie von aktuellstem Interesse. So falsch und thöricht die fable con-
venue ist, in die sich die Oekonomisten mit den Marxisten theilen,
dass Bastiat siegreich aus dem Kampfe mit Proudhon hervorgegangen
sei, so wahr ist die Thatsache, dass die kapitalistische Auffassung
der Zinsfrage in der Wirklichkeit Recht behalten und die gesammte
wirthschaftliche Entwicklung der Welt bis zum heutigen Tage be-
herrscht hat. Was würde den wackeren Verfasser der „Harmonies
economiques", wenn er noch lebte, wohl tiefer schmerzen? Die Fahnen-
flucht seiner Freunde, von denen neun Zehntel in's staatssozialistische
Lager hinübergeflohen sind, oder die greulichen Wirren der modernen
Volks- und Völkerwirthschaft, die jenem „freien Spiel der wirth-
schaftlichen Kräfte" entsprossen sind, dessen Vorzüge er in so
lebhaften Farben zu schildern wusste?

Die Frage vom Kapitalzins ist die soziale Frage par excel-
lence. Die Behandlung, welche ihr Proudhon in den vorliegenden
Erörterungen zu Theil werden lässt, ist nach zwei Seiten hin epoche-
machend. Erstens enthält sie in formeller Beziehung den definitiven
 
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