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— 197 —

der Bodmerei kundgegeben hat? Was nun zu Anfang die unver-
meidliche "Wirkung des Kriegszustandes war, was nothwendiger Weise
in einer antagonistischen Gesellschaft zu Tage treten musste, das
wird sich ebenfalls und immerdar in der harmonischen und fried-
lichen Gesellschaft wie der erzeugen. Der Fortschritt in der Industrie,
wie in der Wissenschaft ist ohne Grenze; die Arbeit kennt für ihre
vortheilbringenden Unternehmungen keine Schranken. Wer aber von
einer Unternehmung spricht, der spricht stets von einer mehr oder
weniger glückspielerischen Sache, folglich von einer mehr oder
weniger grossen Gefahr für das engagirte Kapital, folglich von der
Nothwendigkeit eines ausgleichenden Zinses, einer Versicherungs-
prämie.

Auf den Miethzins, das Pachtgeld, das Hypothekendarlehen, das
Handelsagio, die Börsenspekulationen, die Beraubungen der Bankokratie
muss für das Kapital unter mehr und mehr glücklich sich ge-
staltenden Bedingungen die Geschäftsgenossenschaft (comman-
dite) folgen. Alsdann wird das Kapital nach Aktien getheilt und
durch die arbeitende Masse geliefert, für die Arbeit produzieren, an-
statt die Arbeit zu berauben; alsdann wird die an die Stelle des
Zinses tretende Dividende nur eine Art und Weise sein, um die ge-
sammte Gesellschaft an den Erträgnissen der Privatspekulationen
Theil nehmen zu lassen: es wird das der rechtmässige Gewinn des
Genies gegenüber dem Glücksfall sein. Mögen die gegenwärtigen Kapi-
talisten, anstatt sich an der Börse zu spreizen, anstatt die Revolution
einzuschnüren und das Embargo auf die Arme zu legen, es wagen,
unsere Vordermänner zu werden; mögen sie, wie im Jahre 1792,
unsere Heerführer werden in diesem neuen Kriege der Arbeit gegen
das Elend, in diesem grossen Kreuzzuge der Industrie gegen die
Natur! Gibt es etwa nichts mehr zu entdecken, nichts mehr zu
wagen, nichts mehr zu thun für die Entwicklung unserer Nationalität,
für die Vermehrung unseres Reichthums und unseres Buhines ? . . .

Ich halte ein; es ist Zeit. Gegen meinen Willen haben Sie,
mein Herr, mich zu dieser abstrakten Untersuchung gedrängt, die für
das Publikum ermüdend und für die Spalten einer populären Zeitung
wenig geeignet ist. Mussten Sie mich denn zu dieser dornigen Ab-
handlung nöthigen, da es doch so leicht, so einfach war, uns auf jene
ebenso entscheidende als positive Frage zu beschränken: Kann der
Kredit unentgeltlich sein oder nicht? Auf die Gefahr hin,
die Leser der Voix du Peuple zurückzuschrecken, habe ich Ihrem
Wunsche Genüge leisten wollen. Sie werden, insofern Sie es für an-
 
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