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XVIII

EINLEITUNG.

Leider ist uns der vollständige und reine Genuß dieser in der
Literaturgeschichte des deutschen Mittelalters so bedeutsamen
Dichtung mehrfach verkümmert. Nicht genug, daß sie nur in
einer einzigen und noch dazu sehr jungen Handschrift auf uns
gekommen ist — der großen Ambraser Handschrift, welche
Kaiser Maximilian in den Jahren 1502—17 nach einem alten
Heldenbuche an der Etsch anfertigen ließ —; auch das ist
noch zu beklagen, daß dieser Handschrift der Eingang und eine
längere Stelle nach V. 4628 fehlen. Diese Mängel bieten dem
Kritiker wie dem Interpreten große Schwierigkeiten, sodaß
beide an nicht wenigen Stellen auf unsichere Vermuthungen
angewiesen sind.
Die erste kritische Ausgabe hat Moriz Haupt unter Mit-
wirkung Lachmann’s 1839 besorgt. Verschiedene Besserungs-
versuche dazu, welche theils von den Genannten, theils von
Benecke, W. Grimm, Wackernagel herrühren, finden sich im
dritten Theile von Haupt’s Zeitschrift, S. 266 fg. Fünfzehn Jahre
später hat Franz Pfeiffer zuerst wieder die Aufmerksamkeit der
deutschen Philologen auf dieses Werk gelenkt in seiner Ger-
mania 4, 185 fg.; ihm haben sich die Besserungsversuche von
W. Müller im siebenten Bande der genannten Zeitschrift, S.
127fg. und die des Herausgebers ebenda S. 429 fg. angeschlossen.
Der Text der hier gebotenen Ausgabe ist zum größten Theil
auf diese Vorarbeiten gegründet.
Um dem Leser die Übersicht über das Ganze zu erleichtern,
ist das Gedicht ähnlich den von Bartsch herausgegebenen
Nibelungen und der Kudrun in Abenteuer oder Abschnitte
von mir zerlegt worden. Bei dieser Eintheilung bin ich nach
Kräften bemüht gewesen, die kleinen Pausen, welche der Gang
der Erzählung hie und da zulässt, zu benutzen. War auch
dies nicht überall gleich gut durchführbar, so werden doch
die Abschnitte mit voraufgeschickter kurzer Inhaltsangabe als
erwünschte Ruhepunkte dem Leser willkommen sein.
Sowohl Text als Erklärung haben in dieser zweiten Auf-
lage an nicht wenigen Stellen Veränderungen erfahren. In
ersterer Beziehung fühle ich mich namentlich meinem Freunde
Bartsch zu großem Danke verpflichtet, der mich durch reich-
liche Beisteuer auf das freundlichste unterstützte.
Zeitz, im September 1870.

Fedor Bech.
 
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