Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
- 249

kann, ebenso kann ein Institut nacheinander oder auch
zugleich verschiedenen Zwecken dienen; insoweit dies derFall
ist, ist jene Einteilung unberechtigt. Dann aber sind es
die historische Entwicklung, die Tradition, das soziale und
das individuelle Beharrungsvermögen, die es bewirken, daß
man an einer hergebrachten Technik festhält, die dem
derzeitigen Kunstzweck nicht mehr ganz oder nicht auf
dem kürzesten Wege entspricht. Drittens ist es natürlich
viel schwerer, einen Gedanken durch eine ihm inadäquate
Technik zum Ausdruck zu bringen, die angestrebte Wir-
kung durch ein inadäquates Mittel zu erreichen, und die
Bewunderung für das Gelingen infolgedessen größer; künst-
lich bereitete Schwierigkeiten und ihre Überwindung sind
ja überhaupt ein wichtiges Kunstmittel; viertens wird das
Abwechslungsbedürfnis häufig durch Wechsel der Technik
ohne Wechsel des Kunstinhaltes befriedigt.

Bei solchen Fällen der ,,Verwischung“ der Grenzen
zwischen den einzelnen Künsten zu klagen, ist natürlich
ganz ungerechtfertigt. Denn das ist ja nur Mittel zum Zweck.
Fällt der Zweck fort (d. i. hier Erreichung des — schein-
baren — Zieles auf dem geradesten Wege), so muß natur-
gemäß auch das Mittel (die „angemessene“, oder vielmehr
hier nicht angemessene Kunstart) fallen.

Der natürliche Weg, von dem bisher die Rede war, ist
der, daß ein Wollen sich Technik und Mittel sucht. Es kann
aber auch das Umgekehrte der Fall sein. Insofern diese
Rückwirkung des Könnens und des Materials ein ungewolltes
Bestimmungsstück der Kunstabsicht bildet, wurde schon
davon gesprochen. Beim Wirkungsschaffen aber kann dies
auch auf das bewußte Kunstwollen einwirken, sofern der
Künstler weiß, was er gut gestalten kann (z. B. wenn er
glänzen will, oder umgekehrt, wenn er lernen will, was er
schlecht kann), und sofern ihm ein Material oder andere
äußere Bedingungen vorgeschrieben sind und er weiß, was
darinnen am besten wirkt.
 
Annotationen