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Umgebung. Über alle anderen denkbaren außerethischen
Folgen des Kunstgenusses zu schreiben, wäre wohl kaum
möglich. Aber selbst über regelmäßig eintretende braucht
wohl nicht gesprochen zu werden. Es dürfte klar sein:
Kunstbetrachtung lehrt, auch die Natur zu „sehen“. Psy-
chische Arbeit beim Kunstgenuß ist eine gute Übung für
wissenschaftlich.es Denken; Werke großer Künstler mehren
das Nationalvermögen und Klavierspiel macht, wie gesagt,
die Finger geschmeidig.

IY. Der Begriff der Kunstbetrachtung und des
Kunstgenusses.

Kunstbetrachtung und Kunstgenuß im intersub-
jektiven Sinne.

Die Betrachtungsarten und Wirkungsmittel, die wir
in den obigen Untersuchungen gefunden, sind gleichberech-
tigt, so lehrt die Geschichte, so lehrt die Reflexion. Der
Künstler kann ins Kunstwerk dasjenige hineinlegen, der Ge-
nießende dasjenige herauslesen, bzw. üben, das ihm gerade
paßt.

Bloß die Abwechslung — nicht als Genußfaktor, aber
als Genußvoraussetzung — muß in irgend einer Form immer
vorhanden sein. Diese Abwechslung ist es auch, die zumeist
— nebst anderen momentanen und dauernden Bedürfnissen
des Individuums — die Rollen der einzelnen Kunstfaktoren
und Betrachtungsarten bestimmt. Sie ist es auch, die es
unmöglich macht, daß etwa ein Kompromiß, ein „goldener
Mittelweg“ zwischen allen das allein richtige wäre, wie z. B.
Fechner es vorgeschlagen hat.

Und zu allen besprochenen positiven Möglichkeiten der
Glücksbereitung kommt dabei noch häufig der auch nicht
zu unterschätzende negative Umstand hinzu, daß Kunst-
werke, indem sie uns psychisch beschäftigen, im allgemeinen
 
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