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handelt sich bloß um ein Überwiegen des einen oder des
anderen Momentes. Hier wie dort können die Eindrücke
aus dem Ich oder aus der Umwelt geflossen sein. Zu den
imaginativen Künstlern gehören unter anderen alle die-
jenigen, die nicht naturnachahmend gestalten. Doch lassen
sich die Künste darnach nicht gruppieren, wie oftmals ver-
sucht wurde; auch die Musik kann bald realistisch, bald
imaginativ sein. Wie sich beim imaginativen Künstler die
Bilder gestaJten, wie es insbesondere ein gewolltes und ein
ungewolltes Umgestalten der Wahrnehmung (resp. Kombi-
nationen aus Wahrnehmungselementen) gibt, wurde zum
Teil schon bei der Lehre vom künstlerischen Eindruck aus-
geführt. Befruchtend für ein neues Werk der Phantasie
wirkt dabei meistens ein etwas unklar gebliebener Eindruck
(resp. Erinnerungsbild), nicht ein ganz klarer. — Was die
spontan auftauchenden Phantasiebilder betrifft, von denen
an anderen Orten auch schon die Rede war, so können diese
entweder zu einem einfühlenden Sachgestalten wie von
äußerem Wahrgenommenen oder zu einem intellektualen
Kopieren des Phantasiebildes wie eines Naturbildes führen.

III. Werte und Normen des Schaffens.

1. Werte des Schaffens für den Schaffenden.

Es wurde gelegentlich der Besprechung der Kunstab-
sicht gesagt, daß die Möglichkeiten der Genußbereitung
durch das Schaffen für den Schaffenden identisch sind mit

porträtähnlich. Ein gegenwärtiges Modell aber konnte er selbst in
einer seiner typischen Stellungen nur höchst ungeschickt malen. Nur
im Gedächtnis vereinfachte sich ihm der Natureindruck zu Formen,
die er kannte und konnte; vor dem Gegenstand selbst konnte er diesen
Prozeß — bloß das an dem Ding zu „sehen“, worauf es gerade an-
kommt, was, freilich mehr oder minder vollkommen, unseren Künst-
lern unbewußt gelingt — nicht zum Laufen bringen oder wenigstens
nicht in der Richtung, daß eines jener typischen Bilder daraus entstan-
den wäre, die er malen konnte.
 
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