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1. Teil.

Die Kunstbetrachtung.

I. Allgemeines.

1. Ziel und Metliode.

Es scheint ein eitel und vergeblich Wagen, Wesen,
Wirkung, Zweck und Wert der Kunst und ihrer Werke er-
gründen zu wollen. Scheint es doch, als ob die unzähligen
verschiedenartigen Antworten, die diese Frage im Laufe der
Zeit gefunden hat, darauf hinwiesen, daß es sich hier über-
haupt nur um individuelle Meinungen handelt. Und man hat
ja in der Tat aus den tatsächlich vorhandenen Unterschieden
in Kunstbetrachtung und Kunstauffassung den Schluß
ziehen wollen, eine Erklärung der Kunst aus der mensch-
lichen Natur heraus sei unmöglich. Allein selbst abgesehen
davon, daß individuelle Differenzen sehr wohl eine allge-
meine wissenschaftliche Behandlung zulassen, gehen die
individuellen Yerschiedenheiten hier gar nicht so weit.
Wäre vollständiger Individualismus (in diesem Sinne) Tat-
sache, so würde das die Kunst selbst unmöglich machen,
es würde keine Kunstwirkung existieren, weil — abgesehen
von zufälligen Kongruenzen der Naturen — dann nur der
Künstler sein Werk verstehen könnte. Psychologische
Ästhetik treibt tatsächlich jeder Künstler, der sich fragt,
ob dies oder jenes ,,wirken“ werde. Psychologische Ästhetik
treibt auch so mancher Historiker, der sie negiert; denn wer
das Entstehen einer Kunst aus bestimmten Verhältnissen
und ihre Wirkung auf bestimmte Verhältnisse erklären will,

Bernheimer, Philos. Kunstwissenschaft.

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