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Vorwort.

Das Werk Gustav Theodor Fechners, allerseits als
Grundlegung der modernen Ästhetik gepriesen, ist in
einem Belange so ziemlich ohne Nachfolge geblieben: die
analytische Durchforschung der Faktoren des ästhetischen
Genusses, die Fechner in seiner ,,Yorschule der Ästhetik“
begonnen hatte — nur begonnen hatte, wie er selbst wußte
—, ist nicht fortgesetzt worden. Hier anzuknüpfen, die Ana-
lyse fortzusetzen und die Faktoren brauchbar zu katego-
risieren, war meine Absicht. Allein während der Arbeit wurde
es mir klar, daß in Fechners ,,Prinzipien“ Verhaltungsweisen
des betrachtenden Subjekts und Beschaffenheiten des Ob-
jekts und Absichten des Künstlers bunt durcheinanderge-
worfen waren. Nur wenn man hier scharf trennte, konnte
man weiterkommen.

So schied ich zunächst ,,Betrachtungsarten“ und schied
Schaffensmotive und suchte auf diesem Wege brauchbare
Kategorien für Beschreibung und Beurteilung von Werken
und für Zwecke einer tiefer gefaßten Geschichte der Kunst
zu gewinnen. Und dabei fand ich weiter — was ich ursprüng-
lich durchaus nicht gesucht hatte —, daß die objektiven
Voraussetzungen in der Beschaffenheit des Werkes für eine
genußreiche Betätigung der verschiedenen Betrachtungs-
arten und der verschiedenen Schaffensmotive meist gänzlich
verschieden, mitunter sogar gegensätzlich sind, daß es aber
auch keinen Grund gäbe, eine dieser Betrachtungsarten oder
eines dieser Schaffensmotive der bezw. dem anderen unter
allen Umständen vorzuziehen.
 
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