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drängen, in denen er nichts leisten kann und die ihm keinen
Genuß bieten.

Es wurde bei den ungewollten Bestimmungsstücken der
besonderen Kunstabsicht bewußtes und unbewußtes Schaffen
unterschieden. Das „unbewußte Schaffen“ zu einem be-
wußten zu gestalten, ist wohl nicht tunlich. Denn es er-
scheint fraglich, ob der Künstler auch bewußt so gut und
überhaupt gestalten könnte. Aber auch bei bewußtem
Schaffen kann allzu großes und allzu vielseitiges Wissen hin-
derlich sein. Es kann das erstens allzu peinlich und — durch
Zersplitterung der Aufmerksamkeit — kleinlich und zer-
rissen, zweitens skeptisch machen — und der Künstler
braucht meist das Bewußtsein, daß man nur so schaffen
dürfe, wie er schafft, sonst fehlt die Überzeugung leicht auch
seinem Werke und er schwankt von einer Absicht, von einer
Technik zur anderen, statt sich in einer voll und ganz auszu-
bilden, oder aber er schafft dann überhaupt nur mehr bei
Aufträgen mit gegebenen Bedingungen; drittens kann all-
zu großes Wissen hier wie in der Wissenschaft bewirken, daß
man kritisierend in alten Bahnen geht, aber selbst nichts
Neues findet. Auch die gewollte eigentliche Kunstabsicht
in allzu helles Bewußtseinslicht zu rücken, kann insbesondere
dort, wo das Schaffen aus dunklen Trieben fließt, lähmend
wirken.

Anders steht es mit dem Kunstkönnen. Hier ist Be-
lehrung auf jeden Fall nützlich, die Ergebnisse früherer
praktischer Erfahrung und theoretischer Überlegung über-
trägt und so viel mühevolles Experimentieren und persön-
liches Erfahrungssammeln oder Nachdenken ersparen kann.
Freilich liegt da die Gefahr sehr nahe und ist unzähligemal
eingetreten, daß auch Falsches und solches, das nur für
bestimmte Absichten oder Zeiten gelten konnte, als allge-
meingeltend übertragen wurde. Und das hat auch in diesem
Punkt die ,,Schule“ in Verruf gebracht. In der Praxis
freilich mit Recht. Aber das kann doch an der Richtigkeit
 
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