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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0131
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Octavia.

unzuverlässigen silbernen Medaillon zu Wien vom Jahre 21 n. Chr.1,
welches auf der einen Seite den Kopf des Tiberius, auf der anderen
die einander zugekehrten Köpfe des Augustus und der Oetavia
zeigt (abg. Mongez, Icon. rom. pl. 19. 9). Es leidet aber keinen
Zweifel, dass auch das anonyme Frauenbildnis, das häufig auf den
Münzen des Marc Anton erscheint, sowohl auf den silbernen Cisto-
pboren (abg. Cohen I. p. 52. Nr. 2. 3)"-, als auf den wahrscheinlich
sicilischen Bronzemünzen der Flottenführer (abg. Coli. I. p. 53 Nr.
4 ff.)3, als endlich auf den Goldstücken des Jahres 36 (abg. Coh, I.
p. 52. 1) 4, Niemand anders als Octavia darstellt. Denn Fulvia wenig-
stens (f 40 v. Chr.) ist durch die Prägezeit derselben (39—36) aus-
geschlossen, und Kleopatra trägt, so viel wir sehen, überall das
Diadem. Nur bei dem schönen Kopf auf dem aureus des Hrn. van
Quelen (abg. Taf. XXXII. Nr. 14; Avers: Kopf des Marc Anton), der
erst kürzlich ans Licht gezogen worden ist5, bleibt man wegen
Mangels einer präcisen Datierung vorderhand noch im Ungewissen,
ob Fulvia oder Octavia gemeint sei; sehr fataler Weise, da derselbe
sonst unter allen am ehesten den Anspruch erheben könnte, bei
Büstenbestimmungen als Massstab zu dienen.

In der That, wenn man von diesem letzteren absehen muss, so
darf man den Versuch, mit Hilfe der Münzen noch Octaviabilder
herauszufinden, von vornherein aufgeben. Jedenfalls würde man sich
ausschliesslich an die Haartracht halten müssen; aber, da die Typen
unter sich verschieden sind, an welche? Die der Goldstücke wieder-
holt sich etwa auf der Grossbronze des Flottenführers Atratinus
(Coh. a. a. 0. p. 54. 5); beidemal sind die Haare, ohne von einer
Binde umwunden zu sein, in lockeren Strängen zurückgenommen
und in der Mitte des Hinterkopfes zu einem kleinen Knoten zusam-
mengesteckt; über der Stirn treten sie vor, hinter den Ohren oder
im Nacken fallen einige Locken herab. Allein auf den Cistophoren
sitzt der Knoten viel tiefer, und statt der lockeren Stränge ist nur
eine Scheitelflechte erkennbar. Auf anderen ist es wiederum anders.
— So scheint auch in dieser Beziehung kein Verlass auf die Münzen
zu sein. Es bliebe also nur übrig, diejenigen Monumentalbildnisse,

1 Cohen Med. imp. I. p. 214. lieber seine Echtheit vgl. Bompois in der ßev.
numism. 18(38. p. 68 fi*.

2 Lenormant pl. II. 14. 15; m. röm. Ikonographie I. Münztaf. IV 86. 88.

3 Lenormant pl. 16.

4 Lenormant pl. IL 12. 13; Annuaire de la soc. franc. de Numism. VIII.
1884. pl. 3.

5 Von Babelon in der ßev. numismat. 1883 p. 237; vgl. v. Sallet im Än-
nuaire de Numism. a. a. 0. p. 159.
 
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