den man mir zeigte, kann
Leben.
. (S. Seite 177)
— Ich benutze die erste beste Gelegenheit,
den Leo noch einmal aufzusuchen.
— Du bist also ganz sicher, daß er es ist? schrist
12.
Der Wagen, der Abends zuvor auf der
Landstraße dahin rollte, trug zwei Frauen;
es waren dies Amelie, die junge Wittwe,
und Antonie, die Gattin des Doktor Mohr.
Kaum hatten sie Platz genommen, als
Antonie fragte:
— Hast Du ihn gefunden?
— Ich glaube, ja!
— Gott sei Dank! Wie benahm er sich?
— Ich habe ihn nicht gesehen.
Amelie schilderte ihren Besuch in dem
Hause des Gärtners, den wir bereits kein
n.m; sie verschwieg der Freundin nichts
von dem, was ihr begegnet war.
— Der seltsame Mann! ries Antonie.
Was ihn wohl bewogen hat, fast als
schlichter Arbeiter zu dienen?
— Die Besorgnis; vor Entdeckung
kann es nicht sein, er würde sonst einen
fernen Ort gewählt haben; vielleicht ver¬
folgt er selbst einen Plan, der ihn in
diese Gegend führt.
— Wenn er sie nur nicht früher ver¬
läßt, als es uns wünschenswerth erscheint.
— Das fürchte ich nicht, rief Amelie
lebhaft; die Liebe fesselt ihn an das Haus
seines Brodherrn, die Liebe zu einem schö¬
nen, stattlichen Mädchen, das ohne Zwei¬
fel auch Vermögen besitzt. Ich selbst habe
Klärchen gerathen, an dem Geliebten zu
hangen, ich hielt dies für ein gutes Mittel,
den Flüchtling zurückzuhalten. Der Brief,
den ich Klärchen zur Besorgung übergeben,
wird ebenfalls seine Wirkung nicht ver¬
fehlen; ich freue mich, ihn vorsorglich ge¬
schrieben zu haben.
— Und was willst Du ferner thun? ZnnercÄujlchl der Zophlcea-KIojchke in
— Den Brief,
nur er geschrieben haben; ich kenne seine Hand-
genau.
— Gebe Gott, daß Leo Dir die ge-
wünschte Auskunft ertheile.
— Gebe Gott, seufzte Amelie, daß
der Magister der Schurke ist, der mein
Verderben beabsichtigt!
Antonie fügte hastig hinzu:
— Leo ist kein schlechter Mensch; die
traurige Angelegenheit wird sich zu seinen
Gunsten ausklären und des Magisters Bos-
heit wird sich Herausstellen. Der Mensch
verdient eine furchtbare Züchtigung! Das
Verbrechen, dessen er Dich zeiht, ist ja
haarsträubend!
— Antonie, von Leo's Benehmen
hängt meine Zukunft, all mein Glück ab!
Ist er wirklich schuldig, so muß ich ihn
anklagen . . .
— Du wirst nur dann erst von der
Angelegenheit sprechen, wenn wir w.ssen,
wie wir mit Leo daran sind. Er hat,
wenn cs geschehen, aus Liebe gesündigt
. . . Fassen wir vor der Hand keinen
Entschluß, die Angriffe des Magisters
treffen uns noch nicht.
— Ach, meine liebe Freundin, ich bin
recht unglücklich!
— Verliere den Muth nicht!
— Armin ist mir lieb und theuer
geworden; je mehr ich ihn kennen lerne...
— Je größer wird Deine Liebe zu
ihm . . . Verzage nicht, es wird noch
Alles gut werden!
Nach einer halben Stunde fuhr der
Wagen in den Hof der Villa. Der Kut-
scher öffnete den Schlag und ließ die
beiden Damen aussteigen, die rasch das
Haus betraten und Hüte und Mantillen
ablegten. Amelie rief ihre Kammerjungfer.
— Ist mein Mann schon zurückgekehrt?
— Nein, Madame!
Tod und
Novelle von Mugust Schrader
lFortsetziinq.)
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