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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 2.1867

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Heft 10
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https://doi.org/10.11588/diglit.44082#0281
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7.

k.NkWff.

Moschee Kaü-Scy ;n Lairp.

Etwa anderthalb Meilen westlich von
Reifnitz in Kram liegt ein reizend gelege-
nes kleines Schloß, Otterburg genannt,
aus halber Höhe eines schönen Berghangs,
dessen oberen Theil prachtvoller Laubwald
bekleidet, während die unteren sanfteren
Gehänge mik Weinreben und Obstbäumen
bestockt oder zu Feldern ausgelegt sind,
auf denen Mais und Weizen und Tabak
trefflich gedeihen. Ein breites Wiesenthal,
von einem munteren klaren Bache durch-
zogen, breitet sich von West nach Ost
gleichsam zu den Füßen des Schlosses
aus, und wird gegen Süden von einem
steilen Höhenzug Hegrenzt, dessen dunkle
Nadelholzwälder beinahe bis zur Thal-
sohle herunterragen. Es ist eine der
lieblichsten Gegenden jenes an Naturschön-
heiten keineswegs armen Landes Krain.
Unten im Thale liegen, einige Büchsen-
schußweiten von einander entsernt, ein
großes Mühl- und Sägewerk und eine
ausgedehnte Maierei, und beleben die
reizende idyllische Wald- und Wiesenland-
schaft , welche der Blick von dem Schlosse
herab beherrscht, aus das Lieblichste.
Es war ein heißer Julitag. Drunten
in den Waizenseldern waren die braunen
Knechte und Mägde schon emsig beschäf-
tigt, die goldenen Aehren zu schneiden
und zu Garben zu binden, als ein jun-
ges zartes Mädchen von etwa zehn Jahren
aus dem kühlen Schatten des Tannichts
auf einen Pfad heraustrat, welcher durch
die Felder nach dem Gehöfte führte, und
bald zu den Wagen gelangte, welche hier

denkt — Gott
von Alfried Wyttus.
lFortsetzung.)

lonkll landen, um die Garben einzufahren, während len, oder die einzelnen liegen gebliebenen Aeh-
lriUil. yjx ungekoppellen Pferde und Stiere de<i Klee ren auflasen und zermalmten.

und die Gräser zwischen den Stoppeln knupper-

Der Mensch
Novelle

„Guten Tag, Mütterchen! Wollt Ihr nicht
der kleinen Nora etwas abkaufen?" rief
das kleine Mädchen mit dem weidengefloch-
tenen Tragekorb auf dem Rücken der dicken
slowenischen Pächterin zu, welche in dem
Schatten eines Pflaumenbaums aut freiem
Feuer einen Kessel voll Polenta für die
Schnitter kochte. „Spitzen, Gimpen,
Tressen, Schnüre, Nadeln und Faden!
He, Mütterchen, braucht Ihr nichts?"
„Nein, heute nichts, mein Seelchen,"
versetzte die braune Pächterin gutmüthig;
„Du siehst, wir haben alle Hände voll
zu thun mit der Ernte — 's ist ein
Unwetter im Anzug, und wir wollen vor
Abend noch einfahren. Und woher kommst
Du denn schon heute früh, armes Ding?"
„Von Groß-Polland, Mütterchen," er-
wiederte Nora mit einem sehnsüchtigen
Blicke aus die Körbe der Pächterin.
„Arme Kleine! Solch' ein weiter Weg,
und zu Fuße!" versetzte das slowenische
Weib, und fuhr, zu den eigenen Kindern
gewendet, die sich neugierig herbeigedrängt
hatten und die kleine Händlerin aus ihren
schwarzen Augen anstarrten, fort: „Da
seht, ihr Teufelskinder, wie gut ihr es
habt gegen die arme Kleine hier, die
heute schon schier drei Meilen im heißen
Sonnenbrand gemacht hat, während ihr
zu saul seid, das Bißchen Aehren aufzu-
lesen! Nun, setz' Dich, mein Herzchen, und
iß und trink, wirst Hunger und Durst
haben!" Dabei reichte sie dem Kinde ein
Stück Brod und Speck, eine Handvoll
Pflaumen und einen Zinnbecher voll Wein.
„Danke, Mütterchen, lohn' es Gott!
— Ja, hungrig und durstig ist Nora!"
versetzte das Kind mit einem dankbaren
Lächeln.
„Na, und wie geht der Handel,
 
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