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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 3.1868

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Heft 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.44083#0009
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zuge befanden,

innner kamen

Besitzthum des

in dem hohen

Denkmal Nikolaus I. in Zt. pclcrsknrq.

Posaunen und Trom-
schmctterteu, die Pauken wirbelten, der

Vas ürcnk im Waide.
Novelle von Uugnsi Schrader.

der bei der Traunug entfaltet wurde, eutjprach
dein Reichthum des Baukicrs; wir schildern ihn
indeß weiter nicht, und berichten nnr, daß die
Ccrcmvnie, die zwei liebende Wesen für das
ganze Leben mit einander verbindet und ihre
Liebe der Welt gegenüber lcgalisirt, ohne Stö-
rung vollzogen ward.
peten
Organist spielte mit allen Registern nnd der Chor
sang aus Leibeskräften .... da erschien das
Brautpaar in dem Portal, auf Blumen wandelnd,
die weißgekleidete Mädchen streuten. Rechts nnd
links bildeten die Neugierigen undurchdringliche

Wände, nnd mehr als ein Ruf der Bewunde-
rung nnd des Staunens ließ sich vernehmen.
Den Neuvermählten folgte der Bankier, ein statt-
licher nied stolzer Manu mit ergrautem Haare.
In dem Knopslvche seines schwarzen Fracks trug
er ein farbiges Bändchen . . . an der Börse er-
zählte mau, Roland habe einem kleinen deutschen
Fürsten, der sich in großer Noth befunden, eine
Anleihe vermittelt, nnd dafür nicht nur gute Zin-
sen, sondern auch einen Orden erhalten. Viel-
leicht war der Bankier stolz ans diesen Orden.
Die Herren und Damen, die sich in dem Braut-
zuge befanden, gehörten zumeist der Geldaristo-
kratie an; Uniformen sah man
nnr wenige. Der Bräutigam
selbst trug seine Civilklcider; er
hatte am Tage vor der Trau-
ung den nachgcsuchten Abschied
ans der Armee erhalten.
Die jungen Gatten und die
Gäste, eine sehr zahlreiche Ge-
sellschaft, hatten die Equipagen
bestiegen; die Bedienten schlossen
die Schläge, schwangen sich zu
den Kutschern auf den Bock und
die lange Reihe rasselte üb?r
das Pflaster der Hauptstraße
der Residenz, zum Thor hinaus
uach der eine halbe Stiiudc von
der Stadt entlegenen Billa, die
als ein Muster von Reichthum,
Eleganz und Geschmack gepriesen
ward. Man wußte, daß die
bcdcutcudstcu Künstler die Wand-
gemälde in jenem Landhansc
ausgeführt hatten. Dieses Land-
haus bildete einen Theil der
Mitgift der Brant. Es lag rei-
zend am Saume eines Waldes,
eines herrlichen Eichenforstcs,
der ebenfalls
Bankiers war.
DaS Thor

1.
Die Hcchzcit.
Gegen Mittag hielt eine Reihe glänzender
Equipagen vor dem Portale des Doms in der
Residenz M. Die Kutscher und Bedienten stan-
den plaudernd neben den Pferden, während in
den gothischeu Hallen der Kirche die Töne der
Orgel brausten nnd der Sangcrchor des Doms
eine Motette ausführte. Noch
neugierige Herren nnd Damen,
die rasch die Kirche betraten.
Wir sagen „neugierige" Herren
nnd Damen, denn cs handelte
sich nicht darum, dem Gottes-
dienste bciznwohncn, sondern
Zeuge eines Schauspiels zu sein,
das wirklich zu den Seltenhei-
ten gehörte. Tie Tochter des
reichsten Bankiers der Haupt-
stadt , eine junge Dame von
wunderbarer Schönheit, ward
mit einem jungen Gardevsfizier
vermählt. Otto von Ravenstein
stammte ans eiuer alten gräf-
lichen Familie und besaß, so
erzählte das Gerücht, außer sei-
nem Wappen nnd feinem Degen
nichts als Schulden, die. nun
der enorm reiche Schwieger-
vater bezahlen würde. Die
Damen der Stadt wollten wissen,
daß die Aussteuer der schöne»
Gabriele, so hieß die Brant,
incbr als hunderttausend Thalcr
gekostet habe; cS ließ sich dies
kaum bezweifeln, da Gabriele
die einzige Tochter eines Man
ucs war, der über Millionen
zu gebieten hatte. Der Pomp,

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