Mt
Der Kaufmann fühlte, wie sich seine Haare sträubten, und
von namenlosem Grauen erfaßt, stürzte er auf das Licht los,
erfaßte es wie einen Feind mit beiden Händen und hob es,
die Flamme erstickend, aus dem Fasse heraus. Dann schritt
er wie ein Träumender aus dem Keller.
Die Gesellschaft war gerettet, er aber, der dies Werk voll-
bracht, sank auf der obersten Treppenstufe bewußtlos zusammen
und verfiel in ein Fieber, das ihn erst nach Wochen wieder
verließ. R. M.
Acs-kgrschürgenes Mittet. — Der als Generalauditeur
in Berlin verstorbene Freiherr v. L. war in seinen jüngeren
Jahren Richter in einem pommer'schen Städtchen und dort
namentlich deshalb bekannt, daß er zwischen den hartnäckigsten
Parteien Vergleiche zu Stande zu bringen wußte. Zu seinen
lleberredungskünsten fügte er nämlich ein sinniges Manöver:
er ließ in seinem sehr engen Amtszimmer die streitwüthigste
Partei in nächster Nähe der Heizvorrichtung Platz nehmen.
Langer als fünfzehn Minuten hielt dort Niemand Stand, und
der Betroffene beeilte sich durch Ergreifen der Versöhnungs-
hand aus der heißen Lage zu entkommen.
Eines Tages war wieder Jemand auf den verhängniß-
vollen Stuhl gesetzt worden. Aber Minute auf Minute ver-
Das Buch für Alle.
ging, ohne daß der Mann auch nur die geringste Nachgiebig-
keit zeigte. Er schien sich vielmehr sehr wohl zu fühlen, be-
antwortete die Fragen des erstaunt dareinfchauenden Richters
mit behaglichem Lächeln und sagte endlich: „Herr Rath, bei
mir zieht Ihr Mittel nicht, ich bin nämlich Heizer m einer
Maschinenfabrik!" Diesmal kam es zu keinem Vergleiche, und
der dickfellige Heizer ging als Sieger davon. -dn-
Kameele in Amerika« — Wohl nicht Jeden, ist es be-
kannt, daß sich auch in Nordamerika, und zwar nicht blos
in den Thiergärten, lebende Kameele Herumtreiben, ganz echte
mit vier Beinen und Doppelhöcker. Es sind ihrer allerdings
nicht viele, was jedoch keineswegs an der mangelhaften Fähig-
keit, sich zu akkliinatisiren, liegt.
Amerika hat, namentlich im wilden Westen, ja auch seine
Wüsteneien, wenn sie an Ausdehnung auch nicht der Sahara
gleich kommen, weshalb sollte daher dort nicht auch das „Schiff
der Wüste" vertreten sein? Es ist eigentlich zu verwundern,
daß dasselbe heutzutage in Amerika nur durch Zufall vor-
kommt, denn einbürgern kann es sich lercht, was aus dein
Folgenden hervorgehen dürfte.
In der Wüste von Arizona zwischen Auma und Ehrenberg
einerseits und Wickenburg und dein Koloradosluß anderer-
27
seits lebt eine Heerde von etiva sechzig wild gewordenen
Kameelen. Selbige sind aus fünfzehn Stück hervorgegangen,
welche auf Veranlassung der amerikanischen Negierung vor
dein Bürgerkriege in's Land gebracht wurden behufs Trans-
port von Vorräthen für die Truppen. Zivei oder drei Jahre
dienten fie diesem Zweck. Inzwischen fand man, daß ihre an
den feineren afrikanischen Wüstensand gewöhnten Füße wund
wurden, so daß. die Thiere oft ihren Weg nicht fort-
zusetzen vermochten. Da inan sonst nichts mit ihnen an-
zufangen wußte, so ließ man sie einfach laufen, und sie ver-
standen es, für sich'selbst zu sorgen. Jahrelang verkehrten
keine Weißen in demjenigen Theil der Wüste, in welchem
die Kameele Freistatt hatten, und da sich auch die Rothhüute
infolge abergläubischer Furcht von ihnen fern hielten, so
blieben die Thiere bis vor wenigen Jahren ganz unbelästigt,
und sie vermehrten sich bis auf mehr denn hundert. Allmälig
wurden fie aber den Gold- und Silbersuchern lästig, denn
ihre Pferde und Esel fürchteten sich vor den doppelhöckerigen
Ungethumen, und daher wurde gar manches Kameel getödtet.
Immerhin sind noch über sechzig da und sie vermehren sich
wieder langsam. Es wäre in der That zu wünschen, daß die
Negierung zu ihrem Schutze etwas thäte.
Jas Ginsammekn von HrangenlMtHerr in Wervi. Nach einer Originalskizze von F. Menter. (S. 22)
Als ich die Kameele zum ersten Male zu sehen bekam,
befand ich mich auf einer Fußtour vom Kolorado nach dem
Harqua Hala, und ein Packesel von langer Diensterfahrung
hatte meine ganzen Provisionen zu tragen. Wir bewegten
uns gerade durch fast mannshohes Unkraut, das eine gnte
Strecke weit den Boden bedeckte, und der Graue schleppte
sich gar träge und traurig dahin, da er die letzten vierundzwanzig
Stunden nichts mehr zu trinken gehabt hatte. Von Zeit zu
Zeit mußte ich sogar ein Steinchen nach ihm werfen, damit
er sich überhaupt weiter bewegte. Plötzlich aber erhob er
den Kopf und schrie, daß man es gewiß eine halbe Meile
weit hören konnte.
Erst dachte ich an Indianer, machte meine Winchester-
büchse bereit und suchte im Gestrüpp Deckung. Ueber die
Gräser hinweg lugend, sah ich aber bald die Kameele in ihrem
eigenthümlichen schwingenden Trabe herankommen; es waren
nur ihre Köpfe und Höcker über dem Kräuterdickicht zu sehen.
Mein Esel zeigte zetzt plötzlich mehr Leben, als ich je zuvor
an ihm bemerkt hatte Ich glaube, kein Pferd im ganzen
Lande hätte ihn damals im Wettlauf besiegen können; dabei
aber ging mein Gepäck auseinander und Fleisch, Bohnen, Kaffee
und Werkzeuge wurden ungefähr fünf Meilen weit zerstreut.
Kein wildes Raubthier hätte dein Freund Langohr einen
größeren Schreck einzuflößen vermocht, als es diese harmlosen
„Wüstenschiffe" gethan. O v B
Der Kelietschoppen. — Der berühmte alemannische Dichter
Hebel trug sich mit dem Gedanken, durch ein Vermächtnis; es
zu ermöglichen, daß in seiner Heimathsgemeinde Hausen im
Badischen des Sonntags jeder Bürger einen Schoppen Wein
trinken könne, sowie daß arme Schüler durch Lehrmittel unter-
stützt würden. Der Dichter selbst war nun aber eine zu un-
besorgte Natur gewesen, sowohl nm viel zu sparen, als um
Geldsachen eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, und so
überraschte ihn der Tod, ohne daß er ein Testament hinter-
ließ. Bei einer Hebel-Gedächtnißfeier in Basel, am 10. Mai
1860, wurde nun dieser echt Hebel'sche Gedanke aufgefaßt und
den Versammelten zur Verwirklichung empfohlen. Es war
nicht schwer, den frohen Gästen die Stiftung eines „Hebel-
schoppens" einleuchtend zu machen. Bald ging eine Liste um
die Tische, die sich mit Beiträgen bedeckte und in der Folge
noch durch Hebelsreunde verstärkt ward. Auf diesem Wege
kam eine Summe zusammen, deren Zinsenertrag es gestattete,
dem „Hebelschoppen" noch ein Hochzeitsgeschenk an die je-
weiligen Bräute und die Verabreichung von Hebels ale-
mannischen Gedichten an fleißige Schüler in Hausen beizufügen.
Den feierlich entworfenen und angenommenen Stiftungs-
statuten gemäß werden nun jährlich am 10. Mai, als dem
Geburtstage des Dichters, unter Vorsitz des Bürgermeisters
von Hausen die über 60 Jahre alten Bürger der Gemeinde
zu einem kleinen Feste versammelt, bei welchem dem testa-
mentarischen Schoppen auch ein entsprechendes Bißlein nicht
fehlt. C> T.
Englische Markiere in Maris waren in den vierziger
Jahren ungemein gesucht und dies hatte folgenden Grund.
Im Jahre 1842 lebte der als Sonderling wohlbekannte Lord
Sensby in Paris und wettete mit dem Grafe:: Beaubourg,
der die Geschicklichkeit der Pariser Raseure als unübertrefflich
hinstellte, um tausend Pfund Sterling, daß sein englischer Figaro
geschickter und in: Stande sei, Jedermann selbst dann ohne
„Blutvergießen" zu rasiren, wenn der Betreffende in einen:
Wagen sitze, und dieser Wagen über Stock und Stein dahin-
jage. Die Wette wurde angenommen, und auch ein Mann
gefunden, der sich gegen hundert Pfund Sterling bereit erklärte,
den: englischen Barbier als Objekt zu dienen. Beide bestiegen
dann einen geschlossenen Wagen, der, von zahlreichen Rei-
tern begleitet, in: Galop bis nach Neuillp fuhr, bis wohin
das Geschäft des Rasirens beendet sein sollte. In: Wagen
saß das „Opfer" und vor ihm stand der Barbier. „Nur
Muth!" sagte er und seifte den Mann ein. Dann zog er
das Messer ab und begann sein Werk zwar vorsichtig, aber
so sicher, daß er ihm auch nicht die kleinste Schramme bei-
brachte und noch vor Ankunft des Wagens in Nenilly fertig
war. Lord Sensbp hatte sonnt seine Wette gewonnen, und
in Paris waren von da an englische Barbiere stark begehrt.
N. M.
Zleberraschender Krfokg. — Persönliche Bemerkungen in
einer fremden Sprache in der Oeffentlichkeit fallen zu lassen,
hat schon so Manchen sehr beschämt. Eii: englischer Kapitän,
Symons mit Namen, fuhr in einem Londoner Omnibus, als
ein junges Ehepaar einstieg und ihn: gegenüber Platz nahm.
Nach einigen Minuten bemerkte die junge Dame auf Hindo-
stanisch zu ihrem Manne: „Deklro, 8udid Iro ßmwn düru
irülr IruüZ was soviel bedeutet, als: „Sieh nur einmal, was
der Herr drüben für eine große Nase hat."
Der Kapitän hatte allerdings eine große Nase, doch ob-
gleich er ein gutmüthiger Mensch war, konnte er sich doch nicht
die Gelegenheit entschlüpfen lassen, der Dame heimzuleuchten.
Zu ihrem Entsetzen erhob er sich von seinem Sitze, und höf-
lich den Hut lüftend, crwiederte er ebenfalls auf Hindostanisch:
„Entschuldigen Sie, Madame, daß meine Nase Sie genirt, aber
sie ist nur nun einmal nicht kleiner gewachsen." W. S. A.
Der Kaufmann fühlte, wie sich seine Haare sträubten, und
von namenlosem Grauen erfaßt, stürzte er auf das Licht los,
erfaßte es wie einen Feind mit beiden Händen und hob es,
die Flamme erstickend, aus dem Fasse heraus. Dann schritt
er wie ein Träumender aus dem Keller.
Die Gesellschaft war gerettet, er aber, der dies Werk voll-
bracht, sank auf der obersten Treppenstufe bewußtlos zusammen
und verfiel in ein Fieber, das ihn erst nach Wochen wieder
verließ. R. M.
Acs-kgrschürgenes Mittet. — Der als Generalauditeur
in Berlin verstorbene Freiherr v. L. war in seinen jüngeren
Jahren Richter in einem pommer'schen Städtchen und dort
namentlich deshalb bekannt, daß er zwischen den hartnäckigsten
Parteien Vergleiche zu Stande zu bringen wußte. Zu seinen
lleberredungskünsten fügte er nämlich ein sinniges Manöver:
er ließ in seinem sehr engen Amtszimmer die streitwüthigste
Partei in nächster Nähe der Heizvorrichtung Platz nehmen.
Langer als fünfzehn Minuten hielt dort Niemand Stand, und
der Betroffene beeilte sich durch Ergreifen der Versöhnungs-
hand aus der heißen Lage zu entkommen.
Eines Tages war wieder Jemand auf den verhängniß-
vollen Stuhl gesetzt worden. Aber Minute auf Minute ver-
Das Buch für Alle.
ging, ohne daß der Mann auch nur die geringste Nachgiebig-
keit zeigte. Er schien sich vielmehr sehr wohl zu fühlen, be-
antwortete die Fragen des erstaunt dareinfchauenden Richters
mit behaglichem Lächeln und sagte endlich: „Herr Rath, bei
mir zieht Ihr Mittel nicht, ich bin nämlich Heizer m einer
Maschinenfabrik!" Diesmal kam es zu keinem Vergleiche, und
der dickfellige Heizer ging als Sieger davon. -dn-
Kameele in Amerika« — Wohl nicht Jeden, ist es be-
kannt, daß sich auch in Nordamerika, und zwar nicht blos
in den Thiergärten, lebende Kameele Herumtreiben, ganz echte
mit vier Beinen und Doppelhöcker. Es sind ihrer allerdings
nicht viele, was jedoch keineswegs an der mangelhaften Fähig-
keit, sich zu akkliinatisiren, liegt.
Amerika hat, namentlich im wilden Westen, ja auch seine
Wüsteneien, wenn sie an Ausdehnung auch nicht der Sahara
gleich kommen, weshalb sollte daher dort nicht auch das „Schiff
der Wüste" vertreten sein? Es ist eigentlich zu verwundern,
daß dasselbe heutzutage in Amerika nur durch Zufall vor-
kommt, denn einbürgern kann es sich lercht, was aus dein
Folgenden hervorgehen dürfte.
In der Wüste von Arizona zwischen Auma und Ehrenberg
einerseits und Wickenburg und dein Koloradosluß anderer-
27
seits lebt eine Heerde von etiva sechzig wild gewordenen
Kameelen. Selbige sind aus fünfzehn Stück hervorgegangen,
welche auf Veranlassung der amerikanischen Negierung vor
dein Bürgerkriege in's Land gebracht wurden behufs Trans-
port von Vorräthen für die Truppen. Zivei oder drei Jahre
dienten fie diesem Zweck. Inzwischen fand man, daß ihre an
den feineren afrikanischen Wüstensand gewöhnten Füße wund
wurden, so daß. die Thiere oft ihren Weg nicht fort-
zusetzen vermochten. Da inan sonst nichts mit ihnen an-
zufangen wußte, so ließ man sie einfach laufen, und sie ver-
standen es, für sich'selbst zu sorgen. Jahrelang verkehrten
keine Weißen in demjenigen Theil der Wüste, in welchem
die Kameele Freistatt hatten, und da sich auch die Rothhüute
infolge abergläubischer Furcht von ihnen fern hielten, so
blieben die Thiere bis vor wenigen Jahren ganz unbelästigt,
und sie vermehrten sich bis auf mehr denn hundert. Allmälig
wurden fie aber den Gold- und Silbersuchern lästig, denn
ihre Pferde und Esel fürchteten sich vor den doppelhöckerigen
Ungethumen, und daher wurde gar manches Kameel getödtet.
Immerhin sind noch über sechzig da und sie vermehren sich
wieder langsam. Es wäre in der That zu wünschen, daß die
Negierung zu ihrem Schutze etwas thäte.
Jas Ginsammekn von HrangenlMtHerr in Wervi. Nach einer Originalskizze von F. Menter. (S. 22)
Als ich die Kameele zum ersten Male zu sehen bekam,
befand ich mich auf einer Fußtour vom Kolorado nach dem
Harqua Hala, und ein Packesel von langer Diensterfahrung
hatte meine ganzen Provisionen zu tragen. Wir bewegten
uns gerade durch fast mannshohes Unkraut, das eine gnte
Strecke weit den Boden bedeckte, und der Graue schleppte
sich gar träge und traurig dahin, da er die letzten vierundzwanzig
Stunden nichts mehr zu trinken gehabt hatte. Von Zeit zu
Zeit mußte ich sogar ein Steinchen nach ihm werfen, damit
er sich überhaupt weiter bewegte. Plötzlich aber erhob er
den Kopf und schrie, daß man es gewiß eine halbe Meile
weit hören konnte.
Erst dachte ich an Indianer, machte meine Winchester-
büchse bereit und suchte im Gestrüpp Deckung. Ueber die
Gräser hinweg lugend, sah ich aber bald die Kameele in ihrem
eigenthümlichen schwingenden Trabe herankommen; es waren
nur ihre Köpfe und Höcker über dem Kräuterdickicht zu sehen.
Mein Esel zeigte zetzt plötzlich mehr Leben, als ich je zuvor
an ihm bemerkt hatte Ich glaube, kein Pferd im ganzen
Lande hätte ihn damals im Wettlauf besiegen können; dabei
aber ging mein Gepäck auseinander und Fleisch, Bohnen, Kaffee
und Werkzeuge wurden ungefähr fünf Meilen weit zerstreut.
Kein wildes Raubthier hätte dein Freund Langohr einen
größeren Schreck einzuflößen vermocht, als es diese harmlosen
„Wüstenschiffe" gethan. O v B
Der Kelietschoppen. — Der berühmte alemannische Dichter
Hebel trug sich mit dem Gedanken, durch ein Vermächtnis; es
zu ermöglichen, daß in seiner Heimathsgemeinde Hausen im
Badischen des Sonntags jeder Bürger einen Schoppen Wein
trinken könne, sowie daß arme Schüler durch Lehrmittel unter-
stützt würden. Der Dichter selbst war nun aber eine zu un-
besorgte Natur gewesen, sowohl nm viel zu sparen, als um
Geldsachen eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, und so
überraschte ihn der Tod, ohne daß er ein Testament hinter-
ließ. Bei einer Hebel-Gedächtnißfeier in Basel, am 10. Mai
1860, wurde nun dieser echt Hebel'sche Gedanke aufgefaßt und
den Versammelten zur Verwirklichung empfohlen. Es war
nicht schwer, den frohen Gästen die Stiftung eines „Hebel-
schoppens" einleuchtend zu machen. Bald ging eine Liste um
die Tische, die sich mit Beiträgen bedeckte und in der Folge
noch durch Hebelsreunde verstärkt ward. Auf diesem Wege
kam eine Summe zusammen, deren Zinsenertrag es gestattete,
dem „Hebelschoppen" noch ein Hochzeitsgeschenk an die je-
weiligen Bräute und die Verabreichung von Hebels ale-
mannischen Gedichten an fleißige Schüler in Hausen beizufügen.
Den feierlich entworfenen und angenommenen Stiftungs-
statuten gemäß werden nun jährlich am 10. Mai, als dem
Geburtstage des Dichters, unter Vorsitz des Bürgermeisters
von Hausen die über 60 Jahre alten Bürger der Gemeinde
zu einem kleinen Feste versammelt, bei welchem dem testa-
mentarischen Schoppen auch ein entsprechendes Bißlein nicht
fehlt. C> T.
Englische Markiere in Maris waren in den vierziger
Jahren ungemein gesucht und dies hatte folgenden Grund.
Im Jahre 1842 lebte der als Sonderling wohlbekannte Lord
Sensby in Paris und wettete mit dem Grafe:: Beaubourg,
der die Geschicklichkeit der Pariser Raseure als unübertrefflich
hinstellte, um tausend Pfund Sterling, daß sein englischer Figaro
geschickter und in: Stande sei, Jedermann selbst dann ohne
„Blutvergießen" zu rasiren, wenn der Betreffende in einen:
Wagen sitze, und dieser Wagen über Stock und Stein dahin-
jage. Die Wette wurde angenommen, und auch ein Mann
gefunden, der sich gegen hundert Pfund Sterling bereit erklärte,
den: englischen Barbier als Objekt zu dienen. Beide bestiegen
dann einen geschlossenen Wagen, der, von zahlreichen Rei-
tern begleitet, in: Galop bis nach Neuillp fuhr, bis wohin
das Geschäft des Rasirens beendet sein sollte. In: Wagen
saß das „Opfer" und vor ihm stand der Barbier. „Nur
Muth!" sagte er und seifte den Mann ein. Dann zog er
das Messer ab und begann sein Werk zwar vorsichtig, aber
so sicher, daß er ihm auch nicht die kleinste Schramme bei-
brachte und noch vor Ankunft des Wagens in Nenilly fertig
war. Lord Sensbp hatte sonnt seine Wette gewonnen, und
in Paris waren von da an englische Barbiere stark begehrt.
N. M.
Zleberraschender Krfokg. — Persönliche Bemerkungen in
einer fremden Sprache in der Oeffentlichkeit fallen zu lassen,
hat schon so Manchen sehr beschämt. Eii: englischer Kapitän,
Symons mit Namen, fuhr in einem Londoner Omnibus, als
ein junges Ehepaar einstieg und ihn: gegenüber Platz nahm.
Nach einigen Minuten bemerkte die junge Dame auf Hindo-
stanisch zu ihrem Manne: „Deklro, 8udid Iro ßmwn düru
irülr IruüZ was soviel bedeutet, als: „Sieh nur einmal, was
der Herr drüben für eine große Nase hat."
Der Kapitän hatte allerdings eine große Nase, doch ob-
gleich er ein gutmüthiger Mensch war, konnte er sich doch nicht
die Gelegenheit entschlüpfen lassen, der Dame heimzuleuchten.
Zu ihrem Entsetzen erhob er sich von seinem Sitze, und höf-
lich den Hut lüftend, crwiederte er ebenfalls auf Hindostanisch:
„Entschuldigen Sie, Madame, daß meine Nase Sie genirt, aber
sie ist nur nun einmal nicht kleiner gewachsen." W. S. A.