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Heft it. IRustriote Famikren-Deitung. Zahrg. iM.



G. A. Kounod 1^. (S. 263)

und sich abgemandt.
den Kürzeren.

Sie nickte abermals. „Aber mit Ihrer Zukunft
weiß ich wirklich nichts anzufangen, Herr Lieutenant!"
„Ich marschire eben in der Tour weiter," sagte
Gerd spöttisch lächelnd, „und komme als Major zum
Abschied dran, wenn Ihr Gemahl Divisionskomman-
deur sein wird."
„Pessimist! Sie müssen nur Ihr Wesen etwas än-
dern; dann werden Sie Karriere machen. Ich kann
Ihnen das verrathen."
„Nie!" sagte er fest. „Ich weiß, daß ich ein so-
genannter unbequemer Untergebener bin. Aber das,
das ist — verzeihen Sie, wenn ich Ihr militärisches
Gefühl verletze! — mein gutes Recht, vielleicht auch
mein Stolz."
Da hatte sie die Achseln gezuckt
Trotzköpfe ziehen allerdings immer

Und dann kam der Moment, wo das glänzende Fest
endigte. Vorläufig sollten sich jetzt die älteren Herr-
schaften, die ihre Töchter hier im Schloß ließen, empfehlen.
Major v. Rempler ergriff, als er den Kreis der
Zurückbleibenden in's Auge faßte und den Präsidenten
mit seiner Tochter in eifriger Unterhaltung erblickte,
ingrimmig die Hand seiner Gemahlin.
„Wollen sie mitnehmen, hörst Du! Geh' hin! Sage
irgend etwas! Aber bringe sie mir her! Mir steht
die Geschichte bis oben herauf. Geh' hin, Malwine!"
„Fällt mir nicht im Traum ein," flüsterte Frau
v. Rempler hastig dagegen. „Ich werde doch nicht das
Kind lächerlich machen und uns dazu! Mit Deiner
finsteren Miene bist Du ohnehin schon aufgefallen."
„Nun, so laß es bleiben! Aber ich sage Dir —"
man erfuhr nicht, was der Major noch sagen wollte,
denn es näherte sich einer der aufbrechen-
den Gäste.
Und nachdem Frau v. Rempler ihr zu-
rückbleibendes Kind herzlich umarmt und
geküßt hatte, gingen auch Majors davon.
Für ein halbes Stündchen blieben die
Schloßgüste mit ihren Wirthen noch drun-
ten unter Scherz und Lachen vereint, dann
verabschiedete sich Einer nach dem An-
deren.
Gute Nacht! Gute Nacht! O, es war
zu hübsch! Zu reizend!
Bald war der Salon leer.
Aber nicht lange. Frau v. Rönne kam
eiligst zurück und ertheilte ihren: Gatten
einige Befehle. Dann trat sie in das
Treppenhaus und rief nut ihrer etwas
scharfen Simme den beiden jungen Mäd-
chen nach.
„Fräulein Ellinor! Fräulein Ellinor!"
„Geh' nur immer voran, Gretchen!"
sagte die Eccellenza, sich rasch umwendend.
„O gern. Ich werde schlafen wie ein
Murmelthier! Darauf kannst Du Dich
verlassen. Gott, war das heute schön!"
Damit huschte sie die Treppe hinter
den anderen Gästen vollends hinauf. . . .
Klapp! Klapp! Einzeln sielen die
Thüren nacheinander zu.
„Kommen Sie mit, Glembach, wollen
noch eine Cigarre zusammen rauchen!"
sagte der Major Graf Nittberg. „Wie
ist's, Kaiserling?"
Die Herren verschwanden im Zimmer
des Grafen.
Inzwischen war Ellinor in den Salon
zurückgekehrt, an dessen Schwelle Frau
v. Rönne sie lächelnd empsing, indem sie
ihr ein Spitzentuch leicht vor die Augen
drückte.
„So! Lassen Sie die Anderen nur
gehen! Jetzt haben wir Sie allein —
unsere Ballkönigin! Kommen Sie! Es
gibt noch eine Ueberraschung für Sie!"
Für derlei Huldigungen sehr empfäng-
lich, sie geradezu beanspruchend aus Ge-
wohnheit, ließ sich Ellinor das Blinde-

Die Generalstochter
Roman

Georg Hartwig.
(Fortsetzung )
- (Nachdruck verboten.)
angermann verschlang Gretchen fast mit
den Augen. Die Kleine hatte es ihm an-
gethan. Und wenn er ihre Mienen rich-
tig deutete, so war die kleine Wetterhere
ihm gar nicht so abgeneigt, trotz der
Schäkerei mit den: jungen
Husaren - Spielkameraden.
Dreimal mußte der un-
glückliche Vorhang in die Höhe wandern
nach Schluß der Vorstellung. Immer
wieder traten die Darsteller an die Lam-
pen. Das Klatschen nahm kein Ende.
Gerd hatte Ellinor als seiner Dame
die Hand gereicht und die ihre während
der Ovation in der seinen festgehalten.
Es war ein eigenes Gefühl. Zuletzt ließ
er die schlanken Finger plötzlich fallen,
als er zu bemerken glaubte, daß sie einen
leichten Versuch machte, sich zu befreien.
Ihm kamen heute Abeud verschiedene
Vorrechte der „Eccellenza" gegenüber zu.
Er machte keinen Gebrauch davon, dachte
gar nicht daran. Nur einmal, als sie
beim Nundtanz in seinem Arme ruhte,
fragte er gegen seinen Willen: „Wissen
Sie, was mich heute Abend im Geist
beschäftigt?"
„Nun?" Sie war ersichtlich froh an-
geregt, so heiter, wie er sie noch nie ge-
sehen, fast natürlich jugendlich heiter.
„Was denn?"
„Ihre Zukunft, gnädiges Fräulein!"
-sagte er rasch.
„Meine — Zukunft?" Wie reizend
sie lächeln konnte! „O, darüber zerbrechen
Sie sich ja nicht den Kopf! Denken Sie,
wenn ich mich nun auch um Ihre Zukunft
ängstigen wollte, Lieutenant v. Glembach!"
„Das — das wäre" — er biß sich
auf die vorschnelle Lippe — „allerdings
ein unverdientes Glück."
„Glück?" wiederholte sie, und ihre
Augei: trafen sich. „Wie denken Sie sich
denn meine Zukunft? Bitte!"
„Wollen Sie das von mir wissen?"
Sie nickte. Ein eigenes Gefühl be-
schlich ihr Herz allemal, wenn er ihr so
nahe war und mit ihr sprach.
„Nun denn, sehr glänzend! In je-
der Beziehung. Sowohl was den Rang
Ihres zukünftigen Gemahls, als alle son-
stigen Verhältnisse anbelangt."
 
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