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Das Buch f ü r A l l e.

M 4.

fühlen vermöchte als ich. Es wäre schlecht angebracht,
wenn ich in diesem Augenblick von den Empfindungen
sprechen wollte, die mich beseelten, seitdem ich Sie zum

ersten Male gesehen. Aber um Ihrer selbst willen,
Fräulein Jngeborg, muß ich es aussprechen, daß es
für Sie nur einen einzigen Weg gibt zu Freiheit und

Glück, und daß ich der Beneidenswertheste aller Sterb-
lichen sein würde, wenn ich Ihr Führer und Ihr Bei-
stand werden dürste auf diesem Wege. Ich verlange

Humoristisches.

Girr Kiob trug Kovt n n a s.

Von A. u>. JiscHeun.


Frau Pumpcl; Mann! Pumpel! wach auf! Der
Herr Knerzel will Dich noch sprechen, 's wär' dringend.
Pumpcl.: So spät! Das geht doch über die Gemäch-
lichkeit!


Wo ist der Manu? — Nachbar Knerzel! Herr Knerzel!


Knerzel: Guten Abend!
Pumpel: Ei guten Abend, mein bester Herr Knerzel;
zu freundlich von Ihnen, daß Sie sich noch so svät her-
bemüht haben! Nehmen Sie Platz!
Frau Pumpel: Ihr Herren, sprecht was Anderes, bis
ich wieder komme, die alte Klatschbase ist noch d'rin bei


Knerzel: Sehen Sie, Herr Pumpcl, 's is eigentlich
nur Bertrauenssache, daß ich heute Abend noch komme und
Alles mitbringe!
Pumpel: Still, pst! Wenn die alte Klatschmeyern
eine Silbe hört, sind wir morgen als Millionäre in der
Steuerliste! Ganz still! Aber schafft doch 'n Glas Wein her
für den lieben Gast.


Pumpel: Aber Herr Knerzel, Sie trinken ja gar nicht!
Her mit dem Glas! So! Nu'mal abtrinken, so! Nu Prosit!
Knerzel: Aber Herr Pumpel, das läuft ja über —
doch schade um den guten Wein!


Was für Mohnblättchen die Weiber schneiden ! Als ob §wir
Knerzel: Ach, hätten Sie's gut sein lassen, ich mag
das süße Geschlecker gar nicht, danke!




Pumpel: Aber nun Platz gemacht für den Herrn
Knerzel, fort mit der alten Tuchdccke, und den Tisch abge-
wischt.
Frau Pumpel: O Du Taps, meine schöne Majolika-
vase — und die Blumen!

Frau Pumpcl: Ach, und das Tintenfaß auf den
Atlas und auf die frischangcstrichcne Stubendielc, das geht
nicht wieder weg!
Pumpcl: Macht nicht solchen Skandal um solche
Kleinigkeit! In acht Tagen sind wir nicht mehr in dcm Nest.
Nicht wahr, Herr Nachbar? Meine Alte glaubt's nicht mit

Knerzel: I freilich! Ich hab' ja den Gewinnst bei
mir! Sie lassen mich ja aber nie ausrcden, Herr Pumpel!
Sehen Sic -
Pumpcl: Still! erst bescheeren! Alles in die Kammer,
linksum marsch ! Ich komme auch gleich nach!


Schlüsselloch zu, die Kinder gucken! Wenn Sic fertig sind''
rufen Sie.


Knerzel: Ja gelt, da schnn'n die lieben Nachbarn!
bare 70,000 Mark, den Haupttreffer von den Schwedischen!
das is emal a Geld!
Pumpcl: Na, nu hol' Dein Originallovs, Alte, damit
wir den Mammon cinstreichen können. Jedes von den Kin-
dern kriegt 'was Ordentliches, und 100 Mark sind für den
lieben Herrn Knerzel.


Knerzel: Ja nee, 's Ganze is mein; ich hab's
heut gewonnen! Aber weil mein Sohn versehentlich die
Geldschrankschliisscl mit nach Leipzig genommen hat, wollt
ich Sie höflichst ersuchen, mir das bist Kram heut Nacht in
Ihrem feuer- und diebesflchern Akten sch rank aufzuheben.
Bewachen thu' ich's selber, ich thu' mich auf zwei Stühle

nicht, daß Sie mir jetzt auf der Stelle das Recht dazu
gewährens denn noch habe ich ja leider keine Gelegen-
heit gehabt, mich Ihres Vertrauens werth zu zeigen.
Aber vergönnen Sie mir wenigstens, von heute an

um dies Vertrauen zu werben! Gewähren Sie mir
eine kleine schwache Hoffnung, daß ich eines Tages die
Erlaubnis; erhalten werde, Ihr Freund und Ihr Be-
freier zu sein."

Er hatte sich ihrer schlaff herabhängenden Hand be-
mächtigt, und in dem Augenblick, da irgendwo in der
Nähe eine Thür geöffnet wurde, glaubte er einen leichten
Druck dieser kleinen, warmen Hand zu fühlen.
 
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