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Das B u ch f ü r All e.
Htst 28.
Viele unter diesen Lavanderas brnnchten die
langen, vierkantigen, zolldicken Stücke der auch
im 'Norden geschätzten mexikanischen Seife, um
die geschlegelte Wäsche damit „abzurubbeln";
Andere aber, welche Wollenzeug wuschen, wand-
ten die nmols, die mexikanische Seifenwurzel,
an, die vor dem Gebrauche mit Steinen so lange
geschlagen wird, daß nur das Gitterwerk der
Faserung übrig bleibt.
Uebrigens sahen diese Lavanderas wirklich
ganz nett aus, als sie sich am Rande der zwei-
ten, im Sonnenscheine blitzenden Wasserfläche
unter Lachen und Scherzen so lebhaft ihrer
Klopfarbeit Hingaben, daß ihre langen Zöpfe
nur so flogen! Auf ihren indigoblauen Nebozos
(Nöcken) mit den mächtig breiten Nandsäumen
und ihren, durch den Kontrast zu den bronzefar-
benen Armen und Nacken schneeweiß erscheinen-
den blusenartigen Hemden flimmerte das Son-
nenlicht. Taillen oder gar Jacken pflegen diese
Weiber nicht zu tragen! Hemd und Rebozo,
das genügt ihnen, und kann ihnen auch bei der
Hitze genügen.
Wir wollten schon die Acequia wieder ver-
lassen, um die Ninderheerden meines Freundes
Mariano zu inspiziren, als wir plötzlich Asmaela,
die Letzte in der langen Reihe der Wäscherin-
nen, erblickten. Sie wusch, schweigsam wie
immer, ohne ihren schwatzenden und lachenden
Kameradinnen einen Blick zu gönnen, und rieb
das Leinenzeug, das sie vor sich hatte, mit dop-
pelter Energie mit der Amole ein, schien sich
aber dafür auch die Arbeit beim Spülen der
Wäsche desto leichter zu machen.
„Was Teufel!" murmelte Don Mariano
und gab dem Pferde die Schenkel, so daß es
ihn mit zwei Sätzen neben Psmaela brachte,
stellte sich in den schuhartigen, nut Lederfransen
behangenen Steigbügeln aus und sah sehr in-
teressirt über den Kopf seines Thieres hinweg
auf die von unserer Anwesenheit gar nicht
Notiz nehmende braune Asmaela. „Was Teu-
fel ist das für eine merkwürdige Art von Sei-
Wrinzejchir Clementine von Dekgicn- S. 558)
hier herum wächst, könnte man ja künftig die
Seife sparen."
Psmaeln murmelte so etwas wie: allzuhäufig
wär's gerade nicht, aber sie kenne die Stellen,
wo es wachse.
„Sehr selten ist's, Euer Ehren," sagte die
Wäscherin zur Rechten Psmaela's und schielte
diese mit einem höhnischen Blicke an, „viel zu
selten, um für die Wäsche von Jedermann ge-
braucht zu werden. Das da, was sie wäscht,
ist Don Cosme's Linnenzeug, Euer Gnaden,
und die Blätter, ei, ich glaube, da braut man
den Indianer-Liebestrank d'raus. Sie reibt
seine Wüsche damit ein, um ihn von Simeona
weg — und zu sich 'ranzuhexen."
Die letzten Worte erstorben in einem Hilfe-
geschrei, mit dem die Sprecherin die Flucht er-
griff. - '
Psmaela hatte sich erhoben und schaute mit
einem förmlich brennenden Blicke aus ihren
schwarzen Augen die sich hinter den anderen
Lavanderas am Ufer versteckende Feindin in
einer Weise an, daß diese wie ein Vogel unter
dem Blicke der Cobraschlange zitternd stehen
blieb, trotzdem jetzt Asmaela langsam, mit wahr-
haft imponirender Ruhe auf sie zuschritt. Jetzt
hob Psmaela die zusammengedrehten, tropfend
nassen Leinenstücke — em furchtbarer Schlag
damit, und ihre Beleidigerin lag in der Ace-
quia! Und ruhig, ohne ein Wort zu sprechen,
ging Psmaela wieder an ihren Platz zurück,
während die schimpfenden und schreienden auf-
geregten Weiber die im Wasser zappelnde Ka-
meradin aus der Acequia heraussischten.
Don Mariano schalt Psmaela tüchtig aus.
Die aber, während die anderen Mädchen in ähn-
lichem Falle sich leidenschaftlich vertheidigt und
darauf hingewiesen haben würden, daß sie ja
zuerst beleidigt worden wären, stand wie eine
Statue vor ihrem Herrn, die Augen nieder-
geschlagen, die. Lippen fest auseinander gepreßt.
Nur als Mariano verlangte, sie solle ihm das
„Liebeskraut" ansliefern und künftighin solchen
fenwurzel, die sie da braucht!"
Und in der That, Psmaela hatte nicht die faserige,
lusahähnliche Amole in der Hand, sondern ein Büschel
grünen Krauts, das wie ein Häufchen zusammenge-
quetschter junger Tabaksblütter aussah.
„Du legst Dich wohl auf's Erfinden, Psmaela?"
fragte er. „Kann man denn mit den: Zeugs da auch
waschen? Vorausgesetzt, daß das Kraut da wirklich
anstatt der Amole zu brauchen ist, und häufig genug
Unsinn lassen, blickte sie langsam aus zu dem
hoch zu Roß vor ihr haltenden Herrn und erwiederte:
„Berührt es nicht, Herr, es wäre nicht gut für Euch,"
und ivars mit einer blitzschnellen, so stark gegen
ihre gewöhnliche Gemessenheit kontrastirenden Beive-
Schietzen auf den Powe'schen lingeksicheren Banzer in Berlin. Nach einer Origmalskizze von E. Ho sang. (S. 558)
Das B u ch f ü r All e.
Htst 28.
Viele unter diesen Lavanderas brnnchten die
langen, vierkantigen, zolldicken Stücke der auch
im 'Norden geschätzten mexikanischen Seife, um
die geschlegelte Wäsche damit „abzurubbeln";
Andere aber, welche Wollenzeug wuschen, wand-
ten die nmols, die mexikanische Seifenwurzel,
an, die vor dem Gebrauche mit Steinen so lange
geschlagen wird, daß nur das Gitterwerk der
Faserung übrig bleibt.
Uebrigens sahen diese Lavanderas wirklich
ganz nett aus, als sie sich am Rande der zwei-
ten, im Sonnenscheine blitzenden Wasserfläche
unter Lachen und Scherzen so lebhaft ihrer
Klopfarbeit Hingaben, daß ihre langen Zöpfe
nur so flogen! Auf ihren indigoblauen Nebozos
(Nöcken) mit den mächtig breiten Nandsäumen
und ihren, durch den Kontrast zu den bronzefar-
benen Armen und Nacken schneeweiß erscheinen-
den blusenartigen Hemden flimmerte das Son-
nenlicht. Taillen oder gar Jacken pflegen diese
Weiber nicht zu tragen! Hemd und Rebozo,
das genügt ihnen, und kann ihnen auch bei der
Hitze genügen.
Wir wollten schon die Acequia wieder ver-
lassen, um die Ninderheerden meines Freundes
Mariano zu inspiziren, als wir plötzlich Asmaela,
die Letzte in der langen Reihe der Wäscherin-
nen, erblickten. Sie wusch, schweigsam wie
immer, ohne ihren schwatzenden und lachenden
Kameradinnen einen Blick zu gönnen, und rieb
das Leinenzeug, das sie vor sich hatte, mit dop-
pelter Energie mit der Amole ein, schien sich
aber dafür auch die Arbeit beim Spülen der
Wäsche desto leichter zu machen.
„Was Teufel!" murmelte Don Mariano
und gab dem Pferde die Schenkel, so daß es
ihn mit zwei Sätzen neben Psmaela brachte,
stellte sich in den schuhartigen, nut Lederfransen
behangenen Steigbügeln aus und sah sehr in-
teressirt über den Kopf seines Thieres hinweg
auf die von unserer Anwesenheit gar nicht
Notiz nehmende braune Asmaela. „Was Teu-
fel ist das für eine merkwürdige Art von Sei-
Wrinzejchir Clementine von Dekgicn- S. 558)
hier herum wächst, könnte man ja künftig die
Seife sparen."
Psmaeln murmelte so etwas wie: allzuhäufig
wär's gerade nicht, aber sie kenne die Stellen,
wo es wachse.
„Sehr selten ist's, Euer Ehren," sagte die
Wäscherin zur Rechten Psmaela's und schielte
diese mit einem höhnischen Blicke an, „viel zu
selten, um für die Wäsche von Jedermann ge-
braucht zu werden. Das da, was sie wäscht,
ist Don Cosme's Linnenzeug, Euer Gnaden,
und die Blätter, ei, ich glaube, da braut man
den Indianer-Liebestrank d'raus. Sie reibt
seine Wüsche damit ein, um ihn von Simeona
weg — und zu sich 'ranzuhexen."
Die letzten Worte erstorben in einem Hilfe-
geschrei, mit dem die Sprecherin die Flucht er-
griff. - '
Psmaela hatte sich erhoben und schaute mit
einem förmlich brennenden Blicke aus ihren
schwarzen Augen die sich hinter den anderen
Lavanderas am Ufer versteckende Feindin in
einer Weise an, daß diese wie ein Vogel unter
dem Blicke der Cobraschlange zitternd stehen
blieb, trotzdem jetzt Asmaela langsam, mit wahr-
haft imponirender Ruhe auf sie zuschritt. Jetzt
hob Psmaela die zusammengedrehten, tropfend
nassen Leinenstücke — em furchtbarer Schlag
damit, und ihre Beleidigerin lag in der Ace-
quia! Und ruhig, ohne ein Wort zu sprechen,
ging Psmaela wieder an ihren Platz zurück,
während die schimpfenden und schreienden auf-
geregten Weiber die im Wasser zappelnde Ka-
meradin aus der Acequia heraussischten.
Don Mariano schalt Psmaela tüchtig aus.
Die aber, während die anderen Mädchen in ähn-
lichem Falle sich leidenschaftlich vertheidigt und
darauf hingewiesen haben würden, daß sie ja
zuerst beleidigt worden wären, stand wie eine
Statue vor ihrem Herrn, die Augen nieder-
geschlagen, die. Lippen fest auseinander gepreßt.
Nur als Mariano verlangte, sie solle ihm das
„Liebeskraut" ansliefern und künftighin solchen
fenwurzel, die sie da braucht!"
Und in der That, Psmaela hatte nicht die faserige,
lusahähnliche Amole in der Hand, sondern ein Büschel
grünen Krauts, das wie ein Häufchen zusammenge-
quetschter junger Tabaksblütter aussah.
„Du legst Dich wohl auf's Erfinden, Psmaela?"
fragte er. „Kann man denn mit den: Zeugs da auch
waschen? Vorausgesetzt, daß das Kraut da wirklich
anstatt der Amole zu brauchen ist, und häufig genug
Unsinn lassen, blickte sie langsam aus zu dem
hoch zu Roß vor ihr haltenden Herrn und erwiederte:
„Berührt es nicht, Herr, es wäre nicht gut für Euch,"
und ivars mit einer blitzschnellen, so stark gegen
ihre gewöhnliche Gemessenheit kontrastirenden Beive-
Schietzen auf den Powe'schen lingeksicheren Banzer in Berlin. Nach einer Origmalskizze von E. Ho sang. (S. 558)