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564 Dns Buch für All e. Hrlt 25.

(um 1100)

Unsere 17 Bilder

für die Handelsgeschäfte, die er abschließt, seine eigene Wage
und seine eigenen Gewichte, deren Form und Schwere die
allergrößten Verschiedenheiten darbicten.
geben solche Gewichte der
Eingeborenen an der West-
küste von Mittelasrika wie-
der. Sie sind meistens aus
Kupfer gegossen und stellen
bald Thier- und Menschenge-
stalten, bald allerlei andere
Gegenstände und Figuren dar.
Die Schmiede, welche sie ma-
chen, fertigen zuerst eine Form
und gießen auf solche Weise
diese Gewichte, neben
denen man aber auch
hierzähne, Samen-

Mükmlisches Geld.
(Siehe die 17 Bilder.)
^lo verschieden die Völker Afrika's an Gestalt, Farbe und
Charaktereigenthümlichkeiten sind, so unterschiedlich ist
auch ihr Geld, das freilich, abgesehen von den in Nordost-
afrika, einem Theil Jnnerafrika's und des Sudan verbreite-
ten Maria-Theresienthalern, sogenanntes Naturalgeld ist. Als
solches dienen bald Goldstaub, bald eiserne Ringe oder Ochsen,
bald Datteln, Cacaobohnen, Korn, Felle u. s. w. Bekanntlich
spielt in vielen Theilen von Afrika eine Porzellanschnecke, die
sogenannte Kauri-
muschel, die Nolle
des Naturalgeldes.
Cs geht fast durch
den ganzen Sudan
und ist auch an den
Küsten im Gebrauch;
Sansibar ist Haupt-
stapelplatz für den
Kaurihandel. Unsere
Nachrichten über die
Verwendung dieser
Muscheln reichen bis
in das Mittelalter
zurück. Schon Edrisi
kennt ihre Verwendung als Geld;
Marco Polo fand sie im 13. Jahr-
hundert in Jünnan, Ibn Batuta im
14. Jahrhundert zu Gago am Niger.
Daß sie aber schon seit uralten Zeiten
theils als Schmuck, theils als Handelsgegenstand gedient haben,
beweist, daß man sie in den Ruinen von Rimrud, in den
Gesichtsurnen Pomerellens an der Ostsee, zwischen angelsächsi-
schen Alterthümern Englands, wie in heidnischen Gräbern




Litauens entdeckt hat. Die eigentliche Kauri (O/pEu

mouktu) kommt von den Maladiven im Indischen Ocean, ist

aber ziemlich selten und läßt sich daher stets nur in geringer
Menge beschaffen; die größere unuulus hingegen,


eine bläuliche Muschel mit
gelbem Ringe, die an der
afrikanischen Ostküste, zwi-
schen dem Aequator und
Mozambique, hauptsäch-
lich aber in den seichten
Meeresarmen der Insel
Monfia gefischt wird, ist
in beliebig großen Mengen
zu beschaffen. Als Scheide-
münzen sind sie übrigens
auch in einzelnen Gebie-
ten außerhalb des „schwar-
zen Erdtheiles" in Ver-
wendung; so z. B. in
Bangkok, in manchen
Städten Bengalens und
auf Erromanga (Neu-He-
briden). Diese Muscheln
haben je nach den Gegen-
den einen zwischen 60 Cen-
times bis 2 Franken für
das Tausend wechselnden
Werth. Die Kauri dienen
in Afrika nur dort als
Naturalgeld, wo kein Gold
gefunden wird; fast über-
all, wo dies der Fall

ist, tritt Goldstaub als Tauschmittel in den Vordergrund, so
namentlich in der Gegend zwischen Kong, dem noch unerforsch-
ten Gebiete nördlich von der Küste Oberguineas, Bondu in
Senegambien und dem Meere. Hier hat jeder Eingeborene





körner u. s. w. im Gebrauch findet. Das Merkwürdigste
dabei ist offenbar, daß jeder Besitzer einer Wage auch sein
eigenes Gewicht führt, das nur er allein kennt. Er weiß,
daß sein Gewicht in Form einer Giraffe ein oder zwei Mit-
kal (ü Gramm) Goldstaub wiegt, daß dies oder jenes
Gewicht von Vogelgestalt ein halbes oder ein drittel Mitkal
schwer ist. So ist daher jeder Käufer genöthigt, ebenfalls
mit seinen eigenen Gewichten zu wiegen, nachdem der Ver-


käufer ihm den Goldstaub mit seineu Gewichten vorgewogen
hat. Im Sudan besteht eine Gewichtseinheit, nämlich die
Barifiri, welche 18 Gramm wiegt. Jede Barifiri ist 4 Mit-
kal. Wenn der Goldwerth in Europa etwa 3 Franken für
das Gramm beträgt, so stellt sich die Barifiri mithin auf


54 Franken und das Mitkal auf 13 Franken 50 Centimes.
Jedes Mitkal hat wiederum 27 Banan (Banan ist ein Sa-
menkorn des Bombnx oder Wollbaumes), von denen jedes
etwa den Werth von 50 Centimes hat. Endlich dienen auch
die Samenkörner des Korallenbaumes als Gewichte, von


denen 54 auf ein Mitkal gehen; das kleinste Gewicht heißt
Puassaba und besteht aus einem halben, ungeschälten Reis-

korn. — In anderen Gebieten des „schwarzen Erdtheiles"

wiederum bildet Eisen in Form voll Lanzenspitzen, Platten
oder Ringen das Geld. Kupferbarren in Form eines Andreas-

kreuzes fand Buchner als Geld im Lunda-


gebiet; am Niger find Messingstangen im
Verkehr, und von Bonny brachte Bastian
sogenanntes Hufeisengeld, Manetta ge-
nannt, mit. Am Senegal ist das Gummi,
in Centralafrika das Elfenbein und ander-
wärts wieder
die Colannß
das Hauptzah-
lungsmittel.
Die Moham-
medaner im
Sudan, wie
auch die Portu-
giesen von
Westafrika neh-
 
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