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576

Das Buch fü r

A l l e.

Heft 24.

ist vorübergekommen und hat ihn g'sehn mit einer ganzen
lustigen Schaar von seini alten Freund'."
„Jetzt — das ist g'spaßig!" sagte Josepha Schantl.
„Ja — lind rothe Köpf hätten's eh schon!" setzte
die Kellnerin hinzu, die sich freute, über einen neuen

Vorgesetzten recht schlechte Auskunft geben zu können.
„Er wird grad' kein Heiliger g'worden sein bei den
Soldaten: — der Toni. Und daß er gar in die ,Krone'
geht, wo ihm's Neumirthshaus doch viel ehnder am
Herzen liegen sollt' —"

Die Schantlbäurin unterbrach den Redestrom der
Kellnerin durch ein zorniges Aufftampfen.
„Schweig!" rief sie kurz und rauh. Sie hatte die
Arme verschränkt, und ihre Wangen rötheten sich.
Trautl war zur Abwechslung um so blässer geworden.

Humoristisches.


U esst nr i st.


Ach, schon in der friih'sten Jugend
Sah ich Alles grau in grau,
Würd' zu Muih mir Plötzlich flau,

Als ich dient' dem Vaterlande,
Mich in bunter Uniform.
Doch gleich dachte ich verdrossen:
Kommt der Krieg, wirst du erschossen.



Als ich war Student geworden,
Fand der Lieder froher Schall,
Fand die Heiterkeit der Freunde
In mir keinen Widerhall,
Weil des Katzenjammers Sorgen
Ich mir malt' am nächsten Morgen.






Eine Schwiegermutter hab' ich,
Ganz vollkommen — auf mein Wort!
Das macht mich nicht froh, ich denke
Voller Mißtrau'n fort und fort:
Schwiegermütter sind so eigen;


Finde ich wohl niemals mehr,
Doch bald suchte ich die Trennung,
Denn es würd' das Herz mir schwer,
Weil ich überlegt' beständig:
Der macht dir die Braut abwendig.


In den Ferien mit dem Weibchen
Flog ich durch die schöne Schweiz,
Aber der Gebirge Grütze
Büßte ein den ganzen Reiz,
Hort' die Warnung ich erschallen:
Nur nicht in den Abgrund fallen.


Ach, es ward sogar ein Orden
Mir auS hoher Gnad' bcscheert.
Aber wieviel Spenden, dacht' ich.
Werden nun von dir begehrt,
Bier und Wein in vollen Strömen —
Woher soll das Geld ich nehmen?


Als ich die Geliebte später
Sah im hochzeitlichen Schmuck,
Als ich dacht: „Bezahlen leider
Mußt du alle ihre Kleider."




Endlich schüttete Fortuna
Mir viel Geld auch in den Schoß,
Wie hält' ich mich freuen können,
Als ich zog das große LooS!
Doch ich dachte nur verdrießlich:
Jeder pumpt dich an jetzt schließlich.

In der folgenden Nacht schliefen Alle nicht. Die
Schantlbäurin lag wach in ihren: gewaltigen Himmel-
bett, an den Lippen nagend und sich unruhig hin und
her werfend! die alte Zierl konnte in ihrer kleinen Bude
unten am See vor freudiger Erregung und vor Zug-

luft keinen Schlaf finden; Trautl erwartete klopfenden
Herzens in den: ihr als Schlafstelle dienenden Winkel des
Theatersnals die Heimkehr des Vaters, und eine lustige
Gesellschaft lachte, schwatzte, trank und sang in der ge-
müthlichen Wirthsstube „ZurKrone" noch lange, nachdem
der Kronenwirth schmunzelnd in's Bett gestiegen war.

So brach der Pfingstsonntag an.
Die Erste, die dem Festtag „Guten Morgen" sagte,
nu:r die alte Zierl. Sie hatte sich an: gestrigen: Abend
in der während des Winters von Wetter und Sturm
arg mitgenommenen Bude ein nothdürftigcs Lager bereitet.
Frierend hauchte sie in ihre zitternden Hände. Als es
 
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