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Dns Bu ch f ü r A l f e.
„Kommst her einmal!" klang's lässig zurück.
Fragend sah die Dirne ihren Liebsten an. Da der
nur mürrisch vor sich hinblickte, folgte sie dem Ruf der
Nemvirthin.
Sowie Toni allein war, humpelte die alte Zierl
aus ihn zu. Sie stöhnte und rang die Hände. „O mei!
Was machst auch für Sachen! Jst's weg, das Afferl,
das dumme?"
„Wen D' damit meinst, frag' ich?" kam es grimmig
von Toni's Lippen.
„Dein Trautl, das dumme!" keifte die untröstliche
Mutter. „Weißt, was D' verspielt hast?"
Hest 25.
„I wüßt' nit."
„'s ganz Neuwirthshaus hast Dir verspielt."
„Ich such' mir schon einen andern Dienst."
„Was — Dienst! Kunnst's haben wie der Herr!"
„Wie der Herr!" höhnte der Toni. „Und nit ein-
mal tanzen laßt's Einen."
Humoristisches.
D^rs gelungene Puetettt.
Um sofort zu imponiren,
Sollt sie Onkel porträtirm.
Dieser starb vor langer Zeit
Zu der Tante Herzeleid,
Der sie nun zum Angedenken
Dieses Kunstwerk wollte schenken.
Freilich war ein Photogramm,
Das Sophie zu Hilfe nahm,
Sehr verblichen, doch gewandt
Malte sie mit leichter Hand.
Ihr Papa, der g'rad zu Haus,
Rief: „Sieh', sieh'! Es kommt heraus!
„Kind, der Zug, der war nicht da.
Zieh' getrost bis an das Kinn
Wieder die Schatttirung hin."
Onkels Augen find zu blau
Und der Nase Ton zu flau."
„Ja! Und oben an dem Kopf
Stand gescheitelter der Schopf,"
Meinte Bruder John von oben:
„Sonst ist nur das Bild zu loben."
„Ganz de Oll," so rief die Magd
Weet man, wen inan vor fick hätt."
War das Bild von Sophie's Hand.
Nun — dann bracht' sie es der Tante,
Deren Namenstag sie kannte.
Diese rief sofort: „U'samis!
Sag! Wie trafst Du nur das Vieh?
Bobbi hat ja unterdessen
Dir kein einzigmal gesessen.
O! Du hast mich sehr erfreut
Mit dein Bild des Hundes heut."
Schauderhaft! Durch Sophie's Sinn
Zog es wie Beschämung hin.
Doch was that's, ob Hund ob Mann,
Darauf kam es ja nicht an.
In der Kunst hat 's weit gebracht
Jeder — der da Freude macht.
„Mit dem Kumeditöchterl sollst freili uit tanzen.
Die Büurin selber hätt'st Dir einholen müssen."
„Die Josepha Schantl? Was hält' die von mir?"
„Was 's von Dir hält'?" schrie die an dem Fassungs-
vermögen ihres Sohnes immer mehr verzweifelnde Zierl.
„Heirathen thät's Dich!"
Der Toni riß den Mund weit auf. „Jetzt — da
muß ich lachen. Die Bäurin — mich! Huijekerl!"
„Lach' nur — lach' nur! Jetzt hast's eh verspielt."
„Einmal ist's ja ein Unsinn. Eine alti würdige
Frau wird einen Bub'n wie mich — —"
„Alti Frau? Was sagst?" unterbrach ihn die Zierl
eifrig. „Ein respektirlich's jung's Weib'l ist's — das
Sepperl. Und wie arg schön derbei. Eini Haut hat's,
so weich ivie Sammet, und ein Patschhanderl! Und
das Leinen! Und die guten Sachen in der ^tub'!
Und in einem großen Himmelbett mit lauter Federn
schlast's! Nit Hühnerfedern — Daunen, laitter Daunen!
Und die groß' Wirthschaft, die Küh', die Felder-
o Du mein liabs Herrgöttl! Und das eini alti Frau'U"
Toni sah seine Mutter noch immer mit scheuem
Zweifel an. „Jetzt — wann das kein G'ssiaß ist, dann
weiß ich gar nit, was ich derzu sagen soll."
„Ja sollst sagen, Du dumm's Bubel!"
Dns Bu ch f ü r A l f e.
„Kommst her einmal!" klang's lässig zurück.
Fragend sah die Dirne ihren Liebsten an. Da der
nur mürrisch vor sich hinblickte, folgte sie dem Ruf der
Nemvirthin.
Sowie Toni allein war, humpelte die alte Zierl
aus ihn zu. Sie stöhnte und rang die Hände. „O mei!
Was machst auch für Sachen! Jst's weg, das Afferl,
das dumme?"
„Wen D' damit meinst, frag' ich?" kam es grimmig
von Toni's Lippen.
„Dein Trautl, das dumme!" keifte die untröstliche
Mutter. „Weißt, was D' verspielt hast?"
Hest 25.
„I wüßt' nit."
„'s ganz Neuwirthshaus hast Dir verspielt."
„Ich such' mir schon einen andern Dienst."
„Was — Dienst! Kunnst's haben wie der Herr!"
„Wie der Herr!" höhnte der Toni. „Und nit ein-
mal tanzen laßt's Einen."
Humoristisches.
D^rs gelungene Puetettt.
Um sofort zu imponiren,
Sollt sie Onkel porträtirm.
Dieser starb vor langer Zeit
Zu der Tante Herzeleid,
Der sie nun zum Angedenken
Dieses Kunstwerk wollte schenken.
Freilich war ein Photogramm,
Das Sophie zu Hilfe nahm,
Sehr verblichen, doch gewandt
Malte sie mit leichter Hand.
Ihr Papa, der g'rad zu Haus,
Rief: „Sieh', sieh'! Es kommt heraus!
„Kind, der Zug, der war nicht da.
Zieh' getrost bis an das Kinn
Wieder die Schatttirung hin."
Onkels Augen find zu blau
Und der Nase Ton zu flau."
„Ja! Und oben an dem Kopf
Stand gescheitelter der Schopf,"
Meinte Bruder John von oben:
„Sonst ist nur das Bild zu loben."
„Ganz de Oll," so rief die Magd
Weet man, wen inan vor fick hätt."
War das Bild von Sophie's Hand.
Nun — dann bracht' sie es der Tante,
Deren Namenstag sie kannte.
Diese rief sofort: „U'samis!
Sag! Wie trafst Du nur das Vieh?
Bobbi hat ja unterdessen
Dir kein einzigmal gesessen.
O! Du hast mich sehr erfreut
Mit dein Bild des Hundes heut."
Schauderhaft! Durch Sophie's Sinn
Zog es wie Beschämung hin.
Doch was that's, ob Hund ob Mann,
Darauf kam es ja nicht an.
In der Kunst hat 's weit gebracht
Jeder — der da Freude macht.
„Mit dem Kumeditöchterl sollst freili uit tanzen.
Die Büurin selber hätt'st Dir einholen müssen."
„Die Josepha Schantl? Was hält' die von mir?"
„Was 's von Dir hält'?" schrie die an dem Fassungs-
vermögen ihres Sohnes immer mehr verzweifelnde Zierl.
„Heirathen thät's Dich!"
Der Toni riß den Mund weit auf. „Jetzt — da
muß ich lachen. Die Bäurin — mich! Huijekerl!"
„Lach' nur — lach' nur! Jetzt hast's eh verspielt."
„Einmal ist's ja ein Unsinn. Eine alti würdige
Frau wird einen Bub'n wie mich — —"
„Alti Frau? Was sagst?" unterbrach ihn die Zierl
eifrig. „Ein respektirlich's jung's Weib'l ist's — das
Sepperl. Und wie arg schön derbei. Eini Haut hat's,
so weich ivie Sammet, und ein Patschhanderl! Und
das Leinen! Und die guten Sachen in der ^tub'!
Und in einem großen Himmelbett mit lauter Federn
schlast's! Nit Hühnerfedern — Daunen, laitter Daunen!
Und die groß' Wirthschaft, die Küh', die Felder-
o Du mein liabs Herrgöttl! Und das eini alti Frau'U"
Toni sah seine Mutter noch immer mit scheuem
Zweifel an. „Jetzt — wann das kein G'ssiaß ist, dann
weiß ich gar nit, was ich derzu sagen soll."
„Ja sollst sagen, Du dumm's Bubel!"