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624

Das Buch f ü r All e.

LjcU 26.

„Grüaß Gott, Toni!"
Etwas blaß im Gesicht, aber mit klaren, freundlichen
Augen sah der Kranke das Mädchen an.
„Hab' Dich doch nit g'weckt, Toni?"

„Wär' eh kein Schaden. Ist so ein viel schöner Morgen."
Trautl lachte. „Abend ist's — nit Morgen."
„Uijeh — Abend? Da hab' ich gar den ganzen
Tag verschlafen?"

„Besinnst Dich dann nit?"
Toni fuhr sich über Stirn und Augen.
„Ein' Zehen hab' ich mir doch vertreten gestern
Abend. Nit?"

Die

Humoristisches.
Sommerfrische Hause.




Rentier Krause spricht: „Warum
Reist man in der Welt herum?


Sage ich mir einfach: „Krause,
Lies den Vädckcr zu Hause!"




Wegen See- und Wellenbäder
Fahr' ich keinen Kilometer,

Hab's ja ohne viel Beschwerden:
Nasser kann man auch nicht werden!

Warum reisen denn die Herr'»,
Um zu kraxeln gar so fern?


Dieses hab' ich allerwegen,
Wo sie LcitungSrohrc legen.


Wozu braucht mau morsche Plaukeu,
Um zu schaukeln und zu schwanken?

Ein paar Schöppchen neues Bier
Thun dieselben Dienste mir,





Und ein Jeder ruft: „Der Daus!
Krause, seh'n Sie prächtig aus!"

„'s Füßerl, Tom! Und nit gestern Abend. Am
Pstngst-Heilig-Montag. Heut ist aber Donnerstag."
„Jessas!" Toni sah sie ganz entsetzt an. „Und Du
hast mich nit g'weckt?"
„Bist ja krank g'wesen. Spürst denn nix mehr?"

„Einen dicken Fuß, mein' i, hält' ich."
Trautl setzte sich auf einen Kasten neben seinem
Lager und gab ihn: ihre Hände. „Jetzt probir's, ob D'
aufikommst."
Der Toni probirte. Ja, es ging. Aber feststehen

konnte er noch nicht auf dem rechten Fuß. Trautl führte
ihn. Eiik paar Schritt weit humpelte er durch die
Stube, den Arm um den Nacken des Mädchens schlin-
gend. Air der Thür ließ er sich nieder. Es fror ihn.
Trautl zog ihm seine Lodenjacke an.
 
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