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660

Das Bu ch f ü r A l l e.

Hest 27.


(S. 659)

Methode" bildete cm Er-
Volkswirthschaftswissenschaft,
die historische Methode an-

sie doch in der neueren Zeit erst so vervollkomm-
worden, daß ihre Ausführung den betreffenden

Der Kömgsschah von Iahschur? Arnsischikd König Amerremßa's III.

Wilhelm Roscher ff.
(Siehe das untenstehende Porträt.)
?>cr am 4. Juni 1894 in
Leipzig verstorbene Pro-
fessor der Nationalökonomie,
Geheimrath Wilhelm Roscher,
ist der eigentliche Begründer
der historischen Schule der
deutschen Nationalökonomie ge-
wesen. Roscher, dessen Porträt
wir untenstehend bringen, war
am 21. Oktober 1817 zu Han-
nover geboren, wo sein Vater
erster Rath im Justizmini-
sterium war, und besuchte von
1835 an die Hochschulen zu
Göttingen und Berlin. In
erster Linie waren es Ranke,
Gervinus und Ottfried Müller,
die bestimmend aus seine Den-
kungsweise und seinen Ent-
wickelungsgang einwirkten. Im
Jahre 1838 promovirte Roscher
in der philosophischen Fakultät
zu Göttingen und habilitirte
sich 1840 an derselben Uni-
versität für Geschichte und
Staatswisfenschaft. 1848 wurde
Roscher außerordentlicher Pro-
fessor in Göttingen und folgte
1848 einem Rufe nach Leipzig,
wo der hochverdiente Gelehrte
dann bis zu seinem Tode un-
ausgesetzt gelebt und gelehrt
hat. — Sein im Jahre 1848
erschienener „Grundriß zu Vor-
lesungen über die Staats-
wissenschaft nach geschichtlicher
eigniß in der Geschichte der
auf die hier zum ersten Male
gewandt wurde. Roscher wollte dadurch, wie er im Vorworte
aussprach, etwas Aehnliches erreichen, wie die Savigny-Eich-
horn'sche Methode für die Rechtswissenschaft erzielt hat. Was
hier dann zunächst nur in allgemeinen Zügen dargelegt war,

richtete er seine!: Blick stets auf nahe, erreichbare Ziels, die
er mit Gewalt der Waffen, oder durch Vertrag und Unter-
handlung zu erreiche!: wußte. Die hagere, «hohe Gestalt, das
blitzende Auge, die Adlernase, dazu das schlichte Wainms,
das er zu tragen liebte, machten ihn auch im Aeußeren zu
einer bemerkenswerthcn und auffallende!: Persönlichkeit. Er
schien der rechte Mann, in den: allgemeinen Wirrwarr wieder

(Nachdruck Verboten.)
Alit'uch dem Laien ist es
Z/fU durch Zeitungsnotizen
u. dergl. nicht mehr
unbekannt, daß es in der
Chirurgie eine Reihe von
Operationen gibt, welche
man als Transplantationen
oder — in wörtlicher Ueber-
tragung — als „Verpflan-
zungen" bezeichnet. Diese
Operationen haben den
künstlichen Ersatz verloren
geg angener K örp crth ei le zu in
Zweck, indem sie durch Ein-
setzung eines oder mehrerer,
von anderer Stelle herge-
nommener Gewcbstücke den
Verlust decken und die nor-
male Körperform wieder
Herstellen sollen. Solche
Verluste können durch Ver-
brennung, Erfrierung, Verätzung, Geschwürbildung und
Verwundungen mannigfacher Art entstanden sein.
Wurden Verpflanzungen nun, wie sich hat feststellen
lassen, auch schon in früheren Jahrhunderten geübt, so
sind
net

kräftigen Regierung laut. Die sieben Kurfürsten einigten sich
nach längeren Unterhandlungen im Jahre 1273 auf den Grafen
Rudolf von Habsburg, der in Schwaben und dein oberen
>.Burguno als der mächtigsie Herr und als mannhafter Ritter
der Ziegelpyramide von Dahschur gelegen haben. Dieser > sowohl, wie als klarer, scharfblickender Kopf bekannt war.
Schatz beweist auf's Neue, auf welch' hoher Kulturstufe die ! Von rastlosen: Streben und unermüdlicher Thatkraft beseelt,

Chirurgische Vrr°
Manpwgrn.
Lim Kapitel aus der modernen
Heilkunde.
Von Th. Seelmann.

merkwürdiger Zwischenfall, der des Habsburgers Geistesgegen-
wart in das hellste Licht setzte. Als Rudolf bereits im Ornate
vor den: Altar stand, um nut den Abzeichen der königlichen
Herrscherinacht bekleidet zu werden, gewahrten die Würden-
träger plötzlich mit Bestürzung, daß das Scepter fehlte. Alle
standen rathlos, nur Rudolf selbst fand einen Ausweg. Ohne
zu zögern, ergriff er das auf
dein Altar stehende Kruzifix
anstatt des Scepters, und lies;
ADDML
auf S. 661 in lebenswahrer
und ansprechender Weise uns
klugen geführt.

Arbeit und mit Edelsteinen und vorzüglicher Emailarbcit ver-
ziert. Der Schatz ist so wohl erhalten, daß er auSsieht, als
käme er ebei: aus der Hand des Juweliers; nur einige Metall-
spiegel find erblindet und verrathen, daß sie längere Zeit in

Schatz beweist auf's Neue, auf welch' hoher Kulturstufe die
alten Egypter bereits vor 5000
Jahren gestanden haben, also
zu einer Zeit, bis zu welcher MWKilWfTMs
nicht einmal die sagenhaften f ! ff ß ff Kffst
Anfänge der Griechen zurück- ! !ff
reichen. M st ff » !st

Wilhelm Moschee ff.

einige Ordnung zu schaffen. Als Rudolf die Kunde von seiner
Wahl erfuhr, eilte er sofort nach Frankfurt a. M„ wo die
Kurfürsten versammelt waren. Von dort ging es in prächtigem
Zuge nach Mainz, wo dem neuen Könige die Reichskleinodien
überreicht wurden, und dann, begleitet von einer unüberseh-
baren, jubelnden Volksmenge, nach der alten Königsstadt
Aachen. Hier fand mit großem Gepränge die feierliche
Krönung statt. Dabei ereignete sich, wie erzählt wird, ein

Die Krönung Kaiser Rudolfs von
Habsburg m Aachen.

7>as sogenannte „Interregnum", die „kaiserlose,
die schreckliche Zeit", in welcher nur einander
befehdende Schattcnkönige da waren, denen es an
jeder Macht und jeden: Ansehen gebrach, führte im
alten deutschen Reiche zu völlig anarchischen Zu-
ständen. Es war die Zeit des Faustrechts, wo
Jeder, der die Macht dazu hatte, sich auf Kosten der
Schwächeren zu bereichern suchte,' und weltliche und geistliche
Fürsten, Städte und Adelige, Ritter und Bürger einander un-
ausgesetzt bekämpfte!:, ohne das; eine richtende' und schlichtende
Obergewalt dagewesen wäre. Diese Zeit der Gesetzlosigkeit
und Gewaltthätigkeit lag schließlich bis zur Unerträglichkeit
schwer auf allen Ständen, daher wurde nach des Schatten-
königs Nichard's Tode von allen Seiten der Wunsch nach einer

hat er in seinen späteren Werken eingehend und
mit Erfolg ausgeführt. Er versteht unter Na-
tionalökononne oder Volkswirthschaftslehre „die
Lehre von den Entwickelungsgesetzen der Volks-
wirthschaft, des wirthschaftlichen Volkslebens. Sie
knüpft sich, wie alle Wissenschaften vom Volksleben,
einerseits an die Betrachtung des einzelnen Men-
schen an; sie ererweitert sich auf der anderen
Seite zur Erforschung der ganzen Menschheit".
Was die Methode seiner Untersuchung betrifft, so
bezeichnete er sie selbst als „geschichtliche oder
physiologische". Er wollte keine Ideale ausarbeiten,
sondern eine einfache Schilderung geben, zuerst der
wirthschaftlichen Natur und Bedürfnisse des Volkes,
dann der Gesetze und Anstalten, welche zur Befrie-
digung der letzteren bestimmt find, endlich des
größeren oder geringeren Erfolges, den sie gehabt
haben; er wollte so gleichsam eine Anatomie und
Physiologie der Volkswirthschaft liefern. Der Volks-
wirth habe eine ähnliche Aufgabe und Arbeit wie
der Naturforscher. Das Hauptwerk seines Lebens ist
das bei Cotta in Stuttgart erschienene: „System
der Volkswirthschaft. Ein Hand- und Lesebuch für
Geschäftsmänner und Studirende," das zum Theil
in fast alle europäischen Sprachen übersetzt worden
ist und dessen erster Band bereits in 21. Auslage
vorliegt. Erschienen sind erst vier Bände, den
fünfte!: und letzten Band hat Roscher aber druck-
fertig hinterlafsei:. Roscher war sächsischer Geheim-
rath, Ehrendoktor mehrerer Hochschulen und Ehren-
bürger der Stadt Leipzig.

Kranken von wesentlichem Nutzen ist und in
entsprechenden Fällen regelmäßig zur Anwen-
dung gelangt. Eine allgemein verständliche
Schilderung dieses Verfahrens dürste deswe-
gen auch für weitere Kreise nicht ohne Nutzen
und Interesse fein.
Ulan verfügt zur Ausführung der Trans-
plantationen über eine ganze Reihe von Me-
thoden, deren Anwendung sich nach dem Um-
fang der zu überdeckenden Körperstelle und
nach der Natur des zu ersetzenden Körperbe-
standtheiles richtet. Am häufigsten wird sie
vorgenommen bei Hautverlusten, wenn es gilt,
verunschönernde Wundflächen, die sich auf na-
türlichen: Wege nicht mit einer Hautdecke über-
ziehen wollen, zu beseitigen. Gewöhnlich ent-
nimmt man die für die Ueberdeckung nöthige
Haut alsdann dem eigenen Körper des Kran-
ken, und zwar meistens den: Oberarm und
den: Oberschenkel. Diese Körpertheile werden
namentlich zum Hauterfatz herangezogen bei
Hautverpflanzungen nach der Methode des
Genfer Arztes Neverdin.
Bei dieser Operation zieht der Arzt die
Haut der betreffenden Körpertheile etwas em-
por und schneidet aus ihr kleine, flache, spin-
delförmige Oberhautstückchcn von ein bis zwei
Centimcter Längendurchmesser mit einer schar-
fe:: Scheere heraus. Da man zur Bedeckung
einer größeren Wundfläche, wie erklärlich, einer
ziemlich großen Airzahl solcher Hautstückchen
bedarf, so entnimmt inan sie von verschiedenen
Stellen. Die kleinen Wunden vernarben dann
ziemlich rasch. Die abgeschnittenen, spindel-
förmigen Hautläppchen werden, nur wenig
von einander entfernt, nut ihrer unteren Seite
auf die zu bepflanzende Körperstelle, beispiels-
weise auf die durch eine Verätzung ihrer Haut
beraubte Wange, gelegt. Die Wundfläche ist
vorher mit einer Kochsalzlösung gereinigt worden, nicht
aber mit den sonst üblichen desinfizirenden Mitteln,
ivie Karbol und Sublimat, weil dann Eiweißgcrin-
nung einlretcn würde, und wird also gleichsam mit
den Hautläppchen gepflastert. Auf die überdeckte Kör-
perparthic wird eine Watteschicht gelegt, die durch Ga-
zebinden befestigt wird, damit sich der Verband nicht
 
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