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ei essen Rücktritt vom Amte übernahm sein Nachfolger Henrich die Bau-
leitung, und am Sonntag den 5. Dezember 1847, dem Vorfeste des Schutz-
patrons, fand die feierliche Wiedereröffnung des Gotteshauses für den
evangelisch-lutherischen Gottesdienst statt. Man hatte mit einem Kosten-
aufwande von zusammen rund 74000 Gulden die Laterne mit Helm und das
oberste massive Geschoss des Thurmes abgebrochen und erneuert, fast
sämmtliche Gewölbe im Schiff, Chor und Thurm neu gemauert, die Kirche
und den Thurm innen und aussen neu geputzt, die Thürmerwohnung ans
dem Bodenraum entfernt, den Dachstuhl und die Deckung fast ganz
erneuert. Die das Gebäude verunstaltenden und das Innere verdunkelnden
Schuppen und Lädchen, sowie die hölzernen, zweigeschossigen, aus der
Renaissancezeit stammenden Emporen, welche sich auf die Nord- und
AVestseite erstreckten, wurden entfernt, neue Emporen im nördlichen Schiff
errichtet, die im Südwesten und Nordosten auf der Gallerie befindlichen Eck-
thürme neu hergestellt, Gewände, Gesimse, Maasswerke, Brüstungen u. s. w.
durch den Steinmetzen ausgeflickt und zum Theil erneuert. Dann erhielt
die Kirche einen neuen Plattenbelag, Altar, Kanzel, Kirchen- und Chor-
stühle und eine neue Glocke; eine zweite Glocke, die Orgel und die Grab-
steine Sigfrids zum Paradies und seiner zweiten Frau wurden aus der
Heiliggeist-Kirche übernommen. Die in den Umfassungswänden befind-
lichen Nischen und zwei Thüren der Südseite wurden vermauert, die
nördliche Eingangsthüre wieder geöffnet (Fig. 47 und 48) und das Erd-
geschoss des Thunnes als Pfarrstübchen hergerichtet. Um letzteres zu
erreichen, liess man die Stiege in der westlichen Thurmmauer, welche
nach oben führte, zugleich mit der Thüre unter den Emporen zumauern
und eine kleine Eingangsthüre auf der Ostseite des Thurmes als unmittel-
bare Verbindung nach Aussen herstellen. Dann erhielt die Kirche eine
Kanalheizung, welche auf Kosten der Gemeinde zur Ausführung kam.
Die Kirchenwände wurden im Inneren mit Leimfarbe gestrichen, Pfeiler
und Rippen mit Oelfarbe, während Stühle, Altar, Orgel, Kanzel und
Brüstungen der Emporen gefirnisst wurden.

Bei den Wiederherstellungsarbeiten waren u. A. betheiligt: Der
Bildhauer Minet, die Maler Rauch und Dieckert, die Firma J. S. Fries
Sohn (eiserner Helm), der Steinmetzmeister Rust, Maurermeister Ritter,
Zimmermeister Lindheimer, Schreinermeister Kothe und Schlossermeister
Garny.

Im Jahre 1869 wurden zur Sicherung des Thurmes gegen Feuers-
gefahr die hölzernen Läden durch eiserne mit Drahtgeflechten versehene
Rahmen ersetzt und 1891—92 Wände und Decken der Kirche neu
bemalt.
 
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