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Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste — 5.1759

DOI article:
Winckelmann, Johann Joachim: Erinnerung über die Betrachtung der Werke der Kunst
DOI article:
Winckelmann, Johann Joachim: Von der Grazie in Werken der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.66503#0021

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der Werke der Kunst.

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entwerfen und mit Phlegma ausführen. Meine
Meinung geht auf solche Arbeiten, deren größtes
Verdienst der Fleiß allein ist, wie die aus der Ber-
ninischen Schule in Marmor, und die vomDenner,
Seybold *, und ihres gleichen auf Leinewand.
Mein Leser! Es ist diese Erinnerung nöthig.
Denn da die mehresten Menschen nur an der Schale
der Dinge umhergehen; so ziehet auch das Liebliche,
das Glänzende unser Auge zuerst an, und die bloße
Warnung für Irrungen, wie hier nur geschehen kön-
nen, machet den ersten Schritt zur Kenntniß.
Ich habe überhaupt in etlichen Jahren meines
Aufenthalts in Italien eine fasttägliche Erfahrung,
wie sonderlich junge Reisende von blinden Führern ge-
leitet werden, und wie nüchtern ste über die Meister-
stücke der Kunst hinstattern. Ich behalte mir vor,
einen ausführlicher» Unterricht hierüber zu ertheilen.
II.
Von der Grazie in Werken der
Kunst.
(T^ie Grazie ist das vernünftig gefällige. Es ist
ein Begriff von weitem Umfange, weil er sich
auf alle Handlungen erstrecket. Die Grazie ist ein
Geschenk des Himmels, aber nicht wie die Schön-
heit:
* Dieß ist aber nur von einer gewissen Art Seyboldi-
scher Köpfe zu verstehen, wo der Geist, den der
Künstler in andern Köpfen gezeiget hat, dem Fleiße
aufgeopfert zu seyn scheint. Denn Seybold hat be-
kannter maßen mehr als eine Schilderweise.
 
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