Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (5.1759)

Prosaische Gedichte. zu
»Luft müsse den singenden Vogel in seinem Flug
»ermorden, und das Gras auf den Feldern sey der
»Tod der hüpfenden Thiere!» Endlich schimpft er
auf die Götter. »Verruchter! Und du bist ein
«Gott? prale nicht mit dem hochtönenden Namen!
»Du warst der Schandbarste unter den Menschen
»gewesen!
«Ich fluch euch, ihr Götter, wennFreveltha-
»ten die Unsterblichkeit bringen. Ich Veracht eure
»Himmel, wie eure Blitze, und spotte des rächerischen
»Donners des Jupiters. Da mir alle meine Freu?
»den geraubt sind, warum verziehn seine Donner,
»mich in diese Fluth zu begraben, wo meine Seele
»starb!» — Wir wünschten, daß der Herr Verfasser
dieß Gemählde aus seiner Gallerie heraus geworfen
hätte: Würde nicht ein süßes Klagelied über den Ver-
lust seiner Naide in tibullischen Tönen eine weit rüh-
rendere Wirkung auf unser Herz gemacht haben?
V.
Philotas, ein Trauerspiel. Berlin, bey
Voß, 1759.
HAir haben schon anderswo angemerkt, daß unser
Theater nie bey den Ausländern ein besondres
Ansehen erhalten werde, wenn wir den dramatischen
Werken nicht einen eigenthümlichen, von den Wer-
ken andrer Völker verschiednen, Charakter anerschaft
fen, der uns von dem Vorwurfe der sklavischen Nach-
U 5 ahmung