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Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste — 5.1759

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https://doi.org/10.11588/diglit.66503#0195

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Vermischte Nachrichten. 187
Die Tugend erscheinet in einer weiblichen Ge-
stalt , in einer simpeln langen Stola sehr bescheiden
gekleidet; ihr Haar stießet aufgelöst über ihre Schul-
tern, ohne irgend einige Zierrath, als einer Binde:
ihre Blicke sind bescheiden, heiter, und empfindlich;
indem sie ihren Untergebnen ermahnet, und auf den
nakten und steilen Felsen, als ein Sinnbild der Ar-
beit , Gefahr und Schwierigkeit zeiget, die den Pfad
-es wahren Ruhms begleiten. Es ist eine gewisse
Einfalt in dieser Figur, welche vielleicht dem Auge
eines gemeinen Zuschauers mißfallen, desto mehr aber
jedem, der mit der Manier der Alten bekannt ist,
sich empfehlen wird.
Auf der andern Seite wird das Auge durch die
Wollust mächtig gereizt, die unter dem Charakter
-er Venus vorgestellet wird, und den Helden mit
allen Schmeicheleyen der Liebe und des Ausdrucks
anredet. Eine Hand ist ausgestrecket, ihre Bered-
samkeit anzuzeigen: mit der andern weiset sie auf ei-
nige Scenen von weibischen Ergötzlichkeiten, welche
übrigens vor den Augen des Zuschauers verdeckt lie-
gen: ein kleiner Cupido hält seine Mutter mit ei-
ner Hand, und mit der andern reicht er dem Her-
kules eine volle aufgeblähte Rose. In der Gestalt
-er Wollust finden wir keinen Schein von falschen
und übertriebnen Zierrathen. Die Draperie be-
steht in einem aufgelösten Gewände und einem ge-
stickten Gürtel; sie trägt kleine Halbstiefeln; ihr
Haar ist mit einem Blumenkränze durchwunden; ein
Theil darvon stießt auf ihrem Nacken herunter; das
übrige ist auf griechische Art aufgeschlagen.

Der
 
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