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Bergner, Heinrich [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0011
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VORWORT.

Die Denkmäler des Kreises Naumburg sind von mir im Sommer 1901
aufgenommen worden. Vorarbeiten außer den gedruckten standen hier nicht zu
Gebote. Ich trage somit die Verantwortung für alle mitgeteilten Pläne und
Zeichnungen. Nur bei den Inschriften habe ich mich der trefflichen Sammlung
von Mitzschke bedient, deren Texte, soweit dies noch möglich war, verglichen, dabei
aber nur selten Grund zu Verbesserungen gefunden.

Bei der Fülle der Denkmäler drängte sich eine Teilung des Stoffes von selbst
auf. Pforte und die Dorfschaften werden ein zweites Heft von gleichem
Umfang ergeben. Zugleich nötigte die vornehme Stellung der Naumburger Kunst,
die Betrachtung zu vertiefen und den Dingen ernsthaft auf den Leib zu rücken.
Wie wenig ist beispielsweise bisher die Kenntnis des Ornaments durch allgemeine
Beschreibung gefördert worden. Wir sind über farblose Sätze und Schlagworte
nicht viel hinausgekommen. Der Versuch, das Ornament auf seine Elemente
zurückzuführen, seine Bildungsgesetze zu analysieren, das technische Verfahren
festzustellen, mußte einmal gemacht werden und dazu bot Naumburg das
vorzüglichste Material. Die Resultate haben m. E. die Mühe reichlich gelohnt. Der
mühselige Weg eindringender Stilvergleichung konnte auch bei allen anderen
Gattungen der Denkmäler, selbst den geringsten, nicht verlassen werden. Versucht
man erst, die Monumente zudringlich jind nach allen Seiten auszufragen, so
antworten sie auch und sie haben-sehr viel zu verraten. Ihre Aussagen ergeben
einen Boden, der sicherer ist als angelerüteSöhuIweisheit oder unklare Überlieferung,
und sie eröffnen das Vertrauen, daß es sich in der Kunstbetrachtung nicht mehr
um persönliche Urteile, sondern um unanfechtbares, historisches Wissen handelt.
Es ist deshalb auch mit Abbildungen nicht gegeizt worden. Der Leser wird so
am besten Gelegenheit finden, die Tatsachen nicht zu glauben, sondern zu sehen.

Zugleich ergab sich mir ein Resultat, auf das ich selbst am wenigsten gefaßt
war. Hinter den Werken treten die Künstler hervor, ganz charaktervolle,
festumrissene Erscheinungen. Man wird solche Beobachtungen nur an Stätten
machen können, wo eigenes Kunstleben blüht. Nun hat gerade Naumburg, das
hohe Stift, die Klöster und die Stadt in seiner guten Zeit allerhand Meister
dauernd und reichlich beschäftigt. Der Import ist im Verhältnis gering. Wir
können die Art und Entwicklung des Einzelnen feststellen. Was hier gewonnen
wurde, ergibt am deutlichsten die kunststatistische Übersicht, die aus der Sache
heraus wesentlich Künstlergeschichte geworden ist.

Ich gestehe, daß ich mit großen Erwartungen an den Gegenstand herantrat.
Sie sind durch den Befund weit übertroffen worden. Wer Naumburg zu kennen
glaubt, wird mir leicht darin zustimmen.

Schließlich erfülle ich mit aufrichtiger Freude die Pflicht der Dankbarkeit
gegen die trefflichen Männer, welche mir jede Art von Hilfe und Unterstützung
 
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