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Bergner, Heinrich [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0274
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Naumburg. Das Kloster St. Moritz: die Pfarre. — Die Stadtkirche St. Wenzel: die Kirche. 231

Im Garten der Pfarrei sind zwei schlichte achteckige gotische Taufbecken
aufgestellt. Ein von Langenberg 1486 errichteter Ziehbrunnen vor der Pfarre
trug eine Inschrift, deren Anfang lautete:

AltttD . imi . 11t . CCCC . tont . r . (everendus)

Nut . ItitljnriUJö . Inngcitborg

Die abschriftlich überlieferte Lesung [XXX . Dir . NntittUö ist an sich sinnlos,
scheitert aber auch an der Tatsache, daß Langenberg erst 1483 Propst wurde.

Die Stadtkirche St. Wenzel.

1. Die Kirche.

Puttrick, Naumburg fol. 61. —• K. Schöppe, Geschichte, Erneuerung und Wiederweihe
der St. Wenzelskirche. Naumburg 1894. — W. Küssow, Die Wenzelskirche in Naumburg,
Denkmalpflege III, 116. — R. Schultze, ebenda IV, 5.

Die alte Stadtpfarrkirche St. Wenzel (parochia sancti Weneczlai) wird
zufällig erst 1228 genannt, wo Papst Gregor IX. sie dem Bischof bestätigt und
1275 durch B. Meinher dem Domkapitel einverleibt. Das Patronat wurde vom
Kapitel zunächst dem Gerichtsherrn von Grochlitz und 1324 dem Dompropst
übertragen. Dies Verhältnis war dem Eingänge des Evangeliums sehr hinderlich.
Nach vergeblichen Versuchen, 1520 durch M. Pfennig, 1526 durch M. Joh. Langer
aus Bolkenhain ward die Kanzel von St. "Wenzel erst 1532 dem reinen lauteren
Worte gewonnen und vom Bat mit M. Gallus besetzt, endlich 1536 durch
Entscheid des Reichskammergerichts auch das Patronat dem Stifte entwunden.

Die Baugeschichte ist durch die drei Brände von 1411, 1473 und 1517
bestimmt. Der Turm, von welchem seit 1400 nach dem Testament Burkhards
von Brückerode der „Bierrufer“ den jungen Tag mit dem Liede „Christ, heiliger
Kaiser“ anzusingen hatte, brannte 1411 nieder. Der Grundstein des Neubaues,
der, von Zeitz geholt, 1/2 ß kostete, wurde vom Bischof Gerhard am Sonntag nach
Bartholomäi selbst gelegt. Wie üblich wurde lange und fortdauernd gearbeitet.
Noch 1466 wird die Hütte erwähnt und ein Werkmeister gedingt. Bei dem
großen Brande der Stadt 1473 ging auch die Kirche in Flammen auf und es
folgte ein Neubau bis 1511, wozu allgemeine Almosen geheischt wurden. 1490 war
der Turm unter dem Zimmermeister Hans Hammer fertig, mit Schiefer gedeckt
und mit einem Seiger versehen. 1511 wurde die Kirche mit den Altären und
dem Kirchhofe neu geweiht. Doch noch 1513 ist daran ein Hausmannsgebäude
und ein Stüblein im Turm verfertigt und 1517 die Kirche unter Meister Georg
mit Schiefer gedeckt. Die Turmspitze errichtete Sebald Waldsteiner von
Altenburg, die Kupferdachung Nikolaus Albrecht von Gera. Jakob Heylmann
von Annaberg sollte die Steinmetzarbeit übernehmen. Da legte der furchtbare
Brand von 1517 Okt. 21. die Kirche bis auf die Umfassungsmauern abermals in
Asche. Erneuerung und Ausbau währten bis 1523. Meister Hans Poltegast
sollte die Kragsteine bereiten, den schadhaften Sims erneuern, den Wendelstein
mit Eisen befestigen (ausbussen) und die Tür aus der Wendelstein winde in den
(südl.) Turm brechen. Ein Meister von Fulda machte den Seiger. 1520 wurde
das Simswerk am Turm ergänzt, Spitze und Erker gerichtet, bekleidet und
ausgemauert und 1523 neue Glocken von 1518 und Altäre geweiht, letztere von
 
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