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Kreis Naumburg.
während die Messe verödete, bis 1532 wieder ein evangelischer Pfarrer, M. Gallus,
berufen wurde. Die beiden Klöster gingen gleichzeitig zum Luthertum über,
was sie vor der kurfürstlichen Sequestration keineswegs schützte. St. Othmar
und die Marienkirche folgten und als die Stadt in der Person des Dr. Nik. Medler
1536 den ersten Superintendenten, einen Mann von durchgreifender Energie,
erhielt, der alsbald 1537 eine neue Kirchen- und Schulordnung einführte, wagte
wieder das Volk den letzten Sturm, indem es ihm 1541 mit Äxten die verschlossenen
Türen des Doms öffnete und den Weg zur Kanzel der Kathedrale bahnte. Nach
dem Tode Bischof Philipps entstand der naheliegende Gedanke, in dem ersten
erledigten Stiftsgebiet der Kurlande einen evangelischen Bischof einzusetzen und
Nikolaus v. Amsdorf wurde zu dem Experimente ausersehen. Am 19. Jan. 1542
ward er von Luther ordiniert. Der große politische Umschwung von 1547 machte
mit seiner Herrlichkeit ein Ende. Julius v. Pflug, schon 1541 vom Domkapitel
gewählt, ergriff das sehr beschränkte Regiment, führte im Dom wieder die Messe
ein, mußte aber in Stadt und Land das Luthertum dulden und als er 3564 starb,
hinterließ er nur einen ganz kleinen Kreis aristokratischer Freunde, welche im
Herzen dem alten Glauben zugetan waren. Das Bistum ging mit ihm zu Grabe.
III. Literatur.
Die Geschichtsschreibung der Stadt und des Stifts ist erstmals durch
C. P. Lepsius auf festen Boden gestellt worden. In seiner Bischofsgeschichte hat
er den großen Rahmen der Ereignisse auf streng historischer Grundlage geschaffen
und in einer großen Zahl von Monographien die Schicksale einzelner Orte,
Institute, Bau- und Kunstwerke aufgehellt. In jeder Zeile verrät sich der
nüchterne Geist, der durch den ungeheuren Wust der Überlieferung zur Klarheit
drang, vielfach neue Quellen erschloß und in meisterhafter Kürze das Bild der
Wirklichkeit zeichnete. Auf seinen Schultern stehend, hat neuerdings Borkowsky
eine farbenreiche Stadtgeschichte geliefert, die durch feine Stimmungsmalerei
ausgezeichnet ist.
Die Kunstgeschichte blieb dagegen trotz des reichen und vornehmen Denk-
mälerschatzes so gut wie brach liegen. Für das Puttrichsche Sammelwerk hatte
Lepsius den Dom bearbeitet (1842). Hier schlug er leider, durch den an sich
richtigen Verstand der Urkunde von 1249 verleitet, den Irrweg ein, das romanische
Bauwerk als Gründungsbau des 11. Jahrhunderts nachzuweisen. Seitdem hat sich
ein kompetenter Beurteiler der Naumburger Baukunst nicht mehr gefunden,
dagegen hat August Sclnnarsow 1892 als Text zu den verdienten Flottwellschen
Aufnahmen eine sachlich tief eindringende und meist zutreffende Würdigung
der Bildwerke des großen Plastikers geliefert. In archäologischer Beziehung
unschätzbar ist schließlich die von Mitzschke 1877—81 veranstaltete Sammlung der
Naumburger Inschriften, vorbildlich durch Fleiß und Treue.
Schon Lepsius hat die älteren Arbeiten zusammengestellt und treffend
charakterisiert. Es sind dies:
Johannes Eisenhart v. Eisenach (f 1462), Kapitular und Dechant am Dom,
Acta et facta praesulum Numburgensium in Paullinis Syntayma rerum Germ.
129—152.
Kreis Naumburg.
während die Messe verödete, bis 1532 wieder ein evangelischer Pfarrer, M. Gallus,
berufen wurde. Die beiden Klöster gingen gleichzeitig zum Luthertum über,
was sie vor der kurfürstlichen Sequestration keineswegs schützte. St. Othmar
und die Marienkirche folgten und als die Stadt in der Person des Dr. Nik. Medler
1536 den ersten Superintendenten, einen Mann von durchgreifender Energie,
erhielt, der alsbald 1537 eine neue Kirchen- und Schulordnung einführte, wagte
wieder das Volk den letzten Sturm, indem es ihm 1541 mit Äxten die verschlossenen
Türen des Doms öffnete und den Weg zur Kanzel der Kathedrale bahnte. Nach
dem Tode Bischof Philipps entstand der naheliegende Gedanke, in dem ersten
erledigten Stiftsgebiet der Kurlande einen evangelischen Bischof einzusetzen und
Nikolaus v. Amsdorf wurde zu dem Experimente ausersehen. Am 19. Jan. 1542
ward er von Luther ordiniert. Der große politische Umschwung von 1547 machte
mit seiner Herrlichkeit ein Ende. Julius v. Pflug, schon 1541 vom Domkapitel
gewählt, ergriff das sehr beschränkte Regiment, führte im Dom wieder die Messe
ein, mußte aber in Stadt und Land das Luthertum dulden und als er 3564 starb,
hinterließ er nur einen ganz kleinen Kreis aristokratischer Freunde, welche im
Herzen dem alten Glauben zugetan waren. Das Bistum ging mit ihm zu Grabe.
III. Literatur.
Die Geschichtsschreibung der Stadt und des Stifts ist erstmals durch
C. P. Lepsius auf festen Boden gestellt worden. In seiner Bischofsgeschichte hat
er den großen Rahmen der Ereignisse auf streng historischer Grundlage geschaffen
und in einer großen Zahl von Monographien die Schicksale einzelner Orte,
Institute, Bau- und Kunstwerke aufgehellt. In jeder Zeile verrät sich der
nüchterne Geist, der durch den ungeheuren Wust der Überlieferung zur Klarheit
drang, vielfach neue Quellen erschloß und in meisterhafter Kürze das Bild der
Wirklichkeit zeichnete. Auf seinen Schultern stehend, hat neuerdings Borkowsky
eine farbenreiche Stadtgeschichte geliefert, die durch feine Stimmungsmalerei
ausgezeichnet ist.
Die Kunstgeschichte blieb dagegen trotz des reichen und vornehmen Denk-
mälerschatzes so gut wie brach liegen. Für das Puttrichsche Sammelwerk hatte
Lepsius den Dom bearbeitet (1842). Hier schlug er leider, durch den an sich
richtigen Verstand der Urkunde von 1249 verleitet, den Irrweg ein, das romanische
Bauwerk als Gründungsbau des 11. Jahrhunderts nachzuweisen. Seitdem hat sich
ein kompetenter Beurteiler der Naumburger Baukunst nicht mehr gefunden,
dagegen hat August Sclnnarsow 1892 als Text zu den verdienten Flottwellschen
Aufnahmen eine sachlich tief eindringende und meist zutreffende Würdigung
der Bildwerke des großen Plastikers geliefert. In archäologischer Beziehung
unschätzbar ist schließlich die von Mitzschke 1877—81 veranstaltete Sammlung der
Naumburger Inschriften, vorbildlich durch Fleiß und Treue.
Schon Lepsius hat die älteren Arbeiten zusammengestellt und treffend
charakterisiert. Es sind dies:
Johannes Eisenhart v. Eisenach (f 1462), Kapitular und Dechant am Dom,
Acta et facta praesulum Numburgensium in Paullinis Syntayma rerum Germ.
129—152.