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Bergner, Heinrich [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0188
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Naumburg. Dom. Chorstühle.

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Kielbögen, durch Fialen getrennt. In clen Giebelfeldern steigen je zwei reliefierte
Löwen an der Kreuzblume über dem Kielbogen auf. Die Wangen der Rück-
wand sind wie bei dem frühgotisclien Gestühl (1.) in zwei Geschosse gegliedert,
vorn mit Säulchen besetzt, im Dekor aber ganz verschieden behandelt. Die
kleinen Wangen sind mit Blendmaßwerk ausgelegt und enden, in vielgestaltigen
Kreis- und Kreuzformen. Die Detailbildungen der
Wangen sind nach beistehendem Schema:

a) Südseite. 1. Das untere Stirnsäulchen ist
fialenartig mit Schlußgiebelchen gestaltet, das obere
rund mit roh ausgestochenen Ranken und Klee-
blättern übersponnen, ein dickerer Knauf dient als
Kapital. Dahinter ist die Eichenbohle in einem
halben Okulus durchbrochen, von beiden Seiten mit
breiten, flachen Weinlaubrahmen eingefaßt und mit
dem Motiv des hasenhetzenden Hundes gefüllt.

2. Vierpaß mit vier gekräuselten und aufgetriebenen
Ahornblättern gefüllt, außen in den Winkeln Lilien-
spitzen. 3. Kreis durchbrochen und mit feinem
Sternmuster aus Blättern, Ranken und Blumen gefüllt. Außen in den Diagonalen
Lilienspitzen. 4 wie 2, doch ohne Lilien. 5 u. 7. Rautenkreuze mit Lilienenden.
6. Sechspaß mit Lilien, mit zwei geflügelten Greifen gefüllt, deren Hälse ver-
schlungen sind. 8. Kreis mit vier Lilien, innen zwei Greife neben dem Lebens-
baum in krausen Gitterranken. 9. Sechspaß mit flachem Weinlaub. 10 wie 1,
doch ohne Tierfüllung.

b) Kords eite. 1. Die Hauptwange ist ganz geometrisch mit Maßwerk

gefüllt, das untere Stirnsäulchen viereckig mit Giebel- und Kreuzblumenkapitäl,
das obere achteckig in einen Bildstock endigend. 2. Sechspaß mit Lilien, innen
Rosette. 3. Kreis, darin eine Rosette aus Akanthuslaub von sechs eingebogenen
Stäben gehalten wird. 4 u. 6. große Kreisrosetten. 5. Rautenkreuz mit Lilien-
enden auf einem Quadrat, in dessen Ecken nochmals Lilien. 7. Kreis mit Lilien,
innen Füllung von sechs im Kreis gezogenen Fischblasen und darin nochmals
sechs ebenso geordnete Lilien. 8 wie 5. 9 wie 3. 10. Hauptwange. Das untere

kurze Stirnsäulchen geht in eine dicke Tannenzapfentrommel hinein, kommt als
Vierecksäule wieder heraus, die abgekantet eine ebensolche Trommel als Kapital
trägt. Die Füllung besteht aus flachem hochumrandeten und aufgetriebenen
Brombeerlaub.

Die Schiedwände sind denen von 1 ganz ähnlich, womöglich noch ge-
drungener, doch die Knöpfe der Rundungen und die Kapitäle der runden Stirn-
säulchen glatt. Es macht dies den Eindruck, als seien die Sitze selbst viel älter,
noch aus dem 14. Jahrhundert und erst später mit neuem Dorsal und Wangen ver-
sehen worden. Ob ein eingeschnittenes Schildchen t+jH den Schreiner bezeichnen
soll, bleibe dahingestellt. V--/

4. Der Drei sitz am Lettner ist ein graziöses, spätgotisches Stück von hohem
dekorativen Reiz im Stil wie 2. Die Wangen haben gedrehte Stirnsäulchen und
biegen oben in Kurven zurück, darinnen Edelknappen in Ranken frei aus-
geschnitten sind. Der eine in engem Rock mit Zaddeln greift mit der Rechten

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